Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1845 - Die Schwarzen Schiffe

Titel: 1845 - Die Schwarzen Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Verehrung, ja Anbetung gewesen, Herzstück eines weitverbreiteten Kultes mit Priestern und Geweihten, einer riesigen Laienschar und ebenso ausgeklügelten wie absonderlichen Ritualen. Dann wieder war man des Unberührbaren Heiligtums überdrüssig geworden, hatte es gemieden und alle Einrichtungen früherer Zeit wieder abgebrochen, demontiert und alle Spuren der Verehrung getilgt.
    Zur Zeit lag das Heiligtum wieder unberührt in der Ebene; niemand kümmerte sich darum, und in den Kreisen der Galornen wurde vorsichtshalber nicht einmal davon geredet.
    „Anhalten!"
    Genau über dem Heiligtum blieb die KEMPEST stehen.
    „Wir werden jetzt das neue Waffensystem ausprobieren", sagte Pool Tammen.
    „An dem Unberührbaren Heiligtum?" erkundigte sich KEMPEST sofort.
    Es war in diesem Augenblick, daß Pool Tammen eine neue, bislang unbekannte galornische Tradition begründete: Er antwortete auf die Frage des Schiffes.
    „Es ist nötig", sagte Pool Tammen.
    KEMPEST stellte sofort die nächste Frage, respektvoll und zugleich mit einer Wißbegierde, die frühere Raumschiffstypen nicht besessen hatten.
    „Darf ich die genauen Gründe dafür wissen?"
    Die Augen des Kommandanten verkleinerten sich. Er mahlte mit den Zähnen.
    „Es läßt uns wie Narren aussehen", sagte Pool Tammen. „Es trotzt uns, und das erfolgreich. Es schafft einen Präzedenzfall, den wir nicht dulden können, niemals. Nichts und niemand darf sich unserem Willen widersetzen. Wir sind Galornen, und wir sind einzigartig in dieser Galaxis. Wir sind das Volk, das die höchste Entwicklungsstufe erreicht hat, dem es bestimmt ist, über Plantagoo zu herrschen, zum Wohle aller Völker.
    Später einmal, in vielen Jahrtausenden, wenn wir noch stärker geworden sind, werden wir vielleicht auch anderen Galaxien die Segnungen unserer Herrschaft zuteil werden lassen. Vorerst aber müssen wir uns mit Plantagoo begnügen."
    „Ich verstehe", sprach KEMPEST.
    „Tust du das?" fragte Tammen bitter.
    „Gewiß", antwortete KEMPEST. „Solange es das Unberührbare Heiligtum gibt, ist unsere Macht in Plantagoo nicht vollkommen, sondern eingeschränkt. Das darf nicht geduldet werden - jeder Defekt muß sofort behoben werden, gleichgültig, welcher Art er ist. Dies ist mein Prinzip, und dieses Prinzip habe ich von euch gelernt. Es sollte auch in diesem Fall gelten."
    Pool Tammen machte eine Geste, die Erheiterung ausdrückte. Er fand, daß KEMPEST ein ausgesprochen angenehmer Gesprächspartner war, mit ruhiger Stimme, niemals aufgeregt, immer sachlich und vor allem nicht launisch.
    „Deswegen muß dieses widerwärtige Gebilde verschwinden", erklärte Pool Tammen. „Eröffne das Feuer darauf!"
    Die Galornen hatten vor einigen Jahrzehnten eine neue Art von Waffenstrahl entdeckt, den Materiestauber. Erzeugt wurde vom Materiestauber ein grünlich irisierendes Feld, dessen Wirkung darin bestand - wie der Name schon andeutete - ,die molekularen Zusammenhaltkräfte von Materie aufzuheben. Das von diesem Strahl getroffene Material verwandelte sich in feinsten ‘Staub, so hart es vorher auch gewesen sein mochte. Kein Stahl, nicht einmal molekular hochverdichteter Spezialstahl, konnte dem Materiestauber widerstehen.
    Voller Hoffnung betrachtete Pool Tammen das Objekt seines Zorns das Unberührbare Heiligtum.
    Der Name stimmte nicht ganz, berühren konnte man das seltsame Gebilde sehr wohl. Aber man konnte es nicht beschädigen, nicht öffnen, nicht benutzen, nicht einmal mit den Mitteln moderner Technik durchleuchten. Es widerstand jedem Versuch, seine Geheimnisse zu lüften, seinen Sinn und Zweck, seine Herkunft und eigentliche Funktion zu ergründen. Das Unberührbare Heiligtum war einfach nur da - es existierte, und mehr tat es nicht.
    In früheren Äonen war das Heiligtum aus genau diesem Grund - es existierte und tat sonst nichts - als Gott verehrt worden, der vom Anbeginn der Schöpfung an existiert hatte und weiterexistieren würde, vielleicht bis lange nach der Zeit, in der es weder Raum noch Zeit gab ... Aber diese Verehrung hatte sich nicht lange gehalten, da dieser Gott weder Wunder tat noch Wünsche erfüllte.
    Nichts geschah ...
    Das grüne Flimmern hüllte das Heiligtum ein, Staub wirbelte auf, und einige Augenblicke lang hatte Pool Tammen die wilde Hoffnung, daß ihm gelingen würde, was kein anderer bis jetzt ...
    Nichts änderte sich am Unberührbaren Heiligtum. Es existierte und tat nichts.
    Pool Tammen reagierte mit einer Unbeherrschtheit.
    „Feuer!" befahl er.

Weitere Kostenlose Bücher