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1831 - Requiem für den Smiler

Titel: 1831 - Requiem für den Smiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sagte Sevia.
    „Ja, ja, tu das."
    Ich blieb allein am Simulator zurück, starrte blicklos in den Holowürfel, der nur noch sich allmählich verflüchtigende Gaswolken zeigte, wo einst das Humanidrom im Orbit von Lokvorth gestanden hatte.
    Vielleicht hatten Sevia und die anderen recht, und ich machte mich nur selbst verrückt. Aber, verdammt noch mal, Tek hatte viel Zeit zur Verfügung gehabt, um sich noch aus der Gefahrenzone bringen zu können.
    Von dem Zeitpunkt, da sich der Großteil des Einsatzkommandos per Transmitter aus dem Humanidrom abgesetzt hatte, bis zur Explosion waren noch siebzehn Minuten vergangen. Das war eine kleine Ewigkeit. Zeit genug, etwas zu unternehmen und eine Möglichkeit zu finden, aus dem Humanidrom zu fliehen.
    Ich hatte einen Zeitplan aufgestellt. Demnach konnte man von der Position der Simple Minds das Humanidrom unter günstigsten Umständen in dreizehn Minuten verlassen, unter ungünstigeren immerhin in zwanzig Minuten. Nahm man Durchschnittswerte an, waren siebzehn Minuten immer noch ausreichend.
    Tek hatte schließlich den Zeitpunkt der Explosion gekannt. Bei aller Verminderung seiner Intelligenz und der damit verbundenen Einschränkung seiner Reaktionsfähigkeit: So verkümmert konnte Tek nicht gewesen sein, daß er nicht nach einem Ausweg gesucht - und ihn auch gefunden - hätte.
    Das ließ ich mir, wenn auch wider aller Logik, einfach nicht nehmen. Die Berichte aus dem Humanidrom hatten schließlich gezeigt, daß Tek immer wieder lichte Momente hatte.
    Tek ist nicht irgendwer, sagte ich zu meinem Extrasinn. Der Smiler hat zuvor in vielen kniffligen Situationen gezeigt, daß er noch immer einen Ausweg gefunden hat.
    Der Extrasinn wurde es nicht müde, mir immer wieder mit stichhaltigen Gegenargumenten die Ausweglosigkeit dieser speziellen Situation vor Augen zu führen. Sein schlüssig klingendes Urteil: Ronald Tekener, durch den IQDimmer nach und nach auf das geistige Niveau eines Primaten gespritzt, ohne die Unterstützung eines Modula-Roboters und ohne die Möglichkeit, sich per Transmitter abzusetzen, hat einfach keine Möglichkeit gehabt, sich und seine Leute zu retten.
    „Es gibt unzählige unvorhersehbare Möglichkeiten, wie sie sich hätten retten können", sagte ich laut.
    Ich zählte einige auf. Tek hätte ein Schott ins Freie erreichen und sich mit Hilfe des flugfähigen SERUNS in Sicherheit bringen können. Oder er könnte ein Beiboot der Tolkander gekapert haben. Im Humanidrom wimmelte es immer noch von hilfreichen Vertigos. Oder ...
    Ich hätte mit dieser Aufzählung fast endlos fortfahren können. Aber mein Extrasinn akzeptierte nichts davon und tat alle diese Möglichkeiten als unwahrscheinlich ab.
    „Es sind Unwahrscheinlichkeiten", gab ich zu. „Aber Tek ist immer für das Unmögliche gut."
    Das ist Wunschdenken, erklärte mir der Logiksektor in seiner unendlichen Geduld. Es ist klar, warum du dir etwas vorlügst. Du machst dir Vorwürfe, daß du die Simple Minds allein in den Einsatz geschickt hast.
    Du wirfst dir vor, daß nicht du selbst, der du gegen den Tangle-Scan immun bist, die Sache in die Hand genommen hast. Du überladest dich mit Schuld, und das ist falsch. Diese Katastrophe konnte niemand voraussehen. Es wird Zeit, daß du dich von deinem Schuldkomplex befreist und dich mit Ronald Tekeners Tod abfindest. Du solltest dich auf die Tolkandergefahr konzentrieren.
    Ich hätte den Dialog mit meinem Extrasinn noch gerne fortgesetzt, denn die Gegenargumente zermürbten mich nicht, sondern bauten mich eher noch auf. Keines davon war gegen Unwahrscheinlichkeiten stichhaltig. Es wäre wohl auch klüger gewesen, den Kontracomputer der MERLIN zu Rate zu ziehen, denn der arbeitete mit Unwahrscheinlichkeiten.
    Diesen Gedanken konnte ich nicht mehr konsequent zu Ende führen. In diesem Moment tauchte meine Stellvertreterin Gerine vor mir auf und machte den Spekulationen ein Ende.
    „Die Vernichtung des Humanidroms hat die Tolkander auf Trab gebracht", sagte die grobknochige und maskulin wirkende Arkonidin, die ich einst davor bewahrt hatte, daß das Kristallimperium das Todesurteil an ihr vollstreckte. „Jetzt, sechs Stunden später, führen sie verstärkt Funkverkehr. Auch mit dem riesigen Flottenstützpunkt bei 47 Tucani. Es braut sich etwas zusammen. Wir sollten reagieren. Am besten, wir ziehen uns auf sichere Distanz zurück."
    „Nein!" lehnte ich ab. Ich sagte es so heftig, daß Gerine leicht zurückzuckte. Darum fügte ich gemäßigter hinzu. „Wir

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