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1696 - In den Ruinen des Mars

Titel: 1696 - In den Ruinen des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war. Normalerweise herrschte an Bord terranischer Schiffe ein Zustand beinahe klinischer 'Sauberkeit, abgesehen von den privaten Räumen der Mannschaft, in denen ein Hauch gemütlicher Schlamperei zulässig war. Jetzt aber sah die WEGA aus, als habe man sie mit offenen Schleusen in einen riesigen, stinkenden Morast getaucht und wieder herausgezogen. „Ist dir klar, daß wir für dein verd..." - der Kommandant beherrschte sich mühsam - „... dein Zeug ein paar Schotts und Trennwände haben herausnehmen müssen, um Platz genug für dieses Teufelszeug zu kriegen?"
    „Ich habe mit so etwas gerechnet", gab Tyler Danning zu. „Tut mir aufrichtig leid."
    „Deine Anteilnahme macht unser Schiff auch nicht stabiler", knurrte der Kommandant; das Namensschild auf seiner Montur wies ihn als Kyll Bordon aus. „Wozu soll das alles überhaupt gut sein?"
    „Forschung", antwortete Danning knapp. „Dieses Zeug, wie du es nennst, ist einzigartig im Kosmos und verdient unsere Aufmerksamkeit."
    „Es verdient, in die Sonne geschossen zu werden", maulte Bordon gereizt. „Aber gut, wie du willst – sieh dich um. Aber eines sage ich dir: Wenn dieses Vieh, oder was es ist, sich an einem meiner Leute vergreift, nehme ich keine Rücksicht mehr und schmeiße den ganzen Dreck ins All. Verstanden?" Tyler Danning preßte die Lippen aufeinander. „Ich nehme an, du hast dir dazu eine Genehmigung verschafft", antwortete er; der Miene seines Gegenübers konnte er entnehmen, daß Bordon diese Erlaubnis nicht hatte. „Kann ich mich an Bord frei bewegen?"
    „So frei, wie es dieser Brei zuläßt", gab Kyll Bordon zurück und entfernte sich.
    Tyler Danning stieß einen leisen Seufzer aus. Er hatte mit Schwierigkeiten gerechnet, wenn auch nicht mit diesen. Es war offensichtlich, mit welchen Problemen die Besatzung zu kämpfen hatte. Das Sheravyl-Biotop verhielt sich zwar träger als auf dem Marsboden, aber es entwickelte noch immer eine ungeheure Lebendigkeit. In den riesigen Hallen und Hangars des Tenders stapelte sich das brodelnde und zuckende Leben mehrere Meter hoch. Ranken und Tentakel krochen an den Wänden hoch, Nesselfäden wühlten sich in winzige Ritzen; wo immer es einen Hohlraum gab, wurde er von dem Biotop ausgefüllt und besetzt. Die Besatzung hatte keine andere Wahl: Sie mußte an Bord des eigenen Schilfes Schutzanzüge tragen, und es war auch ratsam, Strahler schußbereit zu halten. Das Gemisch aus unzähligen verschiedenen Pflanzen war nach wie vor hochgefährlich. Wenn Tyler Danning an einem der Menschen vorbeiging und durch die Helmscheibe blickte, konnte er grimmige, ja wütende Gesichter sehen. Offenkundig kamen sich die Männer und Frauen der WEGA wie frühzeitliche Müllkutscher vor und hatten eine entsprechende Laune. „Danning an den Kommandanten -können wir starten?"
    „Jederzeit, aber es kommen gerade noch ein zwei Leute an Bord, ein Mann und eine Frau ..." Der leise Pfiff, den Kyll Bordon folgen ließ, zauberte ein schwaches Lächeln auf das Gesicht des Xeno-Biologen. Bei dem Mann handelte es sich höchstwahrscheinlich um Sheldon Freece, und die Frau, die diese Reaktion hervorgerufen hatte, konnte nur Kiraah sein. Einige Minuten später erschienen sie in der großen Schleuse, wo Tyler Danning sie in Empfang nahm. Während er Kiraah in die Arme schloß - keine besonders zärtliche Geste, wenn man SERUNS trug -, warf er einen letzten Blick hinab auf den Mars. Die Sheravyl-Region wirkte aus dieser Höhe wie eine klaffende Wunde in der Zivilisation, die den Mars überzogen hatte. Es war eine der wenigen Stellen der Marsoberfläche, an denen die Natur des roten Planeten unbeeinflußt zu sein schien, aber auch hier waren schon Menschen mit schwerem Gerät an der Arbeit. Das Team um Myles Kantor und Boris Siankow schickte sich an, tief in den Boden des Mars hineinzugraben, um ihm mit allen technischen Mitteln eines seiner letzten Geheimnisse zu entreißen. Dann schlossen sich die Tore der Schleuse, während die WEGA sich gleichzeitig in Bewegung setzte. Tyler Danning spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. Seit den Ereignissen an Bord der NEPTUN ORBITER verabscheute er die Raumfahrt. „Dein Labor ist in der Nacht teilweise an Bord dieses Schiffes gebracht worden", verriet Sheldon Freece. „Wir können also sofort an die Arbeit gehen, wenn du willst." Tyler Danning nickte. „Genau das habe ich vor", sagte er.
    Auf dem Weg zu den Räumen, die nunmehr seine Forschungsstation werden sollte, konnte er sich einen

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