1908 - Asyl im Eismeer
unschlüssig. Es fiel ihr schwer, in der grausamen Kälte nur ein einziges Glied zu rühren. „Wir könnten danach suchen."
*
Mondra Diamond und ich hingen reglos im Wasser, hundert Meter über dem Palast des Quellfürsten.
Der Ozean. wurde von Automat-Ortern aus dem Palast förmlich durchsiebt. Unsere Anzüge spielten ihre technologische Überlegenheit aus: Orterimpulse wurden von den SERUNS nicht reflektiert, sondern absorbiert oder zerstreut.
Wo sich in dem riesigen Komplex Zuunimalkhahen verbarg, - ließ sich ohne Anhaltspunkt nicht sagen. Die beiden Pikosyns suchten mit Hochdruck nach einem Hinweis.
Wir nutzten die Zeit, eine psychologische Analyse zu erstellen. Mondra Diamond verfügte als TLD-Agentin über eine solide Schulung, sie erwies sich als große Hilfe.
Aus dem Datenmaterial ließen sich einige Schlüsse herleiten, die uns durchaus helfen konnten.
Propteren waren im Grunde sehr mitfühlende, freundliche Wesen, die lange keine Feindschaft kennengelernt hatten.
Allerdings hatten sie vor dreißig Jahren eine Invasion der Dscherro erlebt. Ich hatte von dem Volk gehört - bei meinem letzten Besuch auf der Erde. Der war zwar nur kurz gewesen, aber man hatte mir erzählt, wie die Barbaren aus ihrer geheimnisvollen Burg in der Hauptstadt Terrania gehaust hatten.
Hier war es ähnlich gewesen. Die entfernt humanoiden Dscherro hatten mit überlegener militärischer Macht Phemiukendarab besetzt und über die Propteren ein Schreckensregiment geführt. Die Datenbank erwähnte knapp hunderttausend Opfer allein im Stadtgebiet. Dann erst hatten die Invasoren Phemiukendarab verlassen.
Die Auskunft faszinierte mich. Auf die Erde waren die Dscherro gewissermaßen durch einen Austausch von Faktorelementen gekommen. Die technischen Details hatte ich mir nicht gemerkt - aber im Austausch mit den Dscherro war ein Teil Terranias verschwunden. Keiner wußte, wohin ...
Wenn der Stadtteil aber im Herrschaftsgebiet der Dscherro gelandet ist, lebt da vielleicht schon niemand mehr, überlegte ich und verdrängte die weiteren Überlegungen in dieser Richtung. Es gab jetzt dringendere Probleme.
Anscheinend hatte die Dscherro-Invasion den Propteren einen psychologisehen Knacks verpaßt. Der Schock wirkte auch heute noch, dreißig Jahre später.
Zu den latenten Problemen in puncto Mitleid kam heutzutage ein ausgeprägter Fremdenhaß. Als Resultat stand eine Politik der Isolation. Jedem Fremden war der Zutritt zum Planeten Propter verboten.
Allein die wirtschaftliche Notwendigkeit, ihre begehrten DRYTORN-Raketen weiterhin zu verkaufen, verhinderte den Abbruch aller Kontakte.
Ich ahnte jetzt, was Zuunimalkhahen zu seinem Verhalten bewogen hatte. Die Furcht vor allem, was fremd war, gebot Vernichtung; das im Grunde freundliche Wesen des Wasserbewohners wäre gern zu Hilfe geeilt.
Aus der Ferne waren ihm die Setchenen wie ein abstraktes Problem erschienen. Ein Problem, das sich mit wenigen Anweisungen und Knopf drücken lösen ließ.
Aus der Nähe - und genau das war der Eismeerfelsen! - gewannen die Setchenen an Gestalt. Sie wurden zu einer Gefahrenquelle, die das Innere der Propter-Psyche berührte.
Man versuchte, das Camp der Flüchtlinge so lange wie möglich zu ignorieren. Aber man war nicht imstande, das Problem zu lösen.
Zuunimalkhahen und sein Volk hatten sich in eine irrationale Sackgasse manövriert. Die Propteren konnten Om Verhaybb und ihre Leute nicht mehr töten. Sie konnten nur noch hoffen, daß sich das Thema von selbst erledigte.
Wahrscheinlich brauchen sie nicht mehr lange abzuwarten, dachte ich. Es sei denn, es gelang uns, in den verhängnisvollen Vorgang einzugreifen.
Wir mußten das Leid der Setchenen nahe an die Propteren heranbringen.
Sie mußten sehen, was geschah, am besten aus nächster Nähe. Ihre psychologische Barriere mußte überwunden werden.
Nur auf welche Weise?
Wir konnten schlecht einen Setchenen in die Stadt transportieren, um ihn vor den Augen der Propteren sterben zu lassen, ganz abgesehen von den praktischen Hürden, die ein solches Vorhaben bot.
Nein - der Ansatz war immer noch Fürst Zuunimalkhahen. Er war der einzige, der in der Monarchie von Propter Entscheidungen traf.
Es schien mir am günstigsten, ihn in unsere Gewalt zu bringen und zum Eismeerfelsen zu entführen. Dann sah er aus nächster Nähe, welches Leid seine sture Haltung zur Folge hatte. Vielleicht änderte er dann seine Meinung.
Nach einer Stunde verkündete mein Pikosyn: „Wir haben ihn! Laut
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