1715 - Das Enterkommando
Trümmer wurden von den Schirmfeldern wie von Gummikissen zurückgeschleudert, schlugen als Querschläger in die Wände ein und richteten dort beträchtlichen Schaden an. Andere schmolzen beim Aufprall zusammen wie Eisstücke beim Eintritt in einen Schmelzofen.
Andere explodierten gleichsam, entfalteten sich zu einem bizarren Gespinst, das nach wenigen Augenblicken knisternd verbrannte.
In der Luft breitete sich ein leiser Geruch nach Schwefel aus.
„Ich lasse dir gern den Vortritt", sagte Martine Fracass lächelnd und bewegte auffordernd die Hand.
„Pah!" machte Rogier Bompard und stieß sich ab. Er war einer der ersten, die das Loch in der Decke erreichten.
Ein schneller Schwung nach rechts, und er stand auf festem Boden, zusammen mit vier anderen Beausoleils.
Es war sehr still. Auch hier herrschte das milchige Dämmerlicht, ab und an unterbrochen von etwas Farbigem, das wie ein Irrlicht durch Wände, Boden oder Decke flitzte und dann verschwand.
Rogier Bompard packte seinen Desintegrator fester und leckte über die trocken gewordenen Lippen.
Phase zwei der Eroberung des abrusischen Kommandoschiffes hatte begonnen.
2.
Die Nachrichten klangen beruhigend.
„Wir haben dreizehn Decks überwunden und nähern uns immer mehr dem Kernbereich des Schiffes. Bis jetzt kein Widerstand."
„Gar keiner?" fragte Perry Rhodan nach.
„Jedenfalls kein Kampf", antwortete Reginald Bull über das kleine Funkgerät. „Nur einige technische Hindernisse. Gerade haben wir versehentlich einen großen Wasserspeicher gesprengt. Zwölf Mann sind von der Flutwelle weggespült worden. Acht davon haben wir inzwischen gefunden, die anderen suchen wir noch. Es hat zwei Verletzungen gegeben."
„Schwer?"
„Jedenfalls sind die Leute nicht mehr einsatzfähig", berichtete Bully.
„Wir schaffen sie zurück zur Hülle, damit sie als erste zurückgebracht werden können. So lange reichen die Servomed-Ausrüstungen der SERUNS locker aus. Und wie sieht es bei euch aus?"
Perry Rhodan warf einen Blick in die Runde.
Eine eigentümliche Spannung hatte seine Truppe befallen. Zum einen waren die Beausoleils erleichtert, zum Teil aber auch fast verärgert, daß der Vormarsch vergleichsweise friedlich vonstatten ging. Zum anderen, Perry Rhodan konnte das nachempfinden, breitete sich eine gewisse Furcht aus. Der Frieden war entschieden zu trügerisch, alles deutete darauf hin, daß die eigentlichen Brocken, die es zu bewältigen galt, noch vor den Männern und Frauen lagen - und daß diese Brocken um so schwerer ausfallen würden, je leichter es bis dahin gewesen war.
„Ziemlich ähnliche Zustände", antwortete Perry Rhodan seinem alten Freund. „Wir haben schätzungsweise zweihundertfünfzig Meter Radius hinter uns gebracht. Bis jetzt keinerlei Verluste. Atlan, Tek, wie steht’s bei euch?"
„Wir können den gleichen Bericht zur Lage abgeben. Keine besonderen Vorkommnisse."
Perry Rhodan wußte, daß Bullys Team - eine Mannschaft unter der Leitung von Joseph Broussard jr. - etwas mehr als fünfhundert Meter Luftlinie von ihm entfernt war. Bullys Gruppe kämpfte sich ebenfalls zur Zentrale vor, versuchte aber, wann immer das möglich war, sich gleichzeitig an Rhodans Team heranzuarbeiten. Die dritte Beausoleil-Gruppe, die von Dewey Balfa angeführt wurde, begleitet von Atlan, Ronald Tekener und Dao-Lin-H’ay, steckte gewissermaßen auf der Rückseite der Zentrale und wühlte sich von dort aus auf den Mittelpunkt des Abruse-Schiffes vor.
Etwas mehr als 200 Männer und Frauen waren somit im Einsatz. Auf den ersten Blick stellte diese Truppe eine beachtliche Streitmacht dar.
Aber in einem Gebilde von 1500 Metern Durchmesser konnte sich diese Schar leicht verlaufen, und es stand keineswegs fest, wie viele Köpfe - oder was auch immer - der Gegner stark sein mochte. Es war durchaus möglich, daß man es früher oder später mit Tausenden von feindlichen Streitern zu tun bekommen konnte, und dann waren die Beausoleils arg in der Minderzahl.
„Wir dringen weiter vor", gab Perry Rhodan durch und schloß die Funkkonferenz.
Michael Doucets Leute waren gerade damit beschäftigt, sich in das nächste Deck hochzuarbeiten. Das Verfahren war inzwischen erprobt, die Männer und Frauen arbeiteten als perfekt eingespieltes Team zusammen.
Eine Sprengladung wurde an der Decke angebracht, gezündet, und durch die entstandene Lücke in den Kristallwandungen wurde dann in die nächsthöhere Etage vorgestoßen.
Dort angekommen, schwärmten die
Weitere Kostenlose Bücher