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1935 - Der Gesang der Stille

Titel: 1935 - Der Gesang der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lag das Panzerschott der Zentralpositronik.
    Es stand zwei Handspannen breit offen. „Das verblüfft mich jetzt doch", meinte Bull mißtrauisch und hob den Thermostrahler.
    Skill trat nach Bulls Maßstäben erschreckend arglos auf das Schott zu und nahm den Spalt in Augenschein. „Hier liegt ein Werkzeug in der Rinne, das die Schotten blockiert. Jemand scheint es bei der Evakuierung fallen gelassen zu haben."
    Bull trat neben ihn. Ein entfernt an einen Schraubenschlüssel erinnerndes Metallteil hatte sich zwischen den beiden zufahrenden Schotthälften verkantet. Der Raum dahinter war hell erleuchtet, der Spalt groß genug, um sich hindurchzuschieben, alles sah richtig einladend aus. „Es könnte eine Falle sein."
    Skill Morgenstern schüttelte nur kurz den Kopf. „Nein", sagte er, „ist es nicht." Damit spazierte er hindurch.
    Und nichts passierte.
     
    *
     
    Hinter dem Schott lag verblüffenderweise erst einmal eine Werkstatt. Skill ging die Tische entlang und versuchte, die Werkzeuge zu identifizieren. Die Korrago nahmen hier anscheinend Feinarbeiten an positronischen Schaltungen vor.
    Eine Treppe führte hinauf in einen Raum, der leer war bis auf einige mannshohe schwarze Zylinder, die, durch fingerdicke Kabel miteinander verbunden, in einer Reihe standen. Vierzehn Stück, um genau zu sein. Vor jedem der Zylinder stand eine leere Halterung, die so aussah, als hätte darin bis vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls ein solcher schwarzer Zylinder gestanden.
    Skill sah von seinem Kommunikator auf und suchte Bulls Blick. „Das ist die Zentralpositronik."
    „Sehen ein bißchen anders aus als unsere früher", meinte Bull. „Kannst du etwas damit anfangen?"
    „Ich hoffe es." Skill öffnete das Fach an der Rückseite des Kommunikators.
    Der große, durchsichtige Würfel am Ende der Reihe war vermutlich eine Art Ausgabeeinheit für dreidimensionale Darstellungen. Eingabegeräte konnte er nicht entdecken, und da die Korrago über Funk direkt mit dem positronischen Netzwerk kommunizierten, gab es wahrscheinlich auch keine. Das würde schwer werden. Er zog wieder einen Sensor hervor und stach ihn in eine der Datenleitungen zwischen den vierzehn schwarzen Zylindern.
    Jetzt erwachte die Translatoreinheit zum Leben! Sie mußte endlich auf irgendeine Information gestoßen sein, die es der winzigen Syntronik erlaubte, das Rätsel in Angriff zu nehmen.
    Denn nichts anderes war das Entschlüsseln fremder Sprachen und ähnlicher Kommunikationsformen: ein Rätselspiel, ein beliebig kompliziertes Signalpuzzle. Entscheidend war, das erste zuverlässige Steinchen, die erste verläßliche Information zu finden. War ein Anfang gefunden, sozusagen der erste Stein aus dem Damm des Unbekannten gebrochen, folgte der Rest oft mit unglaublicher Geschwindigkeit. Die logischen Prinzipien, nach denen ein Translator arbeitete, gingen bis auf die alten Arkoniden zurück, und schon deren Translatoren hatten zu der Zeit, als es zu ersten Kontakten zwischen Menschen und Arkoniden gekommen war, oft nur wenige Minuten gebraucht, um eine beliebige Erdsprache zu entschlüsseln.
    Hier hatten sie es offensichtlich mit einem komplizierteren Verständigungssystem zu tun, als es eine alte irdische Sprache darstellte. Es dauerte mehr als nur ein paar Minuten, bis der Translator fertig war. Dann rauschten lange Listen von Begriffen über den Schirm. „Was soll ich fragen?"
    „Frag, was es mit dem Schiff draußen auf sich hat!" forderte ihn Bull auf.
    Eine entsprechende Abfrage war mit ein paar Tastendrücken und einigen halblaut gemurmelten Befehlen schnell formuliert. Als Antwort wurde der große Bildwürfel hell, schien sich mit körnigem, feinverteiltem Staub zu füllen, der rasch kohlenschwarz wurde, und einzelne leuchtende Pünktchen darin ließen ein Bild des Weltraums entstehen. Ein Bild, das sie beide nicht nur kannten, sondern an diesem Tag sogar schon einmal gesehen hatten. „Der Kessel von DaGlausch!" sagte Bull. „Schon wieder!"
    Eine Zwillingsgalaxie, bestehend aus einer größeren und einer kleineren Galaxis, die durch eine Materiebrücke miteinander verbunden waren. Irdische Astronomen kannten diese Galaxis seit Jahrtausenden unter der alten Bezeichnung M51, und seit jeher hatte sie den plastischen Beinamen WhirlpoolGalaxis getragen. Früher hatte man ein riesiges Schwarzes Loch im Schwerpunkt dieser beiden Sternensysteme vermutet, doch mittlerweile wußte man, daß es sich um ein anderes Phänomen handeln mußte. Ebenden Kessel, ein

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