Unterwuerfig (eine Bonus-Story aus der Anthologie Maennerkuesse)
UNTERWÜRFIG
eine Bonus-Story aus der Anthologie
MÄNNERKÜSSE
von
Juna Brock & Stefanie Herbst
erschienen im
Dead Soft Verlag
Steven
Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen. Klappt sehr gut, ja. Ich bin die Ruhe selbst. Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen. Es gibt wohl niemanden, der entspannter ist als ich – nein. Ein und aus. Ich bin nicht aufgeregt oder so. Absolut nicht. Ist ja auch nicht das erste Mal. Okay, hier ist es schon das erste Mal. Aus und ein.
Hier. Im Bürogebäude. Wo unendlich viele Leute rumlaufen. Leute, die ganz plötzlich die Tür aufreißen und mich entdecken könnten. Aber wer sollte schon einen Grund haben, in die Abstellkammer zu gehen? Die Abstellkammer, in der es dunkel und dreckig ist. Nein, da möchte niemand freiwillig rein. Ganz ausgeschlossen. Da kann ich mir ziemlich sicher sein.
Ein. Aus.
Dennoch … Ich weiß, dass er nicht abgeschlossen hat. Dieses Spiel macht ihm Spaß. Die Gewissheit, dass ich mir hier drinnen einen abschwitze und tierische Panik habe, erwischt zu werden. Aber ich kann nicht leugnen, dass es mir nicht auch gefällt. Nervenkitzel. Ein ganz besonderer Reiz, etwas verdammt Unanständiges zu tun und gleichzeitig nichts daran ändern zu können.
Es war nicht meine Idee, sondern seine. Er denkt sich immer etwas Neues aus. Jeden Tag. Aber das hier ist etwas ganz Spezielles. Bisher hat er es noch nie so weit getrieben. Der Arbeitsplatz, das ist hart an der Grenze des Möglichen. Aber ich widerspreche ihm nicht, nein. Nicht mehr . Ich vertraue ihm, vollkommen. Auch, wenn die vielen Schritte auf dem Gang mir einen eiskalten Schauer den Rücken hinunterjagen. Ich höre Stimmen, Gelächter. Wenn die wüssten . . Der Boden ist staubig. Wahrscheinlich ist hier noch nie sauber gemacht worden. Er mag mich schmutzig. Dann hat er einen Grund, um mir ordentlich die Leviten zu lesen und mich danach gründlich zu waschen. Hmmm … Das macht er immer gut. Mit Massage und allem drum und dran. Aber nur, wenn ich artig war. Oh ja, ich versuche immer artig zu sein. Meistens zumindest. Früher war das anders. Da war ich ein richtig wilder, unbändiger, garstiger …
»Hey Roger, hast du Steven gesehen?«
Oh. Oh.
»Das letzte Mal in der Mittagspause, wieso?«
Ja, was willst du von mir?
»Ich brauche unbedingt die Kunden-Offerten. Die wollte er fertig machen. Wo steckt der bloß?«
Ups. Die Offerten? Sollten die heute fertig werden?
»Frag doch mal bei seinem Chef nach.«
Haha. Genau . Er weiß Bescheid.
»Bei Green? Ach, der wäre damit völlig überfordert, hat doch von Tuten und Blasen keine Ahnung.«
Ruhig bleiben. Ruhig bleiben. Jetzt nicht loslachen.
»Hast du das auch gehört?«
»Was?«
»Da war doch was?«
»Wo?«
»In der Abstellkammer. Sei mal still.«
Ich halte die Luft an.
»Ich höre nichts.«
»Hm. Ich auch nicht.«
»Okay. Ich muss weiter. Wenn du Steven siehst, dann sag ihm, dass er seinen Hintern zu mir schwingen soll.«
»Geht klar.«
Schritte entfernen sich. Schritte werden leiser. Schritte sind verschwunden. Ausatmen. Stille. Puh. Glück gehabt. Ich bin erleichtert . .
… und verdammt noch mal extrem geil. Was für ein Risiko. Das Ganze macht mich dermaßen an. Wahnsinn. Hätte man mir vor ein paar Monaten gesagt, dass ich mal bis aufs Äußerste erregt in einer Abstellkammer hocken würde … pff… hätte ich niemals geglaubt. Und jetzt? Tja! Jetzt sitze ich hier und mein bester Freund ist hart wie ein Stein. Da fehlt nicht mehr viel – nein, nein. Einmal reiben, einmal dagegen stupsen. Das würde reichen und ich würde den Orgasmus meines Lebens bekommen. Aber das geht leider nicht. Warum? Ganz einfach: Ich bin gefesselt. Nicht nur mit einem alten Strick oder Klebeband – nein! Er möchte es immer perfekt haben. Gut sitzen soll es. Halten muss es. Aber verletzen darf es nicht. Dennoch braucht es auch nicht zu bequem sein. Das spüre ich. Ich kann mich nicht rühren, nein, nichts zu machen.
Er bevorzugt Baumwollseile, manchmal auch Hanf, weil es so schön an meinen Armen aussieht, sagt er. Aber Baumwolle verwendet er am häufigsten. Mal in Weiß, mal in Rot – heute ist sie schwarz. Nicht, dass ich die Farbe sehen könnte; in der Kammer ist es stockfinster. Aber irgendwann wird er mich wieder hier herausholen. Irgendwann. Wahrscheinlich erst gegen Feierabend. Oder nach Feierabend. Das ist noch eine ganze Weile hin. Der Druck zwischen meinen Beinen steigert sich langsam ins Unerträgliche. Kommen, das möchte ich. Oh ja …
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