1708 - Angst um Johnny C.
hatte er Pech.
Elton Marlowe war wohl nicht da. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Johnny wollte sich schon wieder abwenden, als sein Blick auf das Klingelschild fiel, das an jeder Tür angebracht war.
Er las den Namen.
Er las ihn einmal, auch ein zweites Mal, und dann schüttelte er den Kopf, wobei er flüsterte: »Das gibt es doch nicht …«
Es war nicht der Name Elton Marlowe, sondern Gary Chandler …
***
Erneut hatte es Johnny Conolly erwischt. Er war sprachlos geworden und musste diese Überraschung erst verdauen. Er hätte fast gelacht, was er nicht tat, dazu war die Lage einfach zu ernst.
Johnny dachte über den Namen Gary Chandler nach. Erst jetzt ging ihm auf, dass er ihn schon mal gehört hatte, auch wenn er sich im Moment kein Bild von Gary machen konnte. Aber der Name war ihm nicht unbekannt, und nach einigen Sekunden des Überlegens gelangte er zu dem Schluss, dass Chandler ein Mitstudent sein musste.
Es lag zudem auf der Hand, denn in dieser Etage wohnten wohl nur Studenten.
Chandler und nicht Marlowe.
Johnny musste jetzt davon ausgehen, dass sein Besucher gar nicht hier wohnte.
Wieder erinnerte er sich daran, was dieser Marlowe ihm gesagt hatte. Möglicherweise hatte es eine Warnung sein sollen. Ein geheimnisvoller Spuk in der Nacht. Wesen, die das Blut der Menschen trinken wollten, das alles konnte eine sensible Person schon nervös machen.
Johnny dachte für einen Moment darüber nach, ob er seinen Vater anrufen sollte. Nein, das kam nicht infrage. Er wollte auf eigenen Füßen stehen, das hatte er seinen Eltern oft genug gesagt, und so schnell wollte er keinen Rückzieher machen.
Noch etwas anderes spürte er. Es war ein menschliches Gefühl, einfach nur Hunger.
Wäre er zu Hause gewesen, hätte er seiner Mutter Sheila nur einen Wink zu geben brauchen. Aber er stand jetzt auf eigenen Füßen und würde sich sein Essen selbst besorgen müssen.
Draußen dämmerte es bereits, als Johnny das Haus verließ. Der Wind war stärker geworden, und Johnny drehte seinen Schal um den Hals. Schnee gab es so gut wie keinen mehr, nur in den Parks lagen hier und dort noch einige schmutzige Reste.
Allerdings waren die Temperaturen wieder gefallen. Dem trug Johnny Rechnung, als er sich aufmachte, einen Imbiss zu sich zu nehmen.
Es war ein Fast-Food-Restaurant, das Johnny betreten hatte. Allerdings ein Laden von der besseren Sorte. Mit Müsli-Ecke und einer Salattheke, in der alles knackfrisch war.
Großen Hunger verspürte Johnny jetzt nicht mehr. Er ging dorthin, wo es die frischen Sandwichs gab, und kaufte zwei Dreiecke. Zwischen den Toastscheiben lagen ein Salatblatt und eine Scheibe Putenfleisch, bedeckt mit einer gut gewürzten Soße.
Johnny setzte sich an einen Tisch, der etwas abseits des Trubels stand. Er hatte sich einen Saftdrink geholt und dachte darüber nach, dass er irgendwann in der nächsten Zeit einkaufen und seinen Kühlschrank füllen musste. Das hatte ihm seine Mutter zwar angeboten, aber Johnny hatte es nicht annehmen wollen.
Der Appetit kam mit dem Essen. Johnny kaufte noch ein weiteres Sandwich und fühlte sich schließlich gesättigt, als er auch das gegessen hatte.
Danach musste er darüber nachdenken, was er mit dem Abend anfangen sollte. Er hätte in sein Zimmer gehen und die Koffer auspacken können. In einem befanden sich wichtige Bücher, die er für das Studium brauchte, das erst in einigen Tagen wieder begann, denn am Beginn des Jahres war frei.
Lust hatte er nicht, und so verschob er es auf den nächsten Tag. Er blieb noch auf seinem Platz sitzen und dachte nach, wie es weitergehen würde. Es würde nicht mehr lange dauern, und er würde die erste Nacht in seinem neuen Zuhause verbringen. Er freute sich nicht mehr besonders darauf und wollte es so lang wie möglich hinauszögern. Die Zeit würde er schon totschlagen. In der Nähe gab es den einen oder anderen Pub, der ihm nicht unbekannt war. Er würde dort auch einige bekannte Gesichter sehen. Ob welche aus seinem Haus dabei waren, wusste er nicht.
Etwa eine Viertelstunde später betrat Johnny den Pub an der Ecke, in dem neulich ein Freund seinen Geburtstag gefeiert hatte. Das war eine harte Fete gewesen, deren Folgen Johnny noch zwei Tage später gespürt hatte.
Hinter der Theke herrschte Sissy. Eine dralle Frau mittleren Alters, die genau richtig für diesen Job war. Rau und herzlich gab sie sich, und als sie Johnny sah, winkte sie ihm kurz zu.
Johnny grüßte zurück, bevor er einen Tisch ansteuerte, an
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