1857 - Die Maske fÀllt
hatten.
Sie hörten den Funkverkehr ab und fanden keine Hinweise auf sich selbst darin.
„Was meinst du?" fragte Myles. „Haben sie aufgegeben?"
„Sie stufen die von uns ausgehende Gefahr offenbar als so gering ein, daß sie es nicht für nötig halten, uns konsequent zu jagen", vermutete Dao-Lin-H’ay.
„Du könntest recht haben. Wenn wir den Physandern in die Quere kommen, werden sie uns angreifen.
Wenn wir ihnen genügend weit ausweichen, sind wir aber relativ sicher. Sie haben Wichtigeres zu tun, als uns zu verfolgen."
Nachdem sicher war, daß sich weder Physander noch Chaeroder oder Roboter in ihrer Nähe befanden, drangen Myles Kantor, Atlan und Dao-Lin-H’ay weiter in Richtung Zentrum vor.
„Was macht deine Sauerstoffversorgung?" fragte der Wissenschaftler, nachdem sie etwa anderthalb Kilometer zurückgelegt hatten.
„Ist in Ordnung."
„Wir müssen dennoch etwas tun."
„Haben wir denn eine Möglichkeit?" ‘ „Ich überlege. Mit dem Manna haben wir organisches Material in unbegrenzter Menge zur Verfügung.
Darin ist ja massenhaft Sauerstoff enthalten. Außerdem können die Schaltstationen mit Sauerstoff geflutet werden. Wir sollten in der Lage sein, uns aus den gespeicherten Vorräten ausreichend zu versorgen."
Als sie kurz darauf auf eine unbesetzte Schaltstation stießen, drangen sie ein. Myles Kantor nahm eine Reihe von Untersuchungen vor. Er flutete die Station mit einer Atmosphäre, mußte dann jedoch feststellen, daß sie keinen reinen Sauerstoff enthielt, ‘sondern mit schädlichen Stoffen belastet und nur sehr beschränkt atembar war. Unter diesen Umständen beschlossen sie, ihre Helme nicht zu öffnen und sich weiterhin auf ihre Versorgungssysteme zu verlassen.
. „Kannst du den Sauerstoff herausfiltern?" fragte die Kartanin.
Der Terraner schüttelte den Kopf.
„Nur unter einem enormen Aufwand", versetzte er. „Mir fehlt die technische Ausrüstung, die dafür nötig ist. Aber ich habe eine andere Idee."
Er erläuterte nicht, was er vorhatte, sondern verließ die Station, um sich Manna aus den Wandungen der Röhren herauszuschneiden. Mit einer beträchtlichen Menge kehrte er zurück und begann nun mit einer Reihe von komplizierten Experimenten, bei denen er mit Hilfe von Hitze und einigen Substanzen aus dem Versorgungssystem seines SERUNS zunächst verschiedene Säuren und Laugen herstellte. Danach gab er geringe Mengen von allem in verschiedene Behälter. Nachdem er etwa zwei Stunden gearbeitet hatte, stieß er einen Jubelschrei aus.
„Es ist gelungen", vermeldete er. „Ich habe reinen Sauerstoff aus dem Manna gewonnen."
Kantor zeigte auf den größten seiner Tanks.
„Jetzt muß ich nur noch ein Ventil bauen, über das ich den Sauerstoff in die SERUNS bringen kann. Ein kleines Problem."
Atlan und Dao-Lin-H’ay hatten bis dahin kaum noch auf ihn geachtet. Sie hatten abwechselnd geschlafen, und wer wach war, hatte sich auf den Funkverkehr der Physander und Chaeroder konzentriert und dabei eine Reihe von Informationen gewonnen.
„Sie bereiten etwas vor", stellte der Arkonide fest. „Es dauert nicht mehr lange, und dann leiten sie einen offenbar sehr wichtigen Prozeß ein."
„Es scheint ein Countdown zu sein", bemerkte die Kartanin nachdenklich. „Sie sind aufgeregt, geradezu hektisch."
„Richtig", stimmte Atlan zu. „Es scheint, als könnten sie es gar nicht erwarten, daß es endlich losgeht."
Sie wechselten einige Worte mit Myles Kantor, und als dieser sich wieder seinen chemischen Experimenten zuwandte, konzentrierten sie sich erneut auf die Funksprüche.
Dao-Lin-H’ay hatte richtig beobachtet. Während sich die Physander bis dahin recht ruhig verhalten und ausgesprochen sachlich miteinander kommuniziert hatten, waren sie nun aufgeregt und nervös. Ihre Gespräche vermittelten den Eindruck, als fürchteten sie sich davor, in dieser wichtigen und entscheidenden Phase Fehler zu machen.
„Warum sagen sie nicht wenigstens einmal, um was es geht?" klagte die Kartanin. „Sie reden von einem sogenannten Azzamus, verraten uns aber nicht, was das ist."
„Vielleicht kann dir die Geistesmacht in der Kardia einen Tip geben", sagte Myles Kantor.
Erschlug vor, daß sie sich vorsichtig auf das Wesen konzentrierte, das im Zentrum der Traumblase lebte.
Dao-Lin-H’ay schüttelte energisch den Kopf.
„Es ist unangenehm und gefährlich", widersprach sie. „Ich möchte nicht von mir aus Kontakt mit diesem Ding aufnehmen, wenn es nicht unbedingt sein muß.
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