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185 - Ein Albtraum erwacht

185 - Ein Albtraum erwacht

Titel: 185 - Ein Albtraum erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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an sich heran, schleppte sie auf den Eingang der halb verfallenen Hütte zu.
    Lächerlich! Mit einem einzigen Hieb konnte sie die seltsame Fessel trennen. Aruula nahm das Schwert zur Hand, holte aus… und zögerte.
    »Du spürst es, nicht wahr?« Der mittlere Hüter deutete ins Dunkle ihrer Behausung. Im Halbschatten waren Berge von Knäuel zu sehen, von denen Fäden durch Fenster, Türen und Lücken ins Freie führten. Manche von ihnen zuckten, als wären sie lebendig – oder als hinge jemand an ihnen.
    »Du siehst deinen Lebensfaden«, sagte der Jüngste. »Hier in der Zone zwischen Traumzeit und Wirklichkeit wird er sichtbar. Er ist untrennbar mit dir verbunden. Wenn du ihn kappst, dann…«
    Der Hüter brauchte nicht weiter zu sprechen. Aruula konnte sich vorstellen, was dann passierte. Fasziniert betrachtete sie ihre Schnur. Sie sah abgenutzt aus und war an manchen Stellen brüchig. Da und dort wirkte sie hauchdünn, als könnte sie jeden Moment reißen.
    »Lächerlich!«, rief Aruula. »So etwas wie Lebensfäden gibt es nicht. Das ist ein Trick, eine Täuschung…«
    Erneut ergriff der mittlere Hüter das Wort. »Willst du es darauf ankommen lassen?« Schmerzhaft zog sich das Band um Aruulas Bein zusammen.
    Fluchend stemmte sie sich gegen den Zug. Sollte sie die Hüter direkt attackieren, sie bewusstlos schlagen und dieses lächerliche Spiel beenden? Nein. Dazu besaß sie nicht die Kraft. Die Alten wühlten und bohrten in ihrem Kopf herum, verwirrten sie mit seltsamen Gedanken und Bildern, bereiteten sie auf ihr Schicksal im Inneren der Hütte vor.
    Da waren Eindrücke von hoch lodernden Flammen, von einem Reich des Schmerzes, von qualvoller Endlosigkeit…
    Aruula zitterte, brachte kaum mehr die Kraft auf, sich gegen den Zug an ihrem Bein zu wehren.
    Moogan hatte also Jahre seines Lebens in der Dunkelheit unterhalb der Hütte verbracht? Kein Wunder, dass er durchgedreht – oder, besser gesagt: zum Bestandteil dieses endlosen Albtraums geworden war.
    Der Torrahmen war erreicht. Die Barbarin klammerte sich links und rechts fest. Sie wusste, dass es kein Zurück mehr gab, sobald sie das Innere dieses schrecklichen Gebäudes erblickt hatte. Es würde ihr die Augen und den Verstand ausbrennen, ihr bisheriges Leben verblassen lassen.
    »Haltet ein!«, schallte eine jugendliche Stimme über den Hof.
    Aruula drehte den Kopf, erblickte gegen das Licht der Sonne eine schmächtige Gestalt.
    Es war Aluur, der Sohn des Rabbadaag!
    Der Zug um Aruulas Bein wurde schwächer und endete schließlich ganz. Eilig flüchtete sie auf den lichten Vorplatz und atmete erleichtert durch.
    Die drei Hüter humpelten ebenfalls ins Freie, einer nach dem anderen. Es sah so aus, als würden sie jeden Moment zusammenbrechen. Sie wirkten erschöpft, und dennoch hatten sich Spuren der Hoffnung in ihre faltigen Gesichter gegraben.
    »Es gibt da wohl ein Missverständnis«, sagte Aluur. »Nicht diese Frau habt ihr hierher bestellt, sondern mich.«
    ***
    Aruula hielt sich im gehörigen Abstand zu den drei Hütern, während sich der Junge ohne Scheu näherte.
    »Ich spüre eure Gegenwart schon seit geraumer Zeit«, sagte er. »Ich bin wie ihr. Ihr seid wie ich. Mischlinge, mit besonderen Fähigkeiten beider Elternteile.« Er drehte sich zu Aruula um. »Seit meiner frühesten Kindheit leide ich unter der Knechtschaft meines Vaters«, fuhr er fort. »Erst als er meine besonderen Kräfte entdeckte und nutzbringend für sich einsetzte, fand ich ein wenig Ruhe. In seinem Namen brachte ich den Roodtren auf Kurs und ließ Siedlungen ansteuern. Ich war es, der die Gedanken ihrer Einwohner spürte. Ezio erntete dann meinen Lohn.« Er setzte sich auf den Boden, griff nach einem lose umher liegenden Faden und spielte gedankenverloren damit. Die drei Hüter ließen sich ebenfalls nieder, und schließlich näherte sich auch Aruula. Ihr Instinkt sagte ihr, dass die Gefahr vorüber war.
    Vorerst zumindest.
    »Dann erreichte mich euer Ruf. Großvater« – er deutete auf den ältesten Mann – »sprach mit mir und beschrieb mir eure Aufgabe: einen Weg zu suchen, um die Anangu von der Macht zu befreien, die sie beherrscht.« Aluurs Augen leuchteten auf.
    »Was für eine reizvolle Aufgabe! Endlich wurde ich gebraucht, endlich bedeutete ich etwas in dieser Welt! Also gab ich bei unserer letzten Besprechung Ezio die Anweisung, hierher zu fahren.« Er wurde leiser und senkte den Kopf. »Aber auch meine Fähigkeiten waren nicht stark genug, um die Veränderungen in

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