1880 - Die Dscherro
seien an dieser Aktion beteiligt.
„Aggosch kannst du abhaken, Fellokk", meldete sich wieder Seassor. „Hast du sonst noch Feinde in der Burg?"
„Nur noch einen. Und der ist jetzt dran."
Fellokk fiel jedoch noch rechtzeitig ein, daß es schon Stunden her war, seit Poulones’ Unterhändler den Terranern ein Verhandlungsangebot gemacht hatten.
Es wäre eigentlich angebracht, dieses aufzufrischen, damit die Terraner nicht ungeduldig und womöglich zu irgendwelchen unbedachten Panikhandlungen getrieben wurden.
Fellokk unternahm augenblicklich die nötigen Schritte. Und zwar in Poulones’ Namen, der ja immer noch Taka war.
Terraner 8 Cistolo Khan war ständig unterwegs, weil es viele Dinge zu tun gab, die man nicht per Konferenzschaltung erledigen konnte. Er pendelte zwischen seinem Hauptquartier im Tower des Flottenraumhafens, der PAPERMOON auf dem Landefeld und den verschiedenen Frontabschnitten am Faktorelement hin und her.
Zu allem Überfluß meldete sich die Erste Terranerin in regelmäßigen Abständen und erkundigte sich nach dem neuesten Stand der Dinge. Doch der war unverändert. Seit die drei Unterhändler der Dscherro außerhalb der Faktordampf-Barriere erschienen waren, hatte sich nichts mehr getan. Das machte Cistolo Khan ein wenig nervös, denn inzwischen waren Stunden vergangen.
Wo blieb dieser Taka Poulones mit seinem Friedensangebot?
Plötzlich wurde Alarm gegeben. Durch die Nordwand des Faktorelements kam ein einzelnes Gefährt geflogen, wie es die Terraner noch nie gesehen hatten. Es war 25 Meter lang, leicht keilförmig und flach und oben völlig offen. Und am Bug war eine einzelne, aufrecht stehende Gestalt zu erkennen, die mit beiden Armen winkte, wie um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Es war ein Terraner. Ein Mensch. Ein älterer Mann.
Cistolo Khan begab sich per Transmitter sofort in diesen gefährdeten Frontabschnitt.
Der fremde Gleiter landete zweihundert Meter außerhalb der Faktordampf-Barriere. Der Mann sprang heraus und rannte wie von Furien gehetzt vom Faktorelement weg.
Der Gleiter erhob sich und kehrte ins Faktorelement zurück.
Roboter wurden dem Mann entgegengeschickt und brachten ihn zu Cistolo Khan.
Der Mann war bestimmt weit über 150 Jahre alt und der Erschöpfung nahe. Doch machte er einen glücklichen Eindruck. Sein schlaksiger Körper bebte unter gehetzten Atemzügen, der Blick seiner Augen irrte zwischen den Soldaten hin und her, die ihn umlagerten.
Cistolo Khan bahnte sich einen Weg zu ihm und fragte: „Wer bist du, Alter? Haben die Dscherro dich freigelassen, oder konntest du fliehen?"
„Fliehen?" Der Alte schüttelte den Kopf, und dabei brach ein abgehacktes Lachen aus ihm heraus. „An Flucht ... nicht zu denken." Er holte einige Male Atem, dann fügte er hinzu: „Byte - Bytus Bottini ... Tierwärter im Zoo von Terrania ..."
Cistolo Khan erinnerte sich sofort an den abgeschlachteten Welsch und daß in diesem Zusammenhang ein Tierwärter als abgängig gemeldet worden war.
„Warum haben dich die Dscherro freigelassen?"
Byte hatte sich inzwischen soweit erholt, daß er zusammenhängend sprechen konnte.
„Sie haben mich mit einer Botschaft zu euch geschickt", sagte er. „Sie wollen über freies Geleit verhandeln. Ihr dürft nichts unternehmen, sonst töten sie die Geiseln. Die Dscherro meinen das ernst. Mein Gott, was die Menschen in ihrer Gewalt alles mitgemacht haben! Ich bin dagegen noch recht glimpflich davongekommen. Mir haben sie wenigstens die Folter erspart ..."
„Wann werden sie denn endlich mit uns verhandeln?" wollte Cistolo Khan wissen. Die Details konnte er sich später anhören.
„Bald, schon sehr bald", sagte Byte. „Der Tigergestreifte hat mir immer wieder folgenden Satz eingetrichtert: Byte, sag deinem Häuptling, daß Taka Poulones persönlich zu den Terranern kommen wird, um mit ihnen zu verhandeln. Das hat er wörtlich gesagt. Das ist die Botschaft, die ich überbringen ‘soll. Nichts sonst."
Cistolo Khan überließ Bytus Bottini den Medo-Robotern und seiner Stellvertreterin Flame Gorbend, damit sie den Tierwärter über die Verhältnisse bei den Dscherro ausfragen konnte.
Der LFT-Kommissar blickte zur Nordbarriere des Faktorelements. Er traute dem Friedensangebot der Dscherro nicht recht.
Warum zögerten sie die Verhandlung immer wieder hinaus? Arbeiteten sie auf Zeitgewinn? Und warum sollten sie denn Zeit gewinnen wollen, wenn sie sich ergeben wollten?
Doch wie dem auch war, Cistolo Khan hatte keine andere
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