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Darkons Tod

Darkons Tod

Titel: Darkons Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Prolog
    Viel Zeit war vergangen. Drei Monde, sagten die Menschen, doch für einen Dämon waren sie wie ein einziger Tag.
    Der Wind, der über das Dach der Schattenzone strich, über die Ebene der Unendlichkeit, war eisiger geworden. Heulend fing er sich in den Schründen der Berge und überzog die vereinzelt aufragenden Landinseln mit einer Decke glitzernder Schneekristalle.
    Blutrot war der Schnee – als hätte Magie ihn von den Schlachtfeldern dieser Welt herbeigetragen. Manchmal formten sich bizarre Gebilde von bedrückender Schönheit, ragten wie erstarrte Tränen aus der Ebene auf, und der Wind entlockte ihnen die Schreie und das Fluchen von Kriegern und das Stöhnen Verwundeter und Sterbender.
    »So wird es sein, wenn Gorgan und Vanga endlich uns gehören«, fauchte Darkon. »Die Kräfte des Lichts sind zu schwach, um diesen letzten Waffengang entscheiden zu können.«
    In seinen Augen loderten Feuer des Hasses. Die Arme der neuen Mumme, noch unfertig wirkend, zuckten heftig.
    »ALLUMEDDON«, stieß er verächtlich hervor. »Die Menschen hoffen vergeblich, daß es die Wende bringen wird, denn nichts kann stärker sein als die Kraft von Dämonen. Wie Würmer werden wir die Heerscharen des Lichts unter uns zertreten.«
    Ein verhaltenes Zischen antwortete ihm, während sich zugleich ein mächtiger, geschuppter Schädel mit gezacktem Rückenkamm näher heranschob. Yhr, die Schlange des Bösen, wußte, daß der Gegner zu kämpfen verstand:
    »Mythor und seine Gefährten werden das Zauberbuch der Weißen Magie vervollständigen.«
    Der Darkon, nun im Körper eines kräftigen, geübten Kriegers aus dem Norden, versetzte ihr einen wütenden Tritt. Allmählich begann er, sich an seine neue Gestalt zu gewöhnen. »Du kannst deine Niederlage noch immer nicht verwinden, Yhr. Vergiß nicht, daß ich zwei Kristalle des DRAGOMAE besitze. Mythor wird also nie die wirkliche Macht erreichen, und gerade diese beiden Steine, die zerstörende Wirkung entfalten, werden den Kräften des Lichts bei der Entscheidung fehlen.«
    »Du vergißt, daß Mythor sich im Todesstern dem Dach der Schattenzone nähert.«
    »Laß ihn nur kommen«, lachte Darkon grollend. »Ich kann es kaum erwarten, daß er eine meiner Mummen nach der anderen zerschlägt.«
    »Du…?« Heftig stieß die Schlange Yhr ihren kantigen Schädel in die Höhe und starrte den Dämon an. »Warum versuchst du nicht, diesen Emporkömmling zu vernichten und selbst die Herrschaft über Carlumen anzutreten?«
    »Ich werde es ihm nicht leicht machen, aber er soll auch meine vier letzten Mummen töten wie die anderen vorher.«
    »Warum?«
    Das Schneetreiben war dichter geworden. Aufrecht stapfte der Darkon über die weite Ebene – er begann, sich in seiner neuen Hülle zu gefallen. Aber um sein Ziel zu erreichen, mußte er sie opfern, wie alle anderen zuvor.
    Die Schlange Yhr wiederholte ihre Frage.
    »Mythor soll das Gefühl des Triumphs erleben«, antwortete der Herr der Finsternis, »um zugleich sich selbst damit zu vernichten. Er wird mich endgültig von meinem Dämonenleib befreien. Nur dann kann mein Geist in den Körper von Xatan schlüpfen.«
    »Xatan ist ein Menschensohn…«
    »…und doch anders. Ich habe ihn hegen und ausbilden lassen, um ihn eines Tages zu übernehmen. Mit ihm werde ich mich an die Spitze der Finsterheere stellen und zu ALLUMEDDON die Lichtmächte vernichtend schlagen. Selbst der Lichtbote wird mich nicht aufhalten können.«
    »XATAN AXATA TAXAT ATAXA NATAX«, murmelte Yhr. »Der Sohn wird durch die Finsternis zum Herrscher.«
    »Oder in der Umkehrung: Der Herrscher der Finsternis krönt den Sohn. Mit Menschenblut in den Adern werde ich unschlagbar sein.«

1.
    Längst lag die Circulur-Ader, der Lebensstrom der Schattenzone, hinter der fliegenden Stadt, die im Schlepptau des Todessterns in immer höhere Gefilde vordrang. Es gab keinen Wechsel zwischen Tag und Nacht – stets herrschte die gleiche eintönige Düsternis, die nur selten von lichtartigen Erscheinungen durchbrochen wurde. Allein die Stundengläser zeigten an, wieviel Zeit verstrich.
    Anfangs hatten die Carlumer unzählige Versuche unternommen, in den Todesstern einzudringen, um Sohn und Tochter des Kometen zu befreien. Doch blieben ihnen sämtliche Wege versperrt, seit die unbekannte Macht im Innern ihre Opfer bekommen hatte.
    Später rannten dann die Finstermächte gegen den Todesstern an, ohne dabei die fliegende Stadt zu beachten. Ihre Versuche, Zugänge zu öffnen, blieben nicht

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