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Mitch - Herz im Dunkeln

Mitch - Herz im Dunkeln

Titel: Mitch - Herz im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Trautmann Suzanne Brockmann
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1. KAPITEL
    H ey, hey, hey, Mission Man! Augen auf! Ja, so ist’s gut! Und jetzt raus aus den Federn! Es ist Morgen, und morgens bewegen wir im First Church uns alle von der Horizontalen in die Vertikale.”
    Schmerz. Seine Welt bestand nur noch aus Schmerz, grellem Licht und einer beharrlichen Stimme. Er wollte sich wegdrehen, sich in die harte Matratze auf der Pritsche eingraben. Aber Hände schüttelten ihn. Zuerst sanft, dann fester.
    „Hey, Mitch! Ich weiß, es ist früh, Mann, aber wir müssen die Betten machen und wegräumen. In ein paar Minuten gibt’s ein leckeres warmes Frühstück und ein AA-Meeting. Warum versuchst du’s nicht mal damit? Hör einfach zu, auch wenn dein Magen noch nichts verträgt.“
    AA. Anonyme Alkoholiker. War etwa ein Kater dafür verantwortlich, dass er sich fühlte, als hätte ihn ein Panzer überrollt? Er versuchte, den Geschmack im Mund zu identifizieren, aber es gelang ihm nicht. Es schmeckte nur bitter. Er machte die Augen erneut auf, und schon wieder fühlte sich sein Kopf an wie gespalten. Diesmal biss er die Zähne zusammen und zwang sich, das lächelnde Gesicht des fröhlichen Afroamerikaners anzusehen.
    „Ich wusste, du schaffst es, Mitch!“ Die Stimme gehörte zu dem Gesicht vor ihm. „Wie geht’s dir, Mann? Erinnerst du dich noch an mich? An deinen Freund Jarell? Stimmt genau, ich hab dich letzte Nacht ins Bett gebracht. Komm, steh auf, wir gehen zum Waschraum. Den hast du dringend nötig.“
    „Wo bin ich?“ Seine eigene Stimme war ihm fremd, so tief und rau.
    „Im First-Church-Obdachlosenasyl in der First Avenue.“
    Der Schmerz war erbarmungslos, und nun mischte sich auch noch Verwirrung hinein, während er sich quälend langsam aufsetzte. „First Avenue?“
    „Allerdings.“ Der Mann namens Jarell verzog das Gesicht. „Anscheinend warst du besoffener, als ich dachte. Du bist in Wyatt City, mein Freund, in New Mexico. Klingelt’s da bei dir?“
    Er wollte den Kopf schütteln, doch der ohnehin schon höllische Schmerz wurde noch schlimmer. Also rührte er sich lieber nicht, sondern stützte die Stirn mit den Händen. „Nein.“ Er sprach sehr leise, in der Hoffnung, dass Jarell das auch tun würde. „Wie bin ich hierhergekommen?“
    „Zwei gute Samariter haben dich gestern Abend hergebracht.“ Jarell hatte den Hinweis nicht verstanden, denn er redete noch genauso laut wie vorher. „Die meinten, sie hätten dich schlafend und mit dem Gesicht in einer Pfütze gefunden. In der Gasse, ein paar Blocks von hier. Ich habe deine Taschen nach einer Brieftasche durchsucht, aber die war weg. Anscheinend wurdest du ausgeraubt. Mich wundert bloß, dass sie dir deine schicken Cowboystiefel nicht auch weggenommen haben. So wie die Sache aussieht, haben sie sich ja auch noch die Zeit genommen, dir ein paar Tritte zu verpassen.“
    Er befühlte seinen Kopf. Auf der einen Seite war sein Haar verfilzt und krustig, wie von Blut und Dreck verklebt.
    „Los, komm und wasch dich, Mission Man! Wir bringen dich schon wieder auf Vordermann. Heute ist ein neuer Tag, und hier im Asyl zählt die Vergangenheit nicht. Von hier aus kannst du dein Leben neu beginnen. Was auch immer gewesen sein mag, ist einfach weggewischt.“ Jarell gab ein tiefes, fröhliches Lachen von sich. „Hey, du bist schon länger als sechs Stunden hier, Mitch, und du weißt doch, wie man sagt: ein Tag nach dem anderen. Tja, nur hier in der First Avenue heißt es: eine Stunde nach der anderen.“
    Er ließ sich von Jarell beim Aufstehen helfen. Alles drehte sich, sodass er für einen Moment die Augen schließen musste.
    „Na, kannst du gehen, Mitch? Ja, so ist’s gut. Setz einen Fuß vor den anderen. Zum Waschraum immer geradeaus. Schaffst du’s alleine?“
    „Ja.“ Er war sich nicht sicher, ob er es tatsächlich hinbekam. Aber er hätte fast zu allem Ja gesagt, um von Jarells viel zu lauter, viel zu fröhlicher und viel zu freundlicher Stimme wegzukommen. Das Einzige, was er jetzt wirklich brauchte, war die gesegnete, heilende Stille der Bewusstlosigkeit.
    „Komm wieder, wenn du sauber bist“, rief der alte Mann ihm nach. „Dann bekommst du etwas für den Magen und die Seele.“
    Er ließ Jarells Lachen hinter sich und stieß mit zitternder Hand die Tür zur Männertoilette auf. Sämtliche Waschbecken waren belegt, daher lehnte er sich an die kühlen Kacheln und wartete darauf, dass er sich waschen konnte.
    Der große Raum war voller Männer, von denen niemand sprach. Sie bewegten sich still und

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