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Titel: 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Luengen
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aufgeben, denke ich.“ Und ich umarmte sie blitzschnell, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer.
    Mit Bauer auf dem Arm trat ich auf den Balkon. Ich stellte einen leeren Bierkasten zurecht und erprobte einen Lotussitz. Ich atmete die klare Luft und schloss die Augen zur Meditation. Ich streichelte Bauer. Niemand stört jemanden, der gerade in Meditation versunken ist und einen Kater streichelt. Nach einigen Minuten ließ ich Bauer frei und öffnete die Augen.
    „Ich stehe übrigens neben dir“, sagte Josefine. „Obwohl du das nicht verdient hast. Ich hatte nicht geahnt, dass deine verworrene Einladung dermaßen chaotische Ursachen hatte.“
    Sie lehnte an der Brüstung und schaute auf den Hof.
    „Ich habe es einfach probiert.“
    „Viel zu viele Leute probieren einfach mal was. Hast du was von Frank gehört?“, fragte sie leise.
    „Nein.“
    „Er wird mich bald anrufen. Ich spüre es. Und alles wird gut werden. Ich hatte einen Traum und ich weiß, dass alles gut werden wird.“
    Ich tat so, als ob ich weitermeditieren würde. Ich hätte schreien sollen: 'Vergiss ihn! Komm in die Arme vom guten alten Pat!' Doch ich tat es nicht. Ich sagte gar nichts. Ich wusste, dass ich niemals etwas mit Josefine anfangen könnte, was über sportliches Flirten hinausging. Ich war so anständig. Ich spürte Tränen auf meiner Wange.
    „Ich werde auf ihn warten, egal wie lang es dauert.“ Und dann, nach einer Pause: „Und du wirst heute nicht achtzehn, Pat. Du wirst heute zwölf. Wenn es hoch kommt.“ Noch eine Pause: „Folklore.“ Sie verließ den Balkon und mein Leben. Nach einigen Minuten öffnete ich die Augen und Mollis Eltern standen neben mir. Sie betrachteten mich halb interessiert, halb skeptisch.
    „Willkommen im Paradies“, sagte ich zu ihnen.
    „Wir möchten dann gehen. Vielen Dank für die Bewirtung“, sagte Mollis Vater und streckte mir die Hand hin. Ich schüttelte sie kräftig. Mollis Mutter stand stumm dabei. Irgendwas schien noch zu fehlen. „Wissen Sie, was Luke Skywalker sagte, als er merkte, dass an seinem Lichtschwert der Strom ausgefallen war?“, fragte ich.
    „Nein.“
    „Gebt mir Strom“, sagte ich. „So einfach ist im Prinzip die ganze Weltgeschichte, wissen Sie. Man muss es nur erkennen.“
    „Wir meditieren nicht.“
    Sie drehten sich um, und ich schaute ihnen nach, wie sie sich zur Garderobe durchschlängelten. Ab und zu wedelte sich der Vater vor dem Gesicht herum und zeigte dann hinter sich zu mir zurück. Sie bezahlten nicht mal ihre Getränke.

22 Uhr
    Die Party glitt in völliges Chaos ab. Phantastische Typen tauchten auf und verschwanden wieder. Durch den Nebel erkannte ich Umrisse von Gestalten, die von Raum zu Raum schwebten und dann wieder fortgingen oder sich scheinbar auflösten. Die Luft war wie in einer Sauna mit Rauchzwang. Überall lagen Bierflaschen und zermatschte Essensreste. Der gesamte Boden war mit meinen Schätzen übersät: Zeitungen, Socken, Ansichtskarten, Zigarettenkippen, Pizzaschachteln, gebrauchten Kaffeefilter. Die Wohnung war völlig unbewohnbar und infektiös. Das war meine erste eigene Wohnung gewesen. Einen Fehlversuch sollte man sich gönnen.
    Ich trug Bauer aus der Wohnung und brachte ihn auf dem Dachboden in Sicherheit. Dort ließ ich ihn mit dem Nötigsten für die Nacht in angenehmer Ruhe zurück. Dann stand ich wieder längere Zeit im Flur, wo es noch auszuhalten war. Ein Typ stellte sich zu mir. Er sah ziemlich wüst aus, Vollbart, Lederkäppi und in der Hand ein halb volles Bierglas.
    „Hast du ein Auto?“, fragte ich ihn.
    „Ja. Brauchst du eins?“
    „Dringendst. Verkaufst du es mir?“
    „Verkaufen? Das habe ich noch nie gehört. Ich bin Taxifahrer, Mann. Jemand aus dieser beschissenen Wohnung hat mich angerufen und gesagt, ich soll hierher kommen. Und jetzt stehe ich unten in der zweiten Reihe und niemand hier scheint ein Taxi zu brauchen.“
    „Vielleicht solltest du mal rumfragen.“
    „Bin ich verrückt? Das Taxameter läuft, und je länger ich hier stehe und trinke, ist das bares Geld für mich. Irgendwann wird jemand von diesem versifften Haufen hier ein Taxi brauchen, und der kann dann richtig zahlen.“
    „Frau oder Mann?“
    „Was?“
    „War es eine Frau oder ein Mann, die bei dir angerufen hatte?“
    „Keine Ahnung. Ist doch egal. Warst du schon mal in dem Badezimmer hier?“
    „Ja, gleich die Tür dort.“
    „Ich weiß, war auch schon dort. Sie haben einige interessante Dinge.

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