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185 - Ein Albtraum erwacht

185 - Ein Albtraum erwacht

Titel: 185 - Ein Albtraum erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Meenors Denken zu bemerken.«
    »Niemand konnte es ahnen«, wisperte der Großvater. »Das Böse, das einstmals Moogan war, versteckt sich in ihm und tritt dann zutage, wenn man am wenigsten damit rechnet.«
    »Du bist wirklich müde«, sagte Aluur, und blickte den Alten forschend an. »Ich möchte in euren Bund einrücken und dich erlösen.«
    »Würdest du das freien Willens tun?« Die Augen des Großvaters leuchteten hell auf. »Seit Ewigkeiten träume ich davon, mich zurück in den Zeitstrom zu begeben und die Dunkelheit zu umarmen.«
    »Ich weiß.« Aluur stand auf, ging auf den Ältesten zu, umarmte die hinfällige Gestalt liebevoll. »Lass los«, sagte er liebevoll.
    »Es tut mir Leid, Kriegerin«, seufzte der Großvater in Aruulas Richtung. »Ich unterlag einem Irrtum. Du hast gewisse Anlagen in dir, bist aber bei weitem nicht so stark wie dieser hier.« Die letzten Kraftreserven schienen aus ihm zu rinnen.
    »Nimm dich vor dem Einfluss der Anangu in Acht.« Die Stimme brach. »Die Namen… ich verwechselte eure Namen…«
    Er zerfiel zu Staub, löste sich in Aluurs Armen auf.
    »Es ist vorbei«, sagte der Junge. »Alles Wissen ist nun in mir. Ich werde nun der Sohn sein. Der Sohn wird zum Vater, der Vater zum Großvater…«
    Es hörte sich wie eine unheimliche Beschwörung an. Die Sonne verkroch sich hinter der einzigen Wolke am Horizont.
    Frostiger Wind blies für wenige Sekunden über den Vorhof.
    Doch so rasch, wie die Änderung gekommen war, so rasch verschwand sie auch wieder.
    »Was ist nun mit Moogan?«, fragte Aruula. »Willst du das Böse in Meenor leben lassen?«
    Der Sohn blickte auf jenen einzelnen Faden, den er nach wie vor in Händen hielt, fuhr sinnend über seine glatte Struktur – und zerriss ihn schließlich. »Das Experiment mit den Zwillingen ist beendet«, sagte er. »Die Einwohner von Toon werden sich wieder mehr auf sich selbst verlassen müssen. Und wir« – er blickte nacheinander Vater und Großvater an – »werden andere Wege beschreiten müssen, um in die Traumzeit der Anangu vorzudringen.«
    19.
    Der Abstieg hinab in die Ebene verlief schweigend.
    Aluur gab ihr schließlich ungelenk die Hand, sagte ein leises
    »Danke« und drehte sich um. Er marschierte zurück, den Berg hinauf in jenes seltsame Zwischenreich, dessen Existenz Aruula mit jedem Moment unwahrscheinlicher vorkam.
    »Ich hoffe, du findest am Uluru deine Erfüllung!«, hörte sie den Widerklang eines leisen Echos. Dann verschwand Aluur zwischen den Felsen.
    Aruula blickte auf ihre Füße hinab. Da war keine Fessel mehr. Wahrscheinlich hatte es sie nie gegeben. Die Fäden waren nur ein Sinnbild für etwas, das nicht erklärlich schien.
    Lag das Felsenlabyrinth selbst in der Traumzeit, wo man seinen Sinnen nicht trauen durfte? Sie würde es wohl nie erfahren.
    Der mittägliche Wind ließ nach. Aruula marschierte quer durch das Gerstenfeld. Die Halme, so schien es, bogen sich von ihr weg.
    Die Barbarin empfand kreatürliche Angst. Sie hatte Dinge gesehen, die nicht für Menschen bestimmt waren.
    In Toon herrschte bleierne Stille. Deprimierte Menschen schlichen durch die Straßen und blickten verwirrt auf die Zerstörungen, die sie selbst angerichtet hatten.
    Wussten sie, was sie getan hatten? Oder waren die drei Hüter in ihre Gedanken vorgedrungen und hatten ihnen jegliche Schuldgefühle genommen?
    Auf dem Dorfplatz wurden mehrere Leichname aufgebahrt.
    Auf dem höchsten Scheiterhaufen ruhte Meenor. Sein hübsches Gesicht wirkte friedlich und von allen Sorgen befreit.
    Was war Moogan gewesen? Das Resultat jener Qualen, die ihm die drei Hüter unbeabsichtigt auferlegt hatten? Oder das fleischgewordene Resultat all der schlechten Eigenschaften, die ein Mensch in sich vereinte?
    Alte Fragen waren beantwortet worden, neue stellten sich ihr.
    War die Macht, die die drei Hüter hinter den Anangu vermuteten, wirklich böse? Auch wenn ihre Methoden zweifelhaft waren – immerhin war sie ein Feind der Daa’muren. Aruula würde es wohl erst erfahren, wenn sie den brennenden Felsen erreichte.
    Unbeachtet marschierte sie durch das Dorf und verließ es durch das Haupttor. Hinter ihr flackerten Feuer hoch. Aruula tastete über ihren verkrüppelten Finger. Moogan war ein zweites Mal gestorben; dieses Kapitel ihres Lebens war endgültig abgeschlossen. Erinnerungen würden bleiben und irgendwann einmal, wenn sie alt und grau war, verblassen.
    Der Roodtren stand unter Dampf. Wachen unter Tellos Leitung blickten nervös in Richtung

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