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1849 - Die Mittagswelt

Titel: 1849 - Die Mittagswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Alaska?"
    „Ja. So lange." Auf einem Stein machte er es sich bequem. Saedelaere befahl der Haut, seinen Körper zu verlassen. Es war eine Übung, die sie regelmäßig ausführten. Aus einem Parasiten konnte nur dann ein Partner werden - oder ein zumindest erträgliches Übel -, wenn die Haut es schaffte, auf eigene Faust klarzukommen.
    Ihr Rekord lag bei zehn Minuten. Saedelaere fand, daß das nicht sehr viel war. In einer privaten Umgebung reichten zehn Minuten gerade für eine Dusche.
    Durch den Zellaktivator war er daran gewöhnt, Jahre und Jahrzehnte einsam zu verbringen. Aber was, wenn es ihm gelang, in die heimatliche Milchstraße zurückzufinden? Was, wenn er jemals wieder eine menschliche Frau traf?
    Saedelaere empfand den Gedanken als wenig angenehm. Er war kein Frauenheld. Dafür saßen Mißtrauen und Zurückhaltung viel zu tief. Sollte er jedoch eine Frau finden, die etwas in ihm auslöste, dann hatte er ein Problem. Zehn Minuten für Sex oder für eine Liebeserklärung. Nicht die Welt. So etwas reichte ausnahmsweise, aber nicht auf die Dauer. Er mußte grinsen, aber es war nicht mehr als Galgenhumor.
    Saedelaere sah zu, wie die Haut sich langsam von seinem Körper löste: Der gallertartige Organismus gab zuerst die Beine frei. Sein Parasit bewegte sich wie ein Dutzend unsichtbare Tausendfüßler. Es war ein Gefühl, an das man sich gewöhnen mußte.
    Unter dem Raumanzug zuckte es, er öffnete vorne an der Brust den Reißverschluß, dann floß eine halb transparente Masse an seinem Körper hinab zu Boden.
    Am Ende lag vor ihm ein formloser Sack.
    „Mindestens zehn Minuten", forderte Saedelaere. „Du wirst dich so weit entfernen, wie du nur kannst.
    Wir halten Kontakt."
    Der Sack gab keine Antwort. Über so etwas wie Lautbildungsorgane schien die Haut nicht zu verfügen.
    Aber er spürte ihre Gegenwart. Saedelaere nahm deutlich wahr, was in ihrem Geist vor sich ging, auch wenn sie mittlerweile durch vier Meter getrennt waren.
    Er sah die Haut davonkriechen. Zwischen Bodengewächsen und Dunst war sie bald nicht mehr zu entdecken.
    Sein warnender Blick traf Lanagh und Scheep. Ihre begehrlich geöffneten Münder sprachen eine deutliche Sprache. Sie wußten hoffentlich, daß sie den Parasiten nicht überfallen durften. Obwohl er es ein Dutzend Mal erklärt hatte, neigten sie dazu, bestimmte Gebote „aus den Augen zu verlieren".
    Saedelaere schaute auf die Uhr. Nach acht Minuten kroch die Haut wieder näher.. Er sandte ihr einen abweisenden Gedanken, den sie zu verstehen schien. Jedenfalls machte sie keine Anstalten, vor Ablauf der zehnten Minute heranzukommen.
    Dann aber entwickelte sie eine erstaunliche Behendigkeit. Sie schnellte am Anzug empor, verteilte sich blitzartig über Brust und Hände auf den ganzen Körper.
    „Ich habe gelitten, Alaska", signalisierte sie.
    „Das läßt sich leider nicht vermeiden", sagte er mitleidlos.
    Er spürte ihre Anwesenheit in jeder Körperfalte. Tentakel bohrten sich in seine Körperöffnungen, winzige dünne Pseudopodien. Auf diesem Weg nahm sie Nahrung auf. Es war ihre einzige Möglichkeit, sie ernährte sich absolut parasitenhaft.
    Und dann passierte etwas, das ihn sehr erschreckte: Die Haut verabreichte ihm einen elektrischen Schlag: Saedelaere zuckte zusammen. „Was ist?" fragte er ärgerlich. „Hast du vor einem Schatten Angst?"
    „Nein, Alaska ...", kam es zögerlich. „Ich ... Da ist es wieder."
    „Was?"
    „Gleich. Sei aufmerksam!"
    Saedelaere bereitete sich vor. Der Elektroschlag traf ihn ein zweites Mal. Diesmal zuckte er nicht mehr, sondern er versuchte jedes Detail mitzubekommen.
    Hier kommt der Jenseitsjack... Jenseitsjack sieht dich nicht. Aber er kann dich fühlen ...
    Die Gedanken waren auf keinen Fall seine eigenen. Was passierte da?
    Jenseitsjack.
    Es handelte sich um eine Art mentales Tasten. Er besaß nur deshalb die nötige Sensibilität, das Tasten wahrzunehmen, weil die Haut als Verstärker wirkte. Nicht die Haut war es also, die ihm den Schmerz zufügte, sondern der Einfluß stammte von außerhalb.
    Er schaute Scheep und Lanagh an. Nein, die beiden merkten nichts. Sie murrten lediglich vor sich hin, weil es noch immer nicht weiterging. Saedelaere kümmerte es nicht.
    Er verfolgte mit maximaler Konzentration den tastenden Einfluß. Einige Maie strich
     
    *
     
    das Phänomen über sie hinweg. Jemand suchte etwas, was auch immer. Doch er gewann den Eindruck, daß der unbekannte Urheber sie nicht bemerkte.
    „Was kann das sein?" fragte die

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