Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1784 - Rückzug oder Tod

Titel: 1784 - Rückzug oder Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
die aufkommende Übelkeit.
    „Hierher!" keuchte er halb erstickt. „Holt mich hier raus!"
    Endlich ließen die Tiere von ihm ab. Sie flohen in ihren Bau, aber auch dort würden sie vor den tödlichen Flammen wenig Schutz finden.
    Ächzend wälzte Sievens sich herum, stemmte sich hoch. Sein Körper fühlte sich an wie eine einzige schwärende Wunde, aber das war letztlich egal.
    Ein Scheinwerfer blendete ihn. Er hob die Arme, blinzelte mit tränenden Augen zwischen den Fingern hindurch.
    Zaghaft wanderte der Lichtkegel zur Seite.
    „Ein Terraner", erklang eine Stimme in dialektbehaftetem Interkosmo. „Noch dazu ohne Werkzeug. Bildest du dir ein, die Arbeit erledigt sich von selbst? Oder hast du nie die Instruktionen eines Erzählers vernommen?"
    „Genügt es nicht, daß ich eine Fehlerquelle gefunden habe?"
    „Ihr Menschen seid eigenartige Geschöpfe. Willst du mit nackten Worten reparieren? Dann sieh dich an! Du solltest mir dankbar sein, daß ich dich gerettet habe."
    „Danke", sagte Sievens.
    „Schon gut." Endlich wurde der Scheinwerferkegel so schwach, daß Sievens den Näherkommenden erkennen konnte. Ein Topsider, gut einsneunzig groß und bis auf eine zerschlissene Hose nackt. Die schwarzbraune Schuppenhaut ließ das Echsenwesen mit der Düsternis verschmelzen. In zwei breiten Gurten quer über dem Oberkörper steckten Meßgeräte und verschiedene Kombiinstrumente. „Ich bin deinen Spuren gefolgt, Terraner."
    „Walter Sievens." Er nickte knapp, eine Geste, die den Topsider veranlaßte, seinen breitgedrückten Echsenschädel anzuheben. Die beweglichen Kugelaugen schielten in die Höhe.
    „Nenne mich Srkor-Tam." Den Schneidbrenner in die linke Ellenbeuge geklemmt, löste er einen handlichen Desintegratorbohrer vom Gurt und warf ihn Sievens hin. „Nimm, Terraner, und hilf mir."
    Sievens hatte Mühe, das Gerät aufzufangen. Ein rascher Blick verriet ihm allerdings, daß das Energiemagazin nahezu aufgebraucht war.
    „Mehr kann ich nicht bieten", murrte Srkor-Tam. „Der Bohrer taugt nicht für Reparaturen, aber gegen die Schädlinge reicht er allemal."
    Er hob den Schneidbrenner, schaltete auf maximale Streuung und richtete das Werkzeug erneut auf den mächtigen Bau der Eleaina.
     
    * 19. November 1220 NGZ.
    Äquatorialstation NETWORK.
    Spurloses Verschwinden und Robotergesetze.
    Ich brauchte nur meiner Nase nachzugehen, um Icho Tolot zu finden. Trotz der Luftumwälzung vermischte sich der beißende Gestank verschmorter Isolationen mit kaltem Rauch und deutlich wahrnehmbarem Ozon.
    „Tolot war hier", bemerkte Ronald Tekener völlig überflüssig. Ich sah sein Grinsen, als er die eingedellte Wand aus massivem Stahl betrachtete.
    Mit einer Höhe von momentan drei Metern gehörte dieser Abschnitt des Korridors zu den gut begehbaren Bereichen. Andere Gänge erinnerten mit gerade einmal achtzig Zentimetern eher an Kriechkeller und warfen die Frage auf, ob solche Durchlässe vielleicht nur für Wartungsroboter geschaffen worden waren.
    Jeder Siganese würde eine Fischdose als bequemes Doppelbett ansehen. Du vergißt die Logik der Proportionen, Kristallprinz.
    Siganesen kommen kaum als Erbauer von NETWORK in Betracht, gab ich bissig zurück.
    Es gibt noch andere kleinwüchsige Völker: Swoon zum Beispiel, oder ...
    „Du ziehst die Erklärung an den Haaren herbei."
    Erst Teks durchdringender Blick verriet mir, daß ich unwillkürlich laut gesprochen hatte. Mein Extrasinn beganh übertrieben spöttisch zu lachen.
    „Tolot war wirklich hier", sagte der Smiler.
    Das Aufblitzen in seinen unergründlichen Augen verriet mir genug. Ich brauchte mich nicht für eine Bemerkung zu rechtfertigen, die er vermeintlich falsch verstanden hatte. Ganz im Gegenteil.
    Die feixenden Gesichter von Marthay und Typarri zeigten, daß sich endlich ein wenig von der herrschenden Anspannung abbaute. NETWORK war unheimlich - in der Hinsicht empfanden wir alle gleich.
    Für alles, was Menschen als unheimlich bezeichnen, gibt es eine rationale Erklärung. Schatten lassen sich mit einfachen technischen Mitteln erzeugen.
    Ich blickte in die Höhe. Über mir begann einer der willkürlich angeordneten Leuchtstreifen. Er strahlte in kaltem Weiß, einer altertümlichen Neonröhre vergleichbar.
    Die Helligkeit füllte den Korridor aus; wir selbst warfen nicht die Andeutung eines Schattens.
    Dennoch existierten in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen von ungefähr zehn Metern in den Wänden Ausbuchtungen, die vom Licht nicht erfaßt

Weitere Kostenlose Bücher