1935 - Der Gesang der Stille
vorwärts, schoben es dicht an allen Maschinen und anderen Hindernissen vorbei, ließen keine Lücke, durch die ein Unsichtbarer hätte schlüpfen können. Es war eine Treibjagd mit vergleichsweise primitiven Mitteln.
Ein unsichtbarer Eindringling hatte nur die Wahl, in die andere Richtung zu fliehen mit der Aussicht, nach und nach in die Enge getrieben zu werden oder sich gewaltsam einen Weg durch das Netz zu bahnen und dabei seine Position zu verraten. Eine Alternative, die angesichts der schußbereit stehenden Korrago mit ihren überdimensionalen Handstrahlern wenig verlockend schien. „Gar nicht dumm", meinte Skill.
Bull knurrte zustimmend. „Wenn sie es richtig anstellen, kriegen sie uns damit." Es war eine mühsame Strategie, die die Korrago verfolgten, und eine entsprechend langsame dazu, aber wirksamer, als es Bull und Morgenstern lieb sein konnte. Immerhin blieb ihnen noch etwas Zeit.
Sie wandten sich in die entgegengesetzte Richtung und folgten Skills seltsamem Spürsinn eine Rampe hoch. Der Kybernetiker ging, den Kommunikator in der Hand, auf ein dünnes, bizarres Gitter zu, das an einer der Wände ungefähr anderthalb Quadratmeter Fläche überdeckte. „Eine der Funkstationen der Zentralpositronik", erklärte Skill bestimmt.
Bull musterte das Gebilde mißtrauisch. „Was heißt das?"
„Die Korrago stehen über das positronische Netzwerk miteinander in Verbindung. Das ist sozusagen ihre Sprache. Es muß in jedem Gebäude mehrere solcher Antennen geben."
„Aha." Er sah umher. Es machte ihn nervös, daß der Kybernetiker sich jedes Wort aus der Nase ziehen ließ, während ein paar Stockwerke unter ihnen die Korrago Schritt um Schritt näher kamen. „Und was heißt das? Daß wir nur den Leitungen folgen müssen, um die Zentralpositronik zu finden?"
„Genau."
Dieser Mann war ihm ein Rätsel. Vielleicht mußte jemand so sein, um sich in die Korrago einfühlen zu können, aber das erleichterte die Sache trotzdem nicht.
Skill folgte unsichtbaren Linien entlang von Wänden, Böden und Decken, benutzte dabei das Kommunikationsgerät als Detektor. Unsichtbare, die unsichtbaren Leitungen nachspürten. Es ging durch mehrere große und kleine Räume, schmale Gänge entlang und Wartungsschächte hinauf.
Einer dieser Schächte endete schließlich an einem engen Durchstieg. Skill, der sich als erster hindurchschob, blieb auf der anderen Seite stehen. „Reginald?"
„Bully, wenn's recht ist."
„Willst du mal was ziemlich Aussichtsloses sehen?"
„Eigentlich nicht." Bull folgte dem TLDAgenten durch das Schott und verzog das Gesicht, als er sah, was Skill Morgenstern meinte.
Das war Panzerstahl. Blau schimmernd, thermogehärtet und wahrscheinlich so dick, daß man mindestens das Bordgeschütz einer SpaceJet gebraucht hätte, um ihn zu knacken. „Dahinter ist die Zentralpositronik, nehme ich an?"
Skill deutete mit einer Handbewegung an, wie die positronischen Leitungen ungefähr verliefen. „Ja."
„Du hast recht. Das sieht wirklich ziemlich aussichtslos aus."
Bull trat einen Schritt zurück und versuchte die Abmessungen des gepanzerten Bereichs abzuschätzen. Er war groß und ragte bis in das darüber liegende Stockwerk hinauf. Selbst wenn sie die Panzerung mit ihren Thermostrahlern brechen konnten, würden sie dabei so viel Radau machen, daß die Korrago nicht einmal mehr ihre Ortungsgeräte würden einsetzen müssen, um auf sie aufmerksam zu werden. „Und wenn du einfach die Leitungen anzapfst, die zur Funkstation laufen, nützt dir das nichts?"
Skill schüttelte nur den Kopf, mit einem Gesichtsausdruck, als habe Bull etwas unsäglich Dummes gefragt. „Schon gut, schon gut." Bull stemmte die Fäuste in die Seiten und sah an der uneinnehmbar wirkenden Festung empor.
Von fern war das Scharren und Kratzen der netzespannenden Korrago zu hören. Sie konnten doch jetzt nicht einfach kehrtmachen! Mal davon abgesehen, daß selbst das vielleicht alles andere als einfach sein würde.
Da fiel ihm etwas ein. „Müßte das Ding nicht einen Zugang haben?" Er warf Skill einen Blick zu. „Laß uns wenigstens mal drumherum gehen."
Das war nicht so einfach. Der gepanzerte Bereich war auf verzwickte Weise in einen Winkel eingebaut, in dem sich Ebenen und Trennwände trafen. Auf der anderen Seite gelangten sie schließlich in eine weitläufige, hohe Halle voll langer Reihen unbekannter Aggregate, in deren Mitte eine breite Rampe in die darunter liegende Ebene führte.
Gegenüber dem oberen Ende der Rampe
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