Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1913 - Jedders Mission

Titel: 1913 - Jedders Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Autogramme abzustauben.
    Jedder Colusha schwang sich auf einen der Antigravhocker und winkte Lara zu. Die 45jährige Wirtin mit den rotgolden gefärbten, schulterlangen Haaren und der atemberaubenden Figur, durch einen getigerten Hosenanzug extrem betont, kam lächelnd zu ihm und brachte gleich einen Vurguzz mit. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, was er als erstes, als zweites, als drittes und als letztes trank.
    „Mächtig was los, heute hier", sagte Jedder. „Seit wann veranstaltest du Konzerte?"
    „Seit heute", erwiderte Lara. „Die Leute von INTERKOSMO haben mich angesprochen, ob sie nicht bei mir auftreten könnten."
    . „INTERKOSMO?. wunderte sich Jedder. „Nie von ihnen gehört. Muß man sie kennen?"
    „Oh, Jed! Das zeigt, daß du dich im TLD-Tower vollkommen eingegraben hattest.
    INTERKOSMO sind die Geheimtip-Band von Terrania - das heißt natürlich, sie waren es.
    Durch Zufall hielten sie sich in Alashan auf, als es zur Katastrophe kam Und hier haben sie keine Möglichkeit, ihre gewohnt großen Auftritte zu geben - bei gerade mal zweihunderttausend Einwohnern sind sie kommerziell so gut wie am Ende. Also kamen sie zu mir und machten mir ihr Angebot, versuchsweise und gegen niedrige Gage hier zu spielen. Nur um sich über Wasser halten zu können, verstehst du?"
    „Jaja, sie bringen dir. wie man sieht, ja auch eine Menge junges Publikum."
    „Heute sind es ihre Fans, morgen vielleicht meine Stammgäste. So mußt du denken."
    „Und wenn sie dir deine alten Stammgäste mit ihrem Krach vergraulen?"
    Lara lachte und stellte ihm den zweiten Vurguzz hin.
    „Es ist kein Krach, Jed. Es ist Musik und wirklich nicht die schlechteste. Etwas avantgardistisch vielleicht, aber hör dir ein oder zwei Stücke in Ruhe an, und du wirst merken: Es reißt dich mit."
    „Mich?" Er lachte trocken. „Entschuldige, aber das kann ich mir nicht vorstellen."
    „Wart's ab! Gib ihnen eine Chance! Und wenn du zu alt und zu spießig bist, dann gebe ich dir einen Tip: An jedem geraden Tag spielen sie künftig bei mir, und an jedem ungeraden Tag kannst du kommen."
    „Spießig, ich?" tat er empört. Lara schenkte ihm nochmals ihr Lächeln und ging, um sich um die anderen Gäste an ihrer Theke zu kümmern.
    Spießig. Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Jedder beschloß also, sich wenigstens die nächste Darbietung der jungen Künstler anzuhören, bevor er sich in Sicherheit brachte.
    Die Fans der Band waren inzwischen zurück und umringten ihn. Er mußte den Kopf weit recken, um die Musiker zu sehen, die jetzt wieder Aufstellung nahmen und den oder die nächsten Titel vorbereiteten.
    Dann brach es über ihn herein wie ein Donnerschlag. Die junge Frau war jetzt die einzige, die sang. Ihre Stimme war, soweit man sie heraushören konnte, glatt und melodiös. Trompetengeschmetter mischte sich mit gitarrenähnlichen, verzerrten Klängen und einer Art Glockenspiel, und dazu hämmerte der Baß wie das klopfende Herz eines Riesensauriers, der einen gerade lebendig verschlungen hatte.
    Wände und Decke des Kosmos-Klubs waren mit Spiegeln verkleidet, die jetzt zum Beat vibrierten. Unter der Decke entfalteten und verwandelten sich normalerweise Holographien wie aus einem Stroboskop. Nun tanzten sie im Rhythmus der Klänge. Wenn man länger hinsah, war es wie hypnotisierend.
    Jedder war drauf und dran gewesen, sofort zu kapitulieren, doch plötzlich schlich sich der Beat in sein Gehirn, konnte er die tragende Melodie aus dem auf das erste Hinhören hämmernden Krach heraushören. Unwillkürlich begann er sich mit der Musik zu bewegen, wie alle anderen Gäste auch, und ließ sich von ihr verzaubern. Die Stimme der Sängerin war einmal warm und voller Gefühl, dann hart und messerscharf wie eine Rasierklinge.
    Jedder hielt durch. Etwa eine halbe Stunde lang war er standhaft. Dann gab es die nächste Pause, und als Lara ihn leicht von hinten anstieß, schreckte er wie aus einem Tagtraum auf.
    Er drehte sich langsam zu ihr herum.
    „Und, Alter?„fragte sie. „Was hältst du jetzt von INTERKOSMO?"
    Noch einen Vurguzz", sagte er nur.
     
    *
     
    Jedder hielt es noch zwei Stunden lang aus. Dann verabschiedete er sich von Lara und ging, nicht ohne vorher einen Tonträger der Gruppe erworben zu haben, den es zum Sonderpreis gab; er war deshalb so preiswert, weil außer Musik und bewegten Bildern in zwei Dimensionen nicht viel drauf war. Ein höchstens fünfzehnjähriges Mädchen verließ mit ihm die Kneipe und nahm auch den gleichen

Weitere Kostenlose Bücher