172 - Der Erzdämon schlägt zu
Luguri, der Erzdämon, zeigte sich zufrieden. Über eine magische Kugel hatte ihn Don Hermano Munante soeben informiert, daß er Dorian Hunter und Coco Zamis in seine Gewalt gebracht und in die chilenische Festung transportiert hatte.
„Wenn du erleben willst, wie sie sterben, bist du herzlich gern eingeladen", klang dem Erzdämon Don Hermanos triumphierende Stimme noch im Ohr. Leicht drehte er den Kopf und sah den spinnendürren Zakum an, den dunklen Archivar, der sein Ratgeber war.
Zakum rieb sich die spinnenfingrigen Hände. „Es ist gut", kicherte er. „Aber du solltest dennoch vorsichtig sein, Fürst. Schon viele hatten Hunter und Zamis in ihrer Gewalt, und nun existieren sie nicht mehr."
„Deshalb werde ich nach Chile gehen", sagte Luguri. „Ich will dafür sorgen, daß sie Munante nicht entkommen. Ich will sie sterben sehen. Ich habe mir auch schon eine Todesart für sie ausgedacht." Zakum kicherte wieder.
„Hoffentlich hat Don Hermano dieselben Vorstellungen. Es könnte sein, daß er sie köpfen will, wo du sie hängen willst, Fürst." Luguri machte eine wegwerfende Handbewegung. „Dieser Versager hat sich meinen Anweisungen zu fügen", sagte er. „Er soll froh sein, daß es ihm gelungen ist, die Scharte auszuwetzen, die diese verdammte Vampirin ihm und damit auch mir beibrachte. Und er hat zu tun, was ich ihm sage, andernfalls geht es ihm schlecht, diesem Narren."
„Nun, wenn du dich persönlich dieser Sache annimmst, bin ich sicher, Hunter und Zamis schon bald tot zu sehen", sagte Zakum zufrieden. „Überhaupt mehren sich inzwischen die Erfolge. Der Komet schwindet, die magielosen Zustände lassen nach. Wir können bald wieder agieren, ohne mit ständigen Überraschungen übelster Art rechnen zu müssen. Unsere beiden ärgsten Feinde, Hunter und Zamis, sind gefangen. Der verräterische Olivaro ist tot…"
„Zumindest das", sagte Luguri grimmig, „ist sicher. Sein konservierter Kopf ist mir eine tägliche Augenweide. Es ist nur schade, daß ich ihn nicht befragen konnte, solange er ihn noch auf seinen Schultern trug. Ich hätte gern in seinem Blut gelesen, wo sich das Versteck befindet, in dem er das Archiv verborgen hält. Ich bedaure sehr, daß es nach wie vor unerreichbar für mich ist."
„Wir werden es eines Tages finden, da bin ich sicher", prophezeite Zakum. „Laß mich nur machen. Gib mir freie Hand, und ich garantiere dir… "
Luguri winkte ab. „Garantiere lieber nicht zuviel. Ich könnte dich beim Wort nehmen. Und doch… es ist wichtig…"
Zakum wußte nur zu gut, wie wichtig es war. Als Olivaro den von ihm und Dorian Hunter getöteten Asmodi als Fürst der Finsternis ablöste, hatte er das Archiv, in dem sämtliche Unterlagen und sämtliches Wissen über alle Dämonen der Schwarzen Familie gesammelt waren, stillschweigend in ein nur ihm bekanntes Versteck geschafft, das bislang niemand ausfindig gemacht hatte. Wahrscheinlich waren es sogar mehrere Verstecke, dem Sicherheitsbedürfnis des Januskopfs entsprechend. Liebend gern hätte Luguri dieses Archiv in seinen Besitz gebracht - unter anderem, um alles über Rebecca, die Vampirin, zu erfahren und ihre Schwachpunkte herauszufinden. Einer dieser Schwachpunkte war die von Luguri langgesuchte Blutuhr. Möglicherweise war das Versteck dieser Uhr im Archiv erwähnt…
Wer aber noch mehr als Luguri bedauerte, daß das Archiv veruntreut und versteckt war, war Zakum selbst. Auch dieser alte Ränkeschmied hätte liebend gern erfahren, mit welchen Mitteln sich welche Dämonensippen unter Druck setzen ließen, um seine eigene Machtposition auszubauen. Aber Olivaro, der einzige, der die Lage der Verstecke hätte verraten können, war tot. Sein Kopf wurde von Luguri seiner Sammlung einverleibt.
Nun mußte eben gesucht werden.
„Ich werde nach Chile gehen", wiederholte Luguri, „und Don Hermanos Einladung folgen. Und ich hoffe für ihn, daß er sich nicht diesmal erneut hat hereinlegen lassen, so wie vor kurzem, als er mir eine falsche Rebecca unterschieben wollte."
„Nun, sieh dich vor. Ich wittere eine Falle", warnte Zakum. Nachdenklich sah Luguri den dunklen Archivar an. Er war sich nicht völlig sicher, ob Zakum seine Warnung ernst meinte. Zakum war ein karrieresüchtiger Intrigant. Er liebte die Macht und setzte alles daran, sie zu gewinnen. Falls Luguri starb oder verletzt wurde, konnte ihm das. eigentlich nur recht sein, weil er dann selbst die Fäden ziehen konnte. Schon einmal hatte er sich in den Vordergrund gespielt,
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