1937 - Stimmen aus dem Hyperraum
ausgesehen, als wäre es den Dscherro gelungen, sich diese Schiffe unter den Nagel zu reißen, doch die verdammten Terraner hatten sie sich zurückgeholt.
„Ein Schuß vor den Bug!" rief Etztak. „Sie meinen es ernst! Zwei solcher Treffer, und von uns bleibt nichts mehr übrig!"
Die Gedanken des Patriarchen rasten. Klar, sie hatten eine Fracht in den getarnten und mehrfach gesicherten Zwischendecks gelagert, von der die LFT nichts erfahren durfte. Sollte man sie damit erwischen, waren ihnen einige Jahre auf einem Strafplaneten sicher, zumindest aber ein lebenslanges Einreiseverbot ins Territorium der LFT Das wirtschaftliche Überleben der gesamten Familie hing davon ab, das Schmuggelgut in das Gebiet des Forums Raglund zu transportieren.
Das erklärte aber keineswegs, wieso die LFT ihnen ein Raumschiff der NOVA-Klasse hinterhergeschickt hatte. Dazu war ihre illegale Unternehmung viel zu unbedeutend ...
„Noch ein Warnschoß, diesmal ein Treffer!" meldete der Sohn des Patriarchen. „Und sie haben uns mit einem Traktorstrahl erfaßt! Wir erreichen die nötige Geschwindigkeit zum Eintritt in den Hyperraum nicht mehr. Wenn wir es trotzdem versuchen, zerreißt es uns das Schiff!"
Warum? fragte Azarak sich. Was war hier im Solsystem geschehen, daß die LFT mit massiver Gewalt gegen einen harmlosen Schmuggler vorging? Daß sie trotz der angespannten Lage in der Galaxis einen politischen Zwischenfall riskierte, nur um sein Schiff aufzubringen?
„Hier spricht Erle Thomas, Kommandant der FARGO", drang eine Stimme durch die Zentrale.
„AZARAK, das ist unsere letzte Warnung. Wenn ihr unsere Anweisungen nicht befolgt, werden wir euch flugunfähig schießen."
Der Patriarch sah seinen Sohn an. Etztak zuckte hilflos mit den Achseln. Ihr Walzenraumer hatte nicht die geringste Chance gegen ein Großraumschiff der NOVA-Klasse.
Azarak wußte, wann er geschlagen war. „Voller Stop!" befahl er. „Maschinen aus!"
„Könnt ihr also doch vernünftig sein", vernahm er die Stimme des Kommandanten der FARGO.
„Bereitet euch darauf vor, daß wir euer Schiff entern und durchsuchen. Und wenn ihr von jetzt an kooperiert", fuhr Erle Thomas fort, „konzentrieren wir unsere Suche lediglich auf Personen und nicht auf eure Fracht."
Die Verbindung wurde abrupt unterbrochen. ‘ Azarak schüttelte den Kopf. Er verstand die Welt nicht mehr. Da hatte die LFT ihn auf frischer Tat erwischt und schien ihn trotzdem vom Haken lassen zu wollen ...
Verdammt, was war nur im Solsystem los?
1.
Trox Noviel Residor hatte die kältesten Augen, die Grunnwall je gesehen hatte.
Und der TLD-Agent hatte von Berufs wegen mit sehr vielen eiskalten Subjekten zu tun.
Unauffällig musterte er den um die fünfzig Jahre alten Terraner. Residor war etwa einen Meter und neunzig groß, schlank und wirkte ein wenig schlaksig. Auffallend, aber nicht ungewöhnlich war der kantige, haarlose Schädel mit der geraden Nase und dem breiten Mund. Aber die dunkelbraunen Augen ‘darüber ...
Leblos wie die Sehzellen eines Roboters.
So kam es Thorssen Grunnwall zumindest vor.
Und so kalt und nüchtern wie seine Augen wirkten auch seine Gesten. Keine unnötigen Bewegungen oder Worte, eine präzise, fast maschinenhafte Aussprache.
Grunnwall konnte nichts daran ändern, doch ihm war in Gegenwart des neuen Chefs des Terranischen LigaDienstes unbehaglich zumute.
Der Einsatzbefehl war nicht überraschend gekommen. Die LFT hatte den von Mimas entflohenen Mutanten Vincent Garron zum Staatsfeind Nummer eins erklärt. Für den gesamten TLD war die höchste Alarmstufe ausgerufen worden. Sämtliche Freizeiten waren gestrichen, älle Mitarbeiter hatten sich in den regionalen Liga-Zentren einzufinden.
Der TLD würde die Hetzjagd nach Vincent Garron mit allem aufnehmen, was ihm zur Verfügung stand.
Was allerdings nicht besonders viel war. Die Organisation litt noch immer unter dem Umstand, daß der TLDTower, das eigentliche Machtzentrum des Liga-Dienstes, gemeinsam mit Terranias Stadtteil Alashan vom Heliotischen Bollwerk in eine unbekannte Region des Universums versetzt worden war. Damit waren nicht nur zehntausend TLD-Agenten verschwunden, sondern auch der gesamte logistische Unterbau des Geheimdienstes.
Der neue TLD-Tower auf Luna war noch längst nicht fertiggestellt. Zu beneiden war Noviel Residor als neuer TLDChef also wirklich nicht.
Residor hatte sämtliche Abteilungsleiter zu der Konferenz beordert, auf der das Vorgehen des Dienstes intern und
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