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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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    Allmächtiger Gott, ich danke Dir für meine Errettung aus dem dunklen Lande Afrika. Und doch weiß ich alles zu schätzen, was Du mir in diesem Land gezeigt hast, selbst die Pein, mit der Du mich zu meiner tieferen Unterweisung belegt hast. Und ich danke Dir auch, daß Du mich vor dem Zorn der Portugiesen verschont hast, die mich versklavt haben, und vor dem der anderen Feinde mit schwarzer Haut und noch schwärzerer Seele, mit denen ich gestritten habe. Und ich sage Dir auch Dank, daß du mich die Wonnen seltsamer Liebe an einem seltsamen Ort hast kosten lassen, so daß ich in diesen meinen späteren Jahren mit Wonne auf Vergnügungen zurückblicken mag, die nur wenige Engländer gekannt haben. Doch am meisten danke ich Dir, daß du mir das Antlitz des Bösen gezeigt und mich unversehrt und freudig und unerschüttert in meiner Liebe zu Dir vor ihm bewahrt hast.
    Ich bin Andrew Battell aus Leigh in Essex, was kein unbedeutender Ort ist. Mein Vater war der Kapitän Thomas James Battell, der glänzend unter solchen Männern wie dem großen Drake und Hawkins gedient hat, und meine Mutter war Mary Martha Battell, die ich niemals gekannt habe, denn sie starb, als sie mich auf diese Welt brachte. Das war im Herbst des Jahres 1558, dem selbigen Monat, in dem Ihre Protestantische Majestät Elisabeth unseren Thron bestieg. Ich wurde von der zweiten Frau meines Vaters großgezogen, Cecily, aus Southend, die mich lesen und schreiben und all diese anderen Dinge lehrte: Gott und Königin Elisabeth vor allen anderen zu lieben, ein ehrwürdiges Leben zu führen und alle Männer zu behandeln, wie ich mich selbst behandelt hätte, und daß wir auf diese Welt geschickt werden, um zu leiden, wie auch Herr Jesus Christus gelitten hat, weil wir nur durch Erleiden lernen. Und ich glaube, ich habe die Lehren meiner Stiefmutter befolgt, besonders, was das Leiden betrifft, denn ich habe wahrhaftig eine solche Unterweisung in Pein gehabt, daß ich über dieses Thema die Gelehrten von Oxford oder Cambridge unterrichten könnte. Und doch bedauere ich nicht, was ich erlitten habe.
    Mein Vater hatte gewollt, daß ich Kanzlist werde. Meine Brüder Thomas und Henry und John folgten meinem Vater zur See, wie auch mein Bruder Edward, der mit nur vierzehn Jahren vor Antwerpen ertrank, in der Woche vor meiner Geburt. Diese Nachricht, glaube ich, brach meiner Mutter das Herz und schwächte sie derart, daß sie bei meiner Geburt starb. Mein Vater faßte, doppelt betrübt, den Entschluß, keine weiteren Söhne mehr zur See zu schicken, und so wurde ich mit Wissen aus Büchern gefüttert, sogar mit etwas Latein und Griechisch, damit ich nach London gehen und einen Posten in der Regierung Ihrer Majestät ergreifen sollte.
    Doch die Salzluft war immer in meiner Nase. Meine früheste Erinnerung besteht darin, in den Armen meiner Stiefmutter zu jenem Ort geführt zu werden, wo die Themse ins Meer fließt, und die Faust nach einer Möwe zu schütteln, die immer wieder wild auf mich hinabstieß. Wie Ihr wißt, ist Leigh eine Stadt, die eher Seeleute denn Kanzlisten hervorbringt. Schon seit Urzeiten gibt es hier eine berühmte Gilde von Steuermännern, die die nach der Heimat bestimmte Schiffahrt führen, während die Männer von Deptford Strand in Kent Steuermänner für die auf der Ausreise befindlichen abstellen. Es war die Gilde aus Kent und die unsere, die König Heinrich VIII. seligen Angedenkens zur Brüderschaft der Ruhmreichsten und Unteilbaren Dreiheit und des Hl. Klemens zusammenschloß, die wir das Trinity House { * } nennen, und es sind die Brüder des Trinity House, die alle englischen Schiffe davor bewahren, auf die Riffe aufzulaufen.
    Mein Vater Thomas besaß eine Lizenz dieser Gilde, die zu erwerben er ein Dutzend Jahre benötigte; und auch sein Sohn Thomas, der nun wie meine gesamte Familie tot ist, war ein Lotse. Und es kam eine Zeit, da selbst ich mich mit Quadranten und Sternhöhenmessern und Portolanos in fremden Gewässern abgab, obwohl solch ein Lotsen, wie ich es kannte, mir im Blut lag und in meinen Lungen atmete. Man hat es mir auf keiner Schule beigebracht. Es war Gott, der mich zum Lotsen machte, und die Portugiesen, aber nicht das Trinity House.
    Eine andere frühe Erinnerung gilt einem Besucher, den mein Vater hatte, einem breitschultrigen Mann mit rauher Haut, harten blauen Augen, einem zotteligen roten Bart und dem durchdringenden, aber nicht unangenehmen Geruch nach Kabeljau. Er hob mich hoch – ich war damals, glaube ich,

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