1822 - Ich jagte die böse Äbtissin
Antwort. Aber da baute sich eine Frage nach der anderen auf, und ich wollte wissen, ob jemand etwas beobachtet hatte.
Der Arzt und die Krankenschwester schauten sich an. Die Antwort gab Leni.
»Es tut mir leid, aber da bin ich überfragt. Ich hatte zwar Nachtdienst, doch gesehen habe ich keine fremde Person.«
Dr. Sholz meldete sich. »Wir haben auch bei den Kollegen und Kolleginnen nachgefragt. Niemand hat etwas Verdächtiges gehört oder gesehen. Der Killer ist wie ein Phantom gewesen.«
»Es kann auch eine Killerin gewesen sein«, bemerkte ich.
»Ja, auch. Aber letztendlich ist es ja egal, wer das getan hat. Oder etwa nicht?«
Ich nickte. »Wenn man es aus Ihrer Sicht sieht, dann haben Sie recht. Aber ich muss da anders denken. Für mich ist es nicht egal, ob ein Mann oder eine Frau der Killer ist.«
»Aha. Haben Sie denn einen Verdacht?«
Ich schaute Dr. Sholz an. »Ja, ich würde sagen, dass ich einen Verdacht habe.«
»Und der wäre?«
»Lassen Sie es auf sich beruhen. Sie sind aus dem Fall raus. Für mich fängt er erst an. Ich möchte Sie noch um Informationen über die Patientin bitten …«
»Oh, da muss ich passen.«
»Wie? Haben Sie keine Krankenakte?«
»Nein, noch nicht angelegt. Wir haben die Frau heute erst befragen wollen. Wir wissen nur, dass sie aus einem Kloster geflohen sein muss.«
»Kennen Sie den Namen?«
»Nein.«
Ich wandte mich an Leni. »Sie denn?«
Die Schwester zeigte ihr Denkergesicht. Die Lippen hielt sie dabei zusammengepresst. Es dauerte eine Weile, bis sie sprechen konnte. »Es liegt jedenfalls nicht im Ausland. Darauf hätte ich eher getippt, denn ich weiß, dass wir hier auf der Insel kaum Nonnenklöster haben.«
»Das lässt sich herausfinden«, sagte ich. »Kann sein, dass Ihnen der Name wieder einfällt.«
»Ja, das hoffe ich.«
Ich nickte den beiden zu. »Mein Job ist hier getan. Jetzt wird es an einer anderen Stelle weitergehen.«
»Wissen Sie schon wo?«
Ich lächelte Leni zu. »Erst mal muss ich das Kloster finden. Dann sehen wir weiter.«
»Wollen Sie dann dorthin?«
»Ich denke schon. Irgendwo muss man ja anfangen. Oder sind Sie anderer Meinung?«
»Nein, das nicht«, sagte Dr. Sholz, »aber ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken, Mister Sinclair.«
»Man kann sich daran gewöhnen.« Das waren meine letzten Worte zu diesem Fall, denn jetzt musste ich einen anderen Weg gehen, um der Lösung näher zu kommen.
Ich wusste auch schon, welchen …
***
Vier Augen schauten mich im Büro an, und ich las die Frage in den Blicken. Deshalb gab ich auch eine Antwort.
»Es geht um eine Nonne, die in der letzten Nacht in ihrem Krankenzimmer ermordet wurde. Es kann durchaus sein, dass die Mörderin ebenfalls …«
Suko unterbrach mich. »Mörderin, hast du gesagt?«
»Ja.«
»Bist du dir denn sicher?«
»Nein, das bin ich nicht. Aber wir können auch nicht ausschließen, dass es sich um eine Frau handelt. Möglicherweise sogar um die Äbtissin.«
»Oh, das ist hart«, murmelte Glenda. »Hast du denn Beweise?«
»Nein.«
»Gut.« Es schien ihr nicht zu gefallen, dass eine Frau aus einem Nonnenkloster mordete.
»Ich werde aber versuchen, mir die Beweise zu verschaffen.«
»Erst musst du das Kloster finden.«
»Ja, und wo liegt es?«
»Keine Ahnung. Aber irgendwo wird es doch eine Aufstellung über Klöster geben.«
»Bestimmt, John.«
»Dann schau bitte mal nach.«
»Ja, mach ich.«
»Und ich werde mal mit Rom telefonieren.«
»He.« Glenda bekam große Augen. »Willst du mit dem neuen Papst sprechen?«
»Das wäre schön. Aber ich kenne einen anderen wichtigen Mann besser.«
»Father Ignatius.«
»Genau.«
»Dann grüß ihn auch von uns«, sagte Glenda, bevor sie sich wieder an ihren Arbeitsplatz setzte.
***
Ich hatte Glück, war durchgekommen und freute mich, die Stimme des Mannes zu hören, der im Vatikan seine neue Heimat gefunden hatte und von dort einen Geheimdienst leitete, der sich die Weiße Macht nannte. Aus alter Verbundenheit stellte er für mich noch immer die geweihten Silberkugeln her, wie er es damals im Kloster St. Patrick im schottischen Hochland getan hatte.
»John Sinclair, meine Güte, das ist aber eine Überraschung. Manchmal habe ich daran gezweifelt, ob es dich überhaupt noch gibt.«
»Doch, doch, das ist meine echte Stimme. Und wie geht es dir, Ignatius?«
»Ach, ich kann nicht klagen, verstehst du?«
»Das glaube ich dir nicht. In der Kirche und deren Umgebung ist so viel Negatives passiert,
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