170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo
ich diese Unruhe verspürt, denn ich wusste, dass solch ein fürchterliches Ereignis sich früher oder später zutragen würde.“
„Ihr wisst etwas über diese Krieger?“, fragte er, sichtlich verblüfft über ihre freimütigen Worte, obwohl er eine Verbindung zwischen den Barbaren und den Iren in der Bauernkate nie ganz ausgeschlossen hatte.
Schweigend neigte sie den Kopf, und Marcus beschlich der Verdacht, dass sie seine Frage bewusst umgehen wollte. Ihr ausweichendes Verhalten erzürnte ihn, und so hielt er sie am Arm fest.
„Was wisst Ihr von diesen Kelten?“, verlangte er zu erfahren. Die Frage klang beinahe schroff, da seine unbändige Wut erneut die Oberhand gewann, obgleich die schöne Frau ganz andere Gefühle in ihm hervorrief. „Kommen sie zurück? Halten sich noch weitere Krieger hier in den Wäldern versteckt, um aus dem Hinterhalt …?“
„Nein!“, entgegnete Keelin verärgert und entzog sich seinem allzu festen Griff. „Zumindest glaube ich es nicht. Die Mageean-Krieger haben sich bei der Verfolgung nie aufgeteilt … sie sind stets zusammen durch die Wälder gestreift, als eine …“
„Weiter! Was wisst Ihr noch?“, warf Marcus ungehalten ein.
„Es sind Ruairc Mageeans Männer. Und sie suchen mich “, entgegnete sie niedergeschlagen. „Seit vier Jahren schon jagen sie meinen Onkel und mich. Wir haben uns während dieser Zeit in England versteckt gehalten und sind immer dann weitergezogen, wenn unsere Verfolger uns zu nahe kamen.“
Marcus vergaß in diesem Augenblick seine Unsicherheit. Denn Keelin O’Shea hatte die Antworten auf seine drängenden Fragen. Sie kannte jene Krieger, die seinen Vater auf dem Gewissen hatten, und nun war es seine Absicht, herauszufinden, wie viel sie noch wusste. Zum ersten Mal in seinem Leben war er nicht gänzlich gehemmt und überwältigt von der Nähe einer wunderschönen Frau. Obwohl er sich in ihrer Gegenwart nach wie vor etwas unbeholfen gab, gelang es ihm doch, mit ihr zu sprechen. Er hatte sie sogar berührt, ohne verwirrt die Fassung zu verlieren und zu stottern. Sein ganzes Sinnen und Trachten war in diesem Augenblick darauf gerichtet, zu erfahren, wer seinen Vater ermordet hatte, und er fühlte sich in seinen Rachegedanken wie von unzähligen Flammen verzehrt. „Wer ist Ruairc Mageean?“, entfuhr es ihm hitzig.
„Nun …“ Keelin musste schlucken, da der Zorn des jungen Grafen sie eingeschüchtert hatte. Gewiss, noch war er Herr seiner starken Gefühlswallungen, aber es musste Furcht erregend sein, wenn er seiner Wut freien Lauf ließ. Jetzt war offenbar nicht der Zeitpunkt, ihre Bitte zu äußern. Es erschien ihr sogar klüger, den Engländer allein zu lassen. „Das ist eine lange Geschichte, aber es mag Euch genügen, dass der Clan der Mageean meiner Familie feindlich gesonnen ist. Ihr Anführer ist ein grausamer und herzloser Mann, der nach der Macht strebt, die mein Vater innegehabt hat, und der ganz Munster in seine Gewalt bringen will, wenn er nur …“
„Wenn er nur …?“, bedrängte Lord Wrexton sie, wobei er seinen Zorn kaum zurückhalten konnte.
„Wenn er nur die Macht hätte, meine Heimat zu unterwerfen“, fügte sie unsicher hinzu, bevor sie sich von ihm abwandte und mit flinken Schritten den Pfad zur Hütte nahm.
Marcus blieb stehen und konnte seine Gedanken nicht von der Frau losreißen, die vor wenigen Augenblicken in dem dichten Waldstück verschwunden war, das die Hütte von dem Bachlauf trennte. Eigentlich hätte er sich erleichtert fühlen müssen, wieder allein zu sein, doch dann hörte er einen Schrei, der ihm das Blut in den Adern stocken ließ. Es war der Hilfeschrei einer Frau.
Marcus ließ sein Gewand fallen und stürmte auf den Wald zu.
2. KAPITEL
Keelin hatte erst eine kurze Strecke des Pfades zurückgelegt, als plötzlich ein wild aussehender Bursche aus dem Dickicht trat. Der Angreifer versuchte, ihr mit einer Hand den Mund zuzuhalten, während er sie mit dem anderen Arm fest umklammert hielt. Dann zerrte er sie durch das Unterholz, genau in die entgegengesetzte Richtung der Hütte. Mit jedem Atemzug schwand ihre Hoffnung auf Hilfe.
Sie schlug wild um sich, kratzte und trat nach dem Schurken, der sie ohne Erbarmen unsanft über den Waldboden schleifte, aber ihre Gegenwehr war zwecklos. Sie konnte sich nicht aus dem harten Griff des Mannes befreien, doch es gelang ihr, einen verzweifelten Schrei auszustoßen.
Der keltische Krieger blieb wutschnaubend stehen und presste eine Hand
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