1736 - Die Zombie-Bar
jetzt an der Oberfläche und sah nach einer Weile eine Leiter an der Uferböschung. Über sie konnte sie bequem an Land klettern.
Was sie auch tat. Oben blieb sie stehen und wrang sich das Wasser so gut, wie es eben ging, aus der Kleidung. Sie stellte fest, dass sie auf einem schmalen Weg stand, der sicherlich von Spaziergängern und Bikern benutzt wurde.
Zur Straße hin gab es eine Böschung. Man hätte sie hochgehen können, aber auch eine Steintreppe führte hinauf.
Die nahm Orlanda. Sie stieg den grauen, dunklen Häuserzeilen entgegen und einer Straße, an der Autos parkten. Hinter den Fenstern der Fassaden schimmerte hin und wieder Licht, doch die meisten der Bewohner lagen längst in ihren Betten.
Orlanda überlegte, wie sie vorgehen sollte. Zurück in die Bar wollte sie nicht. Sie musste einen Ort finden, wo sie die Stunden bis zum Hellwerden verbrachte. Dann würde sie weitersehen.
Alles wäre perfekt gewesen, wenn ihr die Polizisten nicht in die Quere gekommen wären.
Nicht weit von ihr entfernt war die nächste Brücke zu sehen. Bis dahin wollte sie gehen, und sie hatte Glück, denn unter ihr und am linken der beiden Pfeiler gab es zwischen ihm und dem Beginn der Böschung eine Lücke. Das Gras war nass, aber als Versteck eignete sich dieser Ort schon.
Sie war kein richtiger Mensch mehr. Ab und zu zuckte der Kopf der Schlange in ihrem Mund, aber zumindest war das Tier in ihrem Innern verschwunden.
Jetzt ging es für Orlanda nur darum, dass sie ihren Plan verwirklichen konnte. Es war nicht leicht, das wusste sie, und manchmal musste man schon über seinen eigenen Schatten springen, wenn man das große Ziel erreichen wollte...
***
An diesem Mittag gingen wir mal wieder zu Luigi essen. Glenda, Suko und ich. Wir hatten zuvor einen Tisch reservieren lassen, denn bei diesem Wetter saß keiner draußen.
Luigi lebte zum Großteil von den Gästen, die beim Yard angestellt waren. Uns kannte er ebenfalls gut, und er beschwerte sich darüber, dass wir so lange nicht mehr bei ihm gewesen waren. Dabei rückte er Glenda galant einen Stuhl zurecht.
»Der Job«, sagte ich.
»Aber doch nicht bei Signorina Glenda.«
»Nein.« Sie lächelte ihn an. »Aber bei mir ist es die Figur.«
»Ahhh – Sie haben doch eine bella figura.« Er legte seine Hand gegen die Brust. »Ehrlich.«
»Danke«, sagte Glenda, die leicht errötet war und zur Karte griff, die am Mittag nur klein war.
Ich hatte mich schnell entschieden. Luigi bot frische Lasagne an, die hier immer toll war. Die nahm Suko auch, während sich Glenda für einen gegrillten Fisch entschied. Ein kalorienarmes Essen. Allerdings nahm sie einen Salat dazu.
Natürlich war der Brief ein Thema. Eine große Flasche Wasser wurde gebracht. Damit kamen wir aus, und wir sprachen darüber, dass die Untersuchung des Briefes fertig sein sollte, wenn wir wieder zurück ins Büro kamen.
Das Essen wurde schnell serviert. Das hatte einer von Luigis Verwandten übernommen, und als der junge Mann Glenda sah, weiteten sich seine Augen.
Er hatte den Fisch serviert und trug noch ihren bestellten Salat. Ich riet dem Kellner, aufzupassen, denn er hielt den Teller bereits leicht schräg.
»Scusi...« Wir lachten, und er zog mit leicht rotem Gesicht wieder ab.
Das Essen war wie immer vorzüglich. Es gab überhaupt keinen Grund, sich zu beschweren, aber den Fall hatten wir trotzdem nicht vergessen, und auf ihn kam Glenda zu sprechen.
Sie schaute irgendwie verträumt ins Leere und fragte mit leiser Stimme: »Wer könnte den Brief geschrieben haben?«
»Jemand, der etwas gegen Voodoo und auch Zombies hat«, bemerkte Suko.
»Da gibt es viele«, meinte Glenda.
»Klar, mehr weiß ich auch nicht.«
Beide schauten mich an. Ich schob mir erst mal ein paar Gabeln Lasagne in den Mund, spülte mit einem Schluck Wasser nach und konnte auch nichts Konkretes von mir geben.
»Wir müssen uns eben überraschen lassen.«
»Ach«, sagte Glenda, »meinst du, dass man dir noch mal eine Nachricht schickt?«
»Keine Ahnung. Ich rechne allerdings damit, dass die unbekannte Person irgendwann aus ihrem Loch klettert.«
»Da kannst du lange warten.«
»Wir werden sehen.«
»Es ist auf jeden Fall jemand, der dich kennt.«
Ich gab Glenda recht. »Leider haben wir den Kreis der Personen damit nicht eingeengt. Ich weiß nicht, wie groß die Anzahl der Leute ist, die mich kennen. Es lohnt sich nicht, darüber nachzudenken. Das sind einfach zu viele.«
»Dann bleibt der Brief als letzte Hoffnung«,
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