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1743 - Digital-Gespenster

Titel: 1743 - Digital-Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Sicherheitsabstand wahren. Wer wußte, wie die Waren letztlich wirklich wirkten!
    Welchem Schicksal ich entgangen war, konnte ich in den Gesichtern jener Basarbesucher ablesen, welche die Zelte ohne Waren oder Coupons verließen. Sie blickten verstört, entgeistert, ja geradezu schockiert. So hatte ich Menschen dreinblicken sehen, die gerade einen Angehörigen verloren hatten; noch hatte die eigentliche Trauer nicht eingesetzt, verarbeitet werden mußte erst einmal der furchtbare Schock, jemanden verloren zu haben. Jenen, die keinen Kauf getätigt, wohl aber die Waren gesehen und gefühlt hatten, erging es wohl ähnlich - sie konnten offenbar nicht fassen, daß ihnen diese wundersamen Dinger vorenthalten werden sollten.
    Es war allerdings in diesen flackernden Blicken noch etwas zu erkennen; glücklicherweise handelte es sich dabei nicht um ein Problem, das ich zu lösen hatte.
    Diese verzweifelten Menschen würden wahrscheinlich vor kaum einer Handlung zurückschrecken, um ihre brennenden Wünsche erfüllen zu können. Vorstellbar war dabei nahezu alles: Betrug, Diebstahl, Unterschlagung, Raub - wahrscheinlich sogar Mord.
    Aber darum sollten sich gefälligst Koka Szari Misonan kümmern und ihr Partner Geo Sheremdoc. Meine Arbeit war dies bestimmt nicht. Mein Job war weitgehend getan.
    Unwillkürlich stieß ich einen langen Seufzer aus. Die dreihundert Riesen der zweiten Zahlung waren so gut wie verdient...
     
    3.
     
    „Der Herechem-Würfel bietet eine Weltraumillusion. Plattformen schwirren herum, die Kunden fliegen mit Antigravs durch den Leerraum und können die Plattformen der Hamamesch besuchen, um dort einzukaufen."
    „Und dabei hat niemand Angst?"
    Ich zuckte mit den Achseln. „Ich habe nichts dergleichen gesehen", antwortete ich.
    Geo Sheremdoc musterte mich kritisch. So schmuck wie sonst sah ich in der Tat nicht aus. Schließlich hatte dieser Ausflug in den Basar mit Hinund Rückreise fast zwei Tage angedauert, in denen ich praktisch nicht zum Schlafen gekommen war. Die Tränensäcke unter meinen Augen waren größer als sonst, meine Haare waren teils wirr, teils verklebt, und wahrscheinlich roch ich auch ein bißchen wie ein Raubtier auf der Pirsch.
    Koka Szari Misonan wirkte etwas frischer als beim ersten Besuch, und Geo Sheremdoc war ohnehin der Typ, der erst kurz vor dem Zusammenbruch sichtbare Verschleißerscheinungen auf weisen würde.
    „Die Hamamesch betreiben diesen Basar als riesige Abenteuerspielwiese", berichtete ich weiter. „Wer dort ankommt, wird hineingezogen in diesen Trubel, und wenn der Besucher die vielen anderen Verrückten sieht, denkt er an keine Gefahr mehr. Es stimmt aber, Herechem war von allen Würfeln der mit dem geringsten Besuch.
    Kommen wir zu Tschukan. Etwas für Bildungsbürger, sieht aus wie eine altmodische, riesige Bibliothek. Zehntausende von Lesespulen, Speicherkristallen, Tonspulen und richtigen alten Büchern zum Aufklappen und Lesen. Manche Waren sind leicht zu erkennen, bei anderen muß man die Bücher öffnen, um sie zu sehen. Zutritt bekommt man nur, wenn man ein Rätsel löst."
    „Rätsel?"
    „Ja. Was ist die Farbe des Windes beispielsweise."
    Sheremdoc starrte mich verweisend an.
    „Das ist kein Rätsel", knurrte er stirnrunzelnd. „Das ist ein koan, eine Meditationsaufgabe aus dem Zen-Buddhismus. Und was wollten die Hamamesch wissen?"
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Nur ein kleiner Spaß. Die wirklichen Rätsel sind kinderleicht, meistens. Harmlose kleine Rätsel, Scherzfragen, wie sie dümmer in keinem Kindergarten gestellt werden. Aber auch schwierige Aufgaben, für jeden Geschmack etwas. Und natürlich kann jeder Besucher garantiert auch irgendeines dieser Rätsel lösen.
    Dann bekommt er einen Hinweis, in welcher Abteilung der Tschukan-Welt etwas ganz Besonderes auf ihn wartet, ganz speziell für ihn."
    „Das klingt aber ziemlich langwierig", bemerkte Koka Szari Misonan.
    „Ist es auch", gab ich sofort zu. „Tschukan hält die Besucher am längsten auf, aber dafür - so behaupten jedenfalls die Hamamesch-Händler - sind die Waren dort besonders erlesene Stücke. Und natürlich entsprechend kostspielig, im Schnitt doppelt so teuer wie in den anderen Sektoren. Im Therz-Sektor geht der Warenumschlag am schnellsten, dort finden regelrechte Auktionen statt, in riesigen, schmucklosen Hallen."
    „Und womit bezahlen die Menschen? Ich denke, die Hamamesch nehmen kein Geld?"
    „Das stimmt. An unseren Galax sind sie völlig uninteressiert. Der

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