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1784 - Rückzug oder Tod

Titel: 1784 - Rückzug oder Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Calnai, „ich bin sicher, Aktet Pfest würde eine Bewachung ebenfalls gutheißen."
    „Du übernimmst die Aufgabe?" wollte ich wissen.
    Also hast du doch Bedenken, Arkonidenhäuptling?
    „Nicht allein rund um die Uhr, aber..."
    Ich winkte jovial ab. Zwei oder drei weitere Männer zur Ablösung abzustellen, durfte kein Problem sein. „Meine Unterstützung hast du."
    „Ich werde das Karussell keine Sekunde lang aus den Augen lassen", versprach Calnai.
     
    2.
     
    Level 6, Zonder-Myry.
    Es brodelt unter der Oberfläche.
    „Du hast dich erschreckend zu deinem Nachteil verändert, Walter."
    Sievens ignorierte Helenas Vorwürfe. Sie hatte keine Ahnung, und ganz gewiß würde sie sein Geheimnis als letzte erfahren.
    Mit einem Fingerschnippen aktivierte er die Nachrichten. Das Hologramm zeigte ein Abbild des Solsystems, eine fein modulierte Stimme referierte über Trokan, der die Position des früheren Mars eingenommen hatte.
    Unwichtiges Blabla. Obwohl auf Terra geboren und aufgewachsen, hatte Walter Sievens nahezu jede Bindung an sein Heimatsystem verloren. Auf Olymp lebte es sich ebenso gut, beruflich boten sich ihm sogar unschätzbare Vorteile.
    Nur um nicht mit Helena reden zu müssen, konzentrierte er sich auf das Holo. Sie wußte nichts von dem wundervollen Bild, das er für horrendes Geld erworben hatte. Die Hamamesch und ihre außergewöhnlichen Waren galten in der Milchstraße als Thema Nummer Eins, aber ausgerechnet Helena hatte sich von Anfang an gegen den Besuch eines der Basare gesträubt. „Lug und Trug", waren ihre Worte gewesen. „Die Fischgesichter verbergen ihre Absichten, sie wollen nichts Gutes."
    „Wie hast du es geschafft, Walter?" Ihre Stimme vibrierte vor Zorn. „Vor allem: Seit wann besitzt du das Bild? Ich verlange nichts weiter als die Wahrheit von dir, endlich die Wahrheit!"
    In den Nachrichten war die Rede davon, daß Trokan über Jahre hinaus Sperrgebiet bleiben würde. Irgendwas von wegen Strangeness. Noch immer kein Wort von den inzwischen geschlossenen Basaren.
    „Servo, das Programm abschalten!" schnaufte Helena.
    „Anordnung widerrufen!" Walter Sievens registrierte erstaunt, daß das Holo trotz seines Protestes erlosch.
    Helena verzog die Mundwinkel zu einer verächtlichen Geste. Herausfordernd verschränkte sie die Arme.
    „Deine Befehlssequenz habe ich gelöscht", sagte sie. „Weil ich eine Aussprache ohne Störung will. Glaubst du, ich hätte nicht bemerkt, was mit dir vorgeht, seit du dieses Teufelswerk von Bild besitzt?"
    Sievens lachte mitleidig.
    „Endlich erleben wir den wirklichen Fortschritt", ereiferte er sich, doch es klang wie einstudiert.
    „Aber das wirst du mit deinen altmodischen Ansichten nie begreifen. Hätte ich früher gewußt, wie sehr du meinem Glück im Wege stehst, ich hätte..."
    „Was?" Helenas Augen sprühten Blitze. „Was hättest du? Sprich es ruhig aus."
    „Ich hätte nie den Ehevertrag für Jahre mit dir abgeschlossen!"
    „Du hast mich geliebt, Walter, ist das schon vergessen?"
    Er schüttelte den Kopf. „Deinen Körper vielleicht, mehr wollte ich nicht, mehr habe ich nie gewollt, und wenn dir das nicht gefällt, dann geh und laß den Vertrag stornieren ..."
    Das tat weh, verdammt weh sogar. Helena war bleich geworden. Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie ihren Lebensgefährten ungläubig an; sie schnappte nach Luft wie einer der fischartigen Hamamesch.
    „Du bist krank, Walter", brachte sie abgehackt hervor, „deine Psyche ist verwirrt. Wirf das Zeug weg, ich flehe dich an."
    „Niemals!"
    Helena weinte. Es war das erste Mal in drei Jahren, daß Walter Sievens Tränen auf ihren Wangen sah. Eine kindische Emotion, fand er, vor allem in der angespannten Situation, die sie selbst aufgebaut hatte.
    „Das Bild gehört mir allein, niemandem sonst." Er wurde lauter, seine Stimme klang gereizt. „Du hättest eben auch bei den Hamamesch einkaufen sollen."
    Helena warf sich auf ihn, ihre Hände trommelten auf seine Brust, und plötzlich schrie sie ihren Zorn und ihren Frust laut hinaus. Sievens hatte Mühe, sich ihrer Schläge zu erwehren; er umklammerte ihre Handgelenke ...
    ... und registrierte verwirrt die unter seinem Griff splitternden Knochen und die Berührung unzähliger kantiger Gliedmaßen.
    Die Hamamesch-Waren vergaß er jäh.
    Ebenso den langen Flug nach Hirdobaan und all die Qualen und Entbehrungen, von denen er erst durch die neuen Imprint-Würfel erlöst worden war. Er und alle anderen Galaktiker, 118 Millionen Lichtjahre

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