1736 - Die Zombie-Bar
meinte Suko.
»Du sagst es.«
Suko hatte seinen Teller zuerst leer. Glenda knabberte noch an ihrem Salat, ich bestellte einen Grappa und für Glenda einen doppelten Espresso, denn den trank sie gern, das wusste ich.
Jeder zahlte für sich, und wir verließen wieder mal sehr zufrieden unseren Stamm-Italiener.
Jeder von uns hoffte, dass die Kollegen den Brief untersucht hatten und auch ein Ergebnis vorlag.
Wir gingen ins Büro und hatten es kaum betreten, da meldete sich das Telefon.
Suko schnappte sich den Hörer, während ich mir einen Kaffee einschenkte, der noch immer gut schmeckte, auch wenn er nicht frisch zubereitet war.
Mit einem Ohr bekam ich mit, dass Suko mit dem Kollegen telefonierte.
»Gut, ich bedanke mich.«
Als er auflegte, betrat ich das Büro. Er sah mein fragendes Gesicht und nickte mir zu.
»Der Brief ist untersucht worden, John, aber ich muss dir gleich sagen, dass sie keine verwertbaren Spuren bei dieser Schnellanalyse gefunden haben.«
»Das dachte ich mir.«
»Aber die Kollegen wollen nicht aufgeben. Wir müssen ihnen nur etwas Zeit geben.«
»Sollen sie haben.« Ich setzte mich. Nach zwei Schlucken fragte ich: »Haben sie denn gar nichts herausgefunden?«
»Sie sind sich nicht sicher.«
»Was bedeutet das?«
»Fingerabdrücke keine, aber dem Brief selbst haftete ein etwas fremder Geruch an. Da wollen sie eben mehr herausfinden.«
»Fremd?«
»Genau.«
»Auch exotisch?«
»Wie kommst du darauf?«
Ich winkte ab. »War nur so eine Idee. Es ist in dem Schreiben der Begriff Voodoo verwendet worden, und der ist nun mal exotisch. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass dieser Brief in einer exotischen Umgebung geschrieben worden ist. Muss nicht sein, kann aber zutreffen.«
»Meinetwegen.«
So richtig überzeugt war ich auch nicht. Dann schaute ich zu, wie Glenda in unser Büro kam. Sie hielt zwei Blätter Papier in den Händen, las und schüttelte den Kopf.
Ich war neugierig geworden und fragte: »Was gibt’s?«
»Eine Mail«, sagte sie.
»Okay, das sehe ich. Und weiter?«
»Von den Kollegen. In der letzten Nacht ist etwas passiert, bei dem ein Kollege sein Leben verloren hat. Wichtig ist dabei die Aussage seines Partners, mit dem er auf Streife war.«
»Und?«, fragte ich, weil Glenda stockte.
»Lies selbst.«
Ich nahm die Nachricht an mich und las den Text mit halblauter Stimme vor. Es las sich zunächst alles normal, auch eine einsame Frau auf einer Brücke war nicht so ungewöhnlich. Dann traf uns der Hammer, und mir stockte mehrmals die Stimme. Es war wirklich wie ein Tiefschlag, als wir davon hörten, dass der Kollege in den letzten Sekunden seines Lebens von einer Schlange berichtet hatte, die aus dem Mund der Frau gedrungen war und zugebissen hatte. Hinzu kam noch die Aussage, dass die Frau nicht geatmet hatte.
Ich ließ das Blatt sinken, dessen Text Glenda bereits kannte. Sie sagte nichts und wartete auf unsere Kommentare.
Suko übernahm zuerst das Wort. »Nicht atmen«, murmelte er vor sich hin. »Das riecht nach Zombie.«
Ich sagte: »Und dann gibt es da noch den Brief, den ich erhalten habe. Voodoo-Zombies in London. Ist das zu weit hergeholt, wenn ich behaupte, dass die beiden Kollegen mit einem von ihnen Kontakt gehabt haben?«
»Darüber müsste man nachdenken«, meinte Suko. »Vorstellbar ist es schon.«
»Das meine ich auch.« Durch meinen Kopf rasten allerlei Gedanken. Ich dachte darüber nach, ob es tatsächlich Zombies gab, in deren Mund es sich eine Schlange bequem gemacht hatte, die zu einem bestimmten Zeitpunkt hervorschnellte und zubiss? Das war zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, denn dieses Wort gab es in unserem Repertoire nicht. Dazu hatten wir schon zu viel erlebt. Je mehr ich mich mit der Vorstellung beschäftigte, umso schlechter erging es mir. Um meinen Magen herum zog sich etwas zusammen, und im Mund bereitete sich ein leichter Bittergeschmack aus.
Leider hatte der Zeuge keine Beschreibung der Frau geben können, denn das hätte uns vielleicht weitergeholfen. Aber in der vergangenen Nacht hatte es geregnet, es war zudem sehr dunkel gewesen, und dann war diese Person noch von der Brücke in den Kanal gesprungen. Sicherlich nicht, um sich zu ertränken. Die hatte genau gewusst, wie sie reagieren musste.
»Welche Spur haben wir?«
»Nur den Brief«, sagte Suko.
Ich winkte ab. »Das ist zu wenig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei einer intensiveren Untersuchung noch andere Ergebnisse herauskommen. Außerdem wird es
Weitere Kostenlose Bücher