1800 - Zeitraffer
lauernd. „Schauen wir einfach und reagieren dann."
„Nein.
Wir erhalten von NATHAN pro Tag 24 Aufnahmen durchgerechnet. Das reicht nicht mehr aus. Zwischen jeder Aufnahme vergehen auf Trokan 3,7 Millionen Stunden. Rechnet es selbst aus, das sind jedesmal 422 Relativ-Jahre pro Stunde unserer Zeit! In dem Augenblick, wo Intelligenz ins Spiel kommt, können 422 Jahre eine Ewigkeit sein. Zu viel Unsicherheit, ihr versteht?"
„Sag klar, was du willst, Myles!"
„24 Aufnahmen pro Tag reichen nicht. Ich will, dass NATHAN zehn Aufnahmen pro Sekunde berechnet."
„Unmöglich", erwiderte der Kommissar. „Wir brauchen es."
„NATHAN verfügt nicht über die entsprechende Kapazität."„Dann schaltet andere Rechner hinzu, meinetwegen von Olymp oder Ferrol. Ich weiß, dass es schwer ist. Aber es ist machbar." Cistolo Khan gab seinen Blick mit derselben Stärke zurück. Und am Ende sagte er: „Also gut. Ich regle das mit Paola Daschmagan."
Im Zentrum der Beobachtungen stand turnusgemäß jenes 1089 Meter hohe Bohrkopf-Objekt, das die Trokan-Krise eingeleitet hatte. Die ganze Zeit hatte man nicht ermitteln können, was sich veränderte. Nun aber die Sensation: Kantors Experten wiesen auf optischem Weg eine Formation nach, die aus allerwinzigsten Details bestand. Die Formation zeigte mit großer Wahrscheinlichkeit die ersten Gebäude an. Mit anderen Worten - auf Trokan existierte Intelligenz. Im Forschungszentrum kam das einem wissenschaftlichen Erdbeben gleich.
Wie das intelligente Leben aussah, darauf gab es keinen Hinweis. Man konnte keineswegs sicher sein, dass nicht vielleicht Insekten am Werk waren.
Oder was, wenn die Bauten aus dem Bohrkopf stammten? Aber niemand glaubte daran. Rund um das Objekt entstand eine Stadt. Alles ging nun sehr schnell. Kantor bereute keine Sekunde, dass er in jeder Sekunde zehn Bilder berechnen ließ. Nur so war es möglich, zuverlässig die Entwicklung jener Trokan-Intelligenzen zu verfolgen.
Sie hatten eine Art kosmischer Vogelperspektive eingenommen. Voyeure aus dem Weltall. Publikum am Ende eines Fernrohrs, das zwischen den Sternen steht. Handelte es sich um Humanoide? Fischabkömmlinge oder Echsen? Eine ungeheure Spannung hatte die Forscher vom Titan ergriffen.
Die terranischen Medien entwickelten neue Begeisterung für das Thema. Täglich strömten Horden von Reportern durch das Forschungszentrum, die allerdings von Benito Grink mit viel Geschick geleitet wurden. Kantor gab kein einziges Interview. Keinem Reporter gelang es, ihn auch nur ein einziges Mal abzupassen.
Das meiste Interesse zogen Paola Daschmagan und Cistolo Khan auf sich. Sie waren es, die beinahe stündlich zu neuen Theorien befragt wurden.
Jeder neue Ansatzpunkt fand prompte, nicht immer sachgerechte Verwertung. Was. sie aus dem Orbit, durch die Hülle des Zeitraffer-Feldes, tatsächlich sagen konnten, das war nicht sehr viel. Die Fremden auf Trokan hatten offenbar eine wenig intensive Landwirtschaft entwickelt. Bebaute Flächen entstanden allenthalben, von außen gesehen in atemberaubendem Tempo. Technologie schien dagegen weniger gefragt. Die Veränderung der Oberfläche schritt in einem sehr viel geringeren Tempo voran, als man es zu einer vergleichbaren Phase auf der Erde erlebt hatte.
Außer der Stadt, die rings um den Bohrkopf im Wachsen begriffen war, gab es noch sechs weitere. Die Bevölkerungsdichte war dort unten vermutlich sehr gering. Kein Wunder, wenn man den Steppencharakter bedachte, die nur in geringem Umfang vorhandenen Bodenschätze. Kantor fragte sich, wie es mit der Entwicklung weiterging. Was, wenn die Trokan-Intelligenzen bald eine Technik entwickelten, die der irdischen vergleichbar war? Der jetzige Stand entsprach dem Mittelalter auf der Erde. Vielleicht noch zwanzigtausend Relativ-Jahre, dachte er, und sie würden sich mit 5-D-Technik auskennen. Falls sie nicht in einem Atomkrieg untergingen...
Was, wenn sie eine überlegene Supertechnik entwickelten? Wenn sie den Zeitraffer-Schirm durchbrachen und die Erde unterjochten? Denkbar auch, dass die Trokan-Leute sich mit dem Bohrkopf-Objekt auseinander setzten. Und was dann? Hatten sie dann Zugriff auf das gesamte Solsystem? Die drohende Gefahr war nicht zu übersehen. Aber es kam nicht zum Äußersten. Kantors Befürchtungen erwiesen sich als gegenstandslos, weil am 12.
Oktober 1288 NGZ die entscheidende. Veränderung eintrat. Er hatte sich soeben auf Mimas befunden, an der Seite Kallia Nedruns, und fühlte sich trotz Aktivatorchip
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