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184 - Die Herren von Sydney

184 - Die Herren von Sydney

Titel: 184 - Die Herren von Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn und Stephanie Seidel
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das Blut hat mich verwirrt, weißt du?« Sie betastete ihre Wange, die der heiße Lebenssaft des Fremden benetzt hatte. Die Haut war noch immer gerötet. Clarice hatte versucht, das Grauen mit Meerwasser und Sand von sich abzuwaschen.
    »Es tut mir so Leid«, sagte Vogler leise.
    »War nicht deine Schuld.« Clarice schob ihren Teller weg und lehnte sich zurück. »Und was die Welt als solche betrifft: Ich wusste ja, was uns hier erwartet. Matt hat es uns beschrieben, ehe wir unsere Entscheidung trafen.«
    Sie verzog das Gesicht. »Es ist allerdings ein Unterschied, ob man Dinge hört oder sie tatsächlich erlebt.«
    Vogler nickte versonnen. Er saß mit seiner Kollegin im Wohnbereich ihrer dreigeteilten Unterkunft – Labor links, Schlafräume rechts – und hoffte darauf, nach dem Essen ein wenig entspannen zu können. An der Südwand gab es ein Panoramafenster. Der Ausblick war lohnenswert. Hier, im tief liegenden Zentrum von Augustus Island, kam der raue Seewind nicht bis an den Boden. So konnte sich ein Teppich aus Gräsern und Kräutern entwickeln, der das Tal rings um den kleinen Süßwassersee begrünte. Im Osten standen Mischwälder aus Palmen und Tannengehölz, am Nordrand der Insel wuchsen Mangroven. Dort befand sich auch die artenreichste Fauna.
    »Wukk«, sagte jemand.
    Die Köpfe der Marsianer schwenkten herum, und Voglers Gesicht wurde noch länger, als es ohnehin schon war. Am Eingang stand eine Natt’nik.
    »Marsia!«, rief Clarice erfreut und streckte ihre Hand aus. Es wäre nicht nötig gewesen, das Tier noch extra anzulocken, denn Natt’niks waren von Natur aus neugierig. Dieser Tatsache hatten Vogler und Clarice es auch zu verdanken, dass sie seit einer Woche täglich besucht wurden.
    Auf der anderen Seite des Tales lebte ein Dutzend schwarz gefiederter Pazifikenten, ein Nachfahre der indischen Laufenten. Auch an dieser Tierart war die Evolution nach »Christopher-Floyd« nicht spurlos vorbeigegangen. Natt’niks wackelten aufrecht durchs Leben und erreichten dabei eine Höhe von einem Meter zehn. Ihr Federkleid war schwarz, Plattfüße und Schnabel leuchteten rot. An letzterem hatten sich zwei Hornspitzen ausgebildet, die über den Rand herunter stachen wie Vampirzähne. Sie dienten zum Knacken schwerer Schneckengehäuse und gaben den Enten ein verwegenes Aussehen. Natt’niks waren eigentlich recht scheu, aber eben auch gefräßig – und eine mehr als alle anderen.
    Schnatternd setzte sich Marsia in Bewegung.
    »Zieh dir die Handschuhe über!«, warnte Vogler, und Clarice Braxton folgte der Stimme der Vernunft. Sie konnten es nicht riskieren, sich irgendein Bakterium einzufangen, das der Vogel mit sich herumtrug.
    »Na, wie geht es dir heute?«, fragte Clarice, als die Natt’nik ihr zur Begrüßung in den Stiefel zwickte. »Wo sind denn deine Gefährten, hmm?«
    »Draußen, wo sie hingehören«, brummte Vogler.
    »Und wenn du schon bei einer Befragung bist: Lass dir mal erzählen, wie sie es geschafft hat, durch die Schleuse zu kommen!«
    »Sie ist eben eine kluge Natt’nik«, meinte Clarice lächelnd und kraulte dabei den schwarzen Vogelhals.
    »Das ist ein Widerspruch in sich!« Vogler beobachtete, wie die Ente unter der zärtlichen Berührung der behandschuhten Hand den Kopf in die Höhe reckte, ihre Augen schloss und kleine gutturale Laute des Wohlbefindens von sich gab. Zögernd streckte Vogler die Hand aus. Er hatte schon früher versucht, mit dem Tier Kontakt auf zunehmen – das konnte er gut, bis hin zur mentalen Verständigung, schließlich hieß er nicht umsonst Vogler. Doch an der schwarzen Natt’nik war er bisher gescheitert. Entweder hatte diese Ente kein Hirn, oder sie verbarg es vor ihm. Was sie nicht verbarg, war ihre Abneigung. Marsia liebte Clarice, aber ihn, den Vogelspezialisten, mochte sie nicht leiden. Das schmerzte gleich in doppelter Hinsicht.
    »Au!« Vogler zuckte zurück, als ihn der scharfkantige Schnabel traf, glücklicherweise aber durch den widerstandsfähigen Handschuh nicht hindurchging.
    Marsia sah ihn an, reglos, und gluckste kehlig. Lachte sie etwa? Vogler zeigte aus sicherer Entfernung auf den gefiederten Vampir. »Hörmal, Clarice, das ist ein Wildtier. Es gehört nach draußen! Ich finde, wir sollten es nicht mehr in unsere Unterkunft lassen.«
    »Haben wir das je getan?« Unbekümmert packte Clarice die Natt’nik, zog sie ein Stück von Vogler fort und stellte ihr den Teller mit Algenextrakt vor die Plattfüße. Marsias Kopf fiel senkrecht herunter,

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