1708 - Geheimsache Gender
Geheimsache Gender
Ein Toter lebt – er ist der Besucher aus dem Nirgendwo
von Robert Feldhoff
Nach dem Transfer des Dunkelplaneten Charon wissen es die Terraner: Das Universum besteht quasi aus zwei Seiten, die fest voneinander getrennt sind - und trotzdem zusammengehören. Moira benutzte den anschaulichen Vergleich mit einem Möbiusband, um diese Struktur des Universums zu verdeutlichen.
„Unsere" Seite, die Plus-Seite, wird Parresum genannt, die „andere" Seite Arresum. Wo auf unserer Seite kosmische Leerräume vorherrschen, sind auf der anderen Seite große Galaxienhaufen zu finden - und andersherum. Beide Seiten zeichnen sich zudem dadurch aus, daß sie gegenüber der anderen mit negativer Strangeness „geladen" sind.
Den unhellvollen Einfluß des Arresums bekamen als erste die Menschen von der ODIN zu spüren, die auf dem Kristallplaneten Thyssan gestrandet war. Mit Ausnahme der Zellaktivatorträger starben alle Besatzungsmitglieder Mittlerweile wurden die Galaktiker, die mit der BASIS an der zweiten Expedition zur Großen Leere teilnehmen, Zeugen des seit Jahrmillionen tobenden Konflikts zwischen den Ayindi und einer mysteriösen Macht, die Abruse genannt wird. In einem großen Raumgefecht mußte die BASIS sogar Partei ergreifen und wurde auf der Seite der Ayindi in den Konflikt verwickelt.
Davon können die Menschen auf der Erde und die anderen Intelligenzen in der Milchstraße nichts ahnen. Doch im Solsystem bahnen sich völlig neue Ereignisse an, mit denen zuvor niemand rechnen konnte. Eines davon ist die GEHEIMSACHE GENDER...
Die Hauptpersonen des Romans:
Duabe agh Intells - Bei ihrem Fest taucht merkwürdiger Besuch auf.
Koka Szarl Misonan - Die erste Terranerin ernennt einen LFT-Kommissar.
Timmersson Gender - Ein seltsamer Fremder.
Boris Siankow - Der Nexialist ist beleidigt.
Geo Sheremdoc - Er gilt als unsympathisch aber äußerst effektiv.
1.
Halt mich fest, bevor ich falle.
Du willst mich loslassen? Mit voller Absicht?
Ja, ich spüre es.
Könntest du zumindest die Leere in meinem Hirn mit Gedanken füllen ... Aber das willst du nicht, weil ich zu gering bin. Nur ein kleines Element in einem komplexen Uhrwerk. Vergiß nicht, daß du mich brauchen wirst, daß ich eine wichtige Aufgabe zu erfüllen habe. Ich fühle die Berührung deiner Hände, fühle mich sacht gestoßen, ohne daß ich mich dagegen wehre.
Ja, ich weiß, du könntest jeden anderen nehmen. Nun hat es jedoch mich getroffen. Ich sollte jubeln, sagst du? Froh sein, daß die Zeit des Geistes endet? Wie könnte ich das? Noch nie in meinem Leben bin ich so glücklich gewesen.
Diese Zeit ist nun zu Ende. Ich bin sehr verwirrt.
*
„Sachte, Bennt, sachte!"
Wenn sie diesen Leichtsinn sah, konnte sie wütend werden.
Zehn Meter über dem Rathausdach schwebte ein tonnenschweres Gebilde, von Antigravstrahlen sicher gehalten. Wenn der Lenker es nicht schaffte, das Gebilde am vorstehenden Dach vorbeizubringen, konnte es einen schweren Unfall geben. Im Rathaus waren Leute an der Arbeit.
„Verdammt! Bennt, du verpatzt es gleich!"
Der baumlange, blonde Kerl mit der schiefen Nase fluchte. Bennt Fersten konnte es nicht leiden, wenn er bevormundet wurde. Ganz besonders nicht von Duabe agh Intells. Der Blick, den er ihr zuwarf, war von der mörderischsten Sorte.
Trotzdem hielt er sich an ihren Ratschlag, weil er nur halb so dumm war, wie die meisten dachten.
Bennt Fersten konzentrierte sich auf das Sensorpult, das er an einem Kunststoffriemen vor dem Bauch trug, und manövrierte den mittleren Teil der großen Bühnenkonstruktion präzise neben dem Rathausportal zu Boden.
Zentimeterarbeit.
Trotz der Jahreszeit, Ende Dezember 1216 NGZ, herrschte in der Sahara nachmittags unglaubliche Hitze. Meesam-Gyst lag in glühendem Sonnenschein. Deshalb war das vorspringende Rathausdach so wichtig. Es war fast der einzige Platz, der draußen Schatten bot. Sie hatten darunter Erfrischungsbuden aufgestellt.
Die Gründungsfeier begann zwar erst morgen, die Vorbereitungen liefen aber seit gestern abend.
Duabe agh Intells war eine kleine, blonde Frau mit blasser Haut und einem von Sommersprossen gesprenkelten Gesicht. Wie die meisten Bewohner der Ortschaft war sie um die 80 Jahre alt; Leute aus dem Simusense hatten oft keine genauen Geburtsdaten. Ihre Kleidung war schwarz und sehr figurbetont. Sie paßte nicht in die Sahara. Mehr vielleicht in den Norden, wo es Schnee
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