1908 - Asyl im Eismeer
offenbar dienten die Behälter als Wärmequelle.
Ihm wurde bewußt, daß er nur aufgrund seines automatischen Heizungssystems noch am Leben war. Auf der Insel herrschten fünfzig Grad minus, soweit er wußte.
Wasserbewohner begegneten solchen Temperaturen nie, jedenfalls nicht die Propteren.
Zuunimalkhahen beobachtete, wie mehrere tote Setchenen hinausgetragen wurden. Er nahm an, daß sie soeben gestorben waren und daß die Überlebenden ihren Platz benötigten.
Schließ die Augen, kleiner Zuuni. Schließ die Augen, und das Leid der Welt existiert nicht mehr.
Er konnte es nicht mehr ertragen. Aber etwas hielt ihn waagerecht, eine Kraft in seinem Inneren. Er war immer noch ein Herrscher von Geburt, Quellfürst der Propteren. Zuunimalkhahen hoffte, daß er sich keine Blöße geben würde.
*
Om Verhaybb sehnte die Minute herbei, da ihr unfreiwilliger „Besucher" in die ZOOMAND getragen wurde.
Das Wesen, das sie dann vor sich sah, erschien ihr ekelerregend. Fürst Zuunimalkhahen war wie eine Erscheinung aus einem völlig fremden und unbekannten Universum.
Oben auf einer wackelnden, haltlosen Masse saß ein kranzförmiger Schädel, eingeschlossen von einer transparente Haube, die nach Plexiglas aussah. Die Glieder wurden permanent von Wasser umspült.
Gewiß hatte sie hin und wieder Angehörige anderer Völker gesehen, zum Beispiel die Terraner, meist jedoch als Hologramme. Aber das hier ließ sich mit nichts vergleichen.
Om Verhaybb fragte sich, warum sie ausgerechnet jetzt an die Taubheit in ihrer linken kleinen Hand dachte. Vielleicht, weil sie den Wasserbewohner, der vor ihr lag, für das Unglück verantwortlich machte? Hätte dieses Wesen ein einziges Wort gesagt, ihre Leute wären alle noch am Leben.
Sie brachte hervor: „Ich grüße dich, Fürst Zuunimalkhahen. Mein Name ist Om Verhaybb. Ich bin die Kommandantin dieser Flotte."
Keine Antwort. Was, wenn er unter den akustischen Bedingungen in der ZOOMAND kein Vokabulon verstand? „Wir bitten um Asyl auf dem Planeten Propter", fügte sie mit gepreßter Stimme hinzu. „Uns ist klar, daß wir kein Recht besitzen, eure Heimat zu betreten. Wir hatten jedoch keine andere Wahl" Zuunimalkhahen antwortete noch immer nicht.
Sie fuhr fort: „Mein Volk besteht derzeit aus knapp 2,7 Millionen Individuen. Wir benötigen nicht mehr Raum, als der Eismeerfelsen uns bieten würde. Das ist nicht sehr viel. Aber es muß eine wärmere Zone des Planeten sein, und wir benötigen fruchtbares Land, um uns zu ernähren. - Natürlich wollen wir es nicht umsonst! Ich mache dir ein Angebot, Fürst, das für die Propteren finanziell interessant sein könnte."
Sie hoffte mit aller Macht, der finanzielle Aspekt werde ihn aus der Reserve locken. „Zu diesem Zeitpunkt", eröffnete sie ihm, „verfügen wir über zwanzig weitgehend unbeschädigte DRYTORN-B-Raketen.
Fünfzehn von diesen Einheiten biete ich dir als Bezahlung für fünfzig Quadratkilometer Land an. Wir brauchen nur eine einzige Insel, Fürst! Die restlichen fünf DRYTORN-Einheiten behalten wir, damit wir Handel treiben können."
Om Verhaybb sah den Fürsten voller Spannung an. Sie war davon überzeugt, daß sie ihm ein attraktives Angebot präsentiert hatte; fünfzehn DRYTORNS kosteten einen enormen Preis. Immerhin konnten sie die Schiffe, mit einer kleinen technischen Überholung, überall in Salmenghest weiterverkaufen.
Aber Zuunimalkhahen reagierte auch diesmal nicht.
Om Verhaybb verlor die Beherrschung.
Voller Verzweiflung stieß sie hervor: „Ich bin ein weibliches Wesen, Fürst! Ich werde bald Kinder bekommen, wenn ich so lange überlebe. Ich benötige für mein Kind eine Umgebung, in der es wachsen und sich ernähren kann. Wenn mein Kind mit mir stirbt, trägst du allein die Verantwortung!"
Ihre Stimme versagte. Die Kommandantin brachte nur noch ein Krächzen hervor. Es war alles gesagt, und sie besaß keinen Mut und keine Hoffnung mehr.
In dem völlig fremdartigen Gesicht des Fisch-Fürsten sah sie jedoch eine Bewegung, die sie nicht interpretieren konnte. Plötzlich war sie sicher, daß sie das Wesen auf eine nicht definierbare Weise erreicht hatte.
In der Zentrale wurde es still. Von einem Topf mit Wasser stieg heißer Dampf auf.
Einige Setchenen weiter hinten scharrten mit ihren Füßen. „Ein Kind?" fragte Fürst Zuunimalkhahen in einem seltsam knarrenden, dumpfen Tonfall. „Ja."
Das Mienenspiel des Propteren wurde ihr immer vertrauter, je länger sie ihn anschaute.
Eine ungeheure
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