Das Ende meiner Sucht
HINWEIS AN DEN LESER
Mitten im verzweifelten Kampf gegen meine Alkoholsucht fand ich ein Medikament, Baclofen, das mich vom Verlangen nach Alkohol befreite und zugleich die zugrunde liegende Störung, eine überwältigende Angst, auflöste, die mich erst für die Sucht anfällig gemacht hatte.
Baclofen hat meine Sucht vollständig unterdrückt und dadurch mein Leben gerettet. Weil ich glaube, dass es das Leben vieler anderer Menschen ebenfalls retten und verbessern kann, indem es auch ihre Süchte komplett unterdrückt, habe ich dieses Buch geschrieben. Es ist ein erweiterter Fallbericht über Entstehung und Verlauf meiner eigenen Krankheit und erzählt von der massiven Angst, die mich seit früher Kindheit quälte, von meinem Abstieg in den Alkoholismus in New York und Paris, von den glücklichen Umständen, wie ich auf Baclofen stieß, bevor der Alkohol meine Gesundheit irreversibel schädigte oder mich umbrachte, von meiner Entscheidung, Baclofen an mir selbst zu testen und mich dann als Arzt zu einer Suchterkrankung zu bekennen und die Ergebnisse des Versuchs zu publizieren, schließlich von meinen Bemühungen, teils in Zusammenarbeit, teils im Konflikt mit einigen weltweit führenden Suchtforschern, das Wissen über dieses wertvolle Mittel zu mehren und anderen zugänglich zu machen.
Im Folgenden schildere ich meine persönlichen Erfahrungen mit dem Ziel, weit verbreitete Probleme im Erleben und in der Behandlung von Sucht zu erhellen. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes habe ich einige Namen und Details, die eine Identifizierung ermöglichen könnten, verändert.
Dieses Buch ist kein Ratgeber und soll keinesfalls eine Anleitung zur Selbstbehandlung sein. Abhängigkeit ist eine schwere Krankheit, und jeder Betroffene sollte qualifizierte medizinische Beratung und Betreuung suchen. Ebenso sollte Baclofen, ein verschreibungspflichtiges Medikament, nur nach Verordnung und unter Kontrolle eines entsprechend geschulten Arztes eingenommen werden.
Olivier Ameisen
VORWORT FÜR DIE
DEUTSCHE AUSGABE
Soweit ich weiß, hat noch nie ein für eine breite Leserschaft geschriebenes Sachbuch den Verlauf einer Krankheit verändert. Doch in den wenigen Monaten, die vergangen sind, seit dieses Buch in den Vereinigten Staaten, in Frankreich und Großbritannien erschien, ist genau das passiert – und es passiert weiter. Wie ich hoffte, aber nie zu erwarten gewagt hätte, haben Patienten mein Buch zu ihren Ärzten mitgenommen, haben Ärzte ihre Patienten darauf aufmerksam gemacht, und immer mehr Spezialisten für Suchterkrankungen und Allgemeinmediziner wenden meine Entdeckung an.
Hunderte Patienten in Europa und den Vereinigten Staaten haben mir bereits direkt geschrieben oder in Blogs und Internetforen berichtet, dass sie von Alkoholabhängigkeit und anderen Süchten wie Rauchen, auch von verwandten Krankheiten wie Bulimie, geheilt wurden, obwohl die betreffende Suchterkrankung offiziell immer noch als »unheilbar« gilt. Die Heilung erfolgt bisweilen binnen Tagen und mühelos. Auch etliche Ärzte haben sich bei mir gemeldet und mir mitgeteilt, wie glücklich sie sind, ihren abhängigen Patienten endlich eine zuverlässige und erfolgversprechende Behandlung anbieten können. Spezialisten für Suchterkrankungen haben bei Alkoholismus eine große Zahl von Behandlungen und eine hohe Erfolgsquote dokumentiert: Die überwiegende Mehrzahl der 120 Patienten, die am Hôpital Paul Guiraud in Villejuif bei Paris behandelt wurden, sind geheilt; ebenso die große Mehrheit von 67 Patienten an der Universitätsklinik Genf und fast alle der 50 Patienten am Victoria Infirmary im schottischen Glasgow und der 40 Patienten, die anverschiedenen großen Krankenhäusern in den Vereinigten Staaten behandelt wurden.
Unterdessen stellte eine der wichtigsten suchtmedizinischen Fachzeitschriften, »Alcohol and Alcoholism«, in einer kürzlich erschienenen Besprechung meines Buchs fest: »Es liefert reichlich Material, um Baclofen bei Patienten in Erwägung zu ziehen, die auf unsere üblichen Behandlungen nicht ansprechen.«
In einem für den Verantwortlichen einer medizinischen Fachzeitschrift ungewöhnlichen Schritt hat sich Dr. Jonathan Chick, der leitende Herausgeber von »Alcohol and Alcoholism«, öffentlich für die von mir entdeckte Behandlungsmethode eingesetzt. Dr. Chick sagte der Presse: »Wir sind ziemlich sicher, dass … [Baclofen] den Prozess korrigieren kann, der bei einer Sucht in den Zellen abläuft … und das offenbar ohne
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