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1781 - Die Nackten und die Seherin

1781 - Die Nackten und die Seherin

Titel: 1781 - Die Nackten und die Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Blick zu bekommen. Ja, und dann sahen wir es oder ihn!
    Ich wusste augenblicklich, wer diese helle Gestalt war. Sie hatte ihr Zeichen, den Anfangsbuchstaben seines Namens, auf meinem Kreuz hinterlassen.
    Ein G!
    Also Gabriel. Er war es, der hier herrschte, und er hatte sich gezeigt. Als mir das klar wurde, rann mir ein Schauer über den Rücken. Ein Gefühl der Ehrfurcht überkam mich. Ich war plötzlich klein geworden und ich spürte, dass sich bei meinem Kreuz etwas tat, denn es erwärmte sich genau an der Stelle, an der das G in das Silber eingraviert war.
    Was Raniel tat, interessierte mich im Moment nicht. Ich kümmerte mich um mein Kreuz, holte es unter der Kleidung hervor und legte es auf meine offene Hand. Ich sah, dass es hell aufstrahlte.
    Also war die Verbindung da, und ich hatte den Beweis dafür, dass es sich bei der hellen Gestalt tatsächlich um Gabriel handelte.
    Ich ging allein weiter. Elisa blieb bei Raniel. Glenda hatte mich gesehen, und darüber war sie bestimmt froh.
    Sie winkte mir nicht zu, sie rief auch nicht meinen Namen, denn sie konzentrierte sich voll und ganz auf den Erzengel.
    Und dann hörte ich zum ersten Mal seine Stimme. Auch sie faszinierte mich, denn sie klang menschlich, aber auch irgendwie künstlich. So hatte ich auch schon manch anderen Engel sprechen hören.
    »Ich bestimme, wer den Ersten Himmel betritt, ich allein. Keiner von euch hat das Recht gehabt, hierher zu kommen. Ich weiß, dass die Sehnsucht derjenigen sehr groß ist, die im Fegefeuer gelitten haben. Aber sie sind nicht grundlos dort gelandet. Sie waren mal hier. Sie waren mal Engel und auch Menschen. Sie haben sich gemischt, und das wollte ich nicht. Für sie war das Fegefeuer genau das Richtige, und dort sollen sie auch wieder hin. Was sie getan haben, kann nicht vergessen werden. Sie wollten mich täuschen, denn ich hätte ihnen für diese Welt nie ein Tor geöffnet. So haben sie sich Helfer gesucht, die nicht besser sind als sie. Ich weiß das, ich habe es mir gemerkt. Ich kenne dich, Raniel, ich kenne auch deine Tochter, die du gezeugt hast und ihr eine gewisse Kraft mit auf den Weg gegeben hast...«
    Plötzlich schrie Glenda Perkins los. »Kennst du auch mich? Kennst du auch die Frau, die das alles möglich gemacht hat?« Sie trat einen Schritt vor. »Bitte, hier bin ich. Du kannst mich auch packen und mich in das Fegefeuer schleudern zu den anderen...«
    »Ja, würdest du das tun?«
    Genau die Frage hatte ich gestellt, und zwar mit einer Stimme, die nicht überhört werden konnte.
    »Du kennst mich – oder?«
    Ich hörte das Lachen des Erzengels. »John Sinclair – natürlich, du hast nicht fehlen dürfen. Mir war klar, dass du kommen würdest, dass wir uns irgendwann besser sehen würden, als nur von einer großen Ferne aus. Und du hast dein Kreuz mitgebracht. Ja, ich weiß, und ich werde entsprechend handeln.«
    »Wie denn?«
    »Du musst keine Angst haben. Du stehst außen vor. Es gehört sich zwar nicht, dass ein Mensch den Ersten Himmel der Engel betritt, aber es ist nun mal so gekommen.«
    »War vor langer, langer Zeit der Mensch Henoch nicht auch hier? In der Bibel hat er seine Spuren hinterlassen. Ihm wurde viel offenbart, was Engel angeht. Ich sehe, dass er es sich nicht ausgedacht hat. Und dass Raniel, ebenfalls ein Engel, mich mitgebracht hat, daraus kannst du mir keinen Strick drehen.«
    »Das will ich auch nicht.«
    Ich wurde jetzt energischer und rief: »Was willst du überhaupt?«
    »Meine Welt frei halten von Parasiten. Von schrecklichen Gestalten, mit denen ich nicht zurechtkomme und die ich auch nicht hier in meiner Welt haben will. Hierher gehören nur die Personen, die ich akzeptiere.«
    »Das hört sich gut an«, sagte ich. »Dann können wir ja wieder verschwinden. Willst du dafür sorgen?« Ich hatte die Frage gestellt und ging zugleich auf Glenda Perkins zu, denn ich wollte beweisen, dass wir nur gemeinsam diese Welt verlassen würden.
    »Und jetzt?«, fragte Glenda.
    »Versuche es.«
    »Du meinst, dass wir uns wegbeamen sollen?«
    »Ja, eine andere Möglichkeit sehe ich nicht. Ob ich mich auf Raniel verlassen kann, ist fraglich.«
    Gabriel meldete sich. »Ihr braucht euch nicht zu bemühen. Ich übernehme es, euch aus dieser Welt zu entfernen. Ihr werdet dort hinkommen, wo eure Reise begonnen hat.«
    »Ja«, sagte Glenda mit lauter Stimme, »aber wir sind nicht allein. Was ist mit...«
    »Mach dir um sie keine Gedanken. Profitiert von meiner heutigen Gnade.«
    Das waren starke

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