1937 - Stimmen aus dem Hyperraum
Exobiologie ist mein Hobby."
„Und woher kam der Trox?"
Der Blick des Stationskommandanten schweifte ab. Wallasch schien ins Leere zu sehen. „Mit einem Raumschiff, nehme ich an. Wahrscheinlich hat er sich hier eingeschlichen."
„Aber du weißt es nicht genau?"
Ein Achselzucken.
„Wie sah er aus?"
„Wie ein Trox nun mal aussieht."
Grunnwall musterte den Verwaltungschef eindringlich. „Kannst du das etwas näher ausführen?"
„Nun ja ..." Wallasch zögerte. „Ein Trox ist ein spinnwebhaftes Fadenwesen, etwa zehn Pfund schwer.
Er hat zarte Arme, sechs Streichholzbeinchen mit Krallenfüßen und ein großes, herabbaumelndes Auge mit einer farblosen Haarmähne. Er spricht mit einem Singsang, fast schon mit einem Heulen."
„Was hat er denn gesagt?" warf Grunnwall ein.
„Nichts", erwiderte Wallasch. „Jedenfalls nichts von Bedeutung."
„Du beschreibst einen Trox, als hättest du ein Bild von ihm gesehen. Aber war so ein Wesen wirklich hier?"
„Natürlich. Ich konnte deutlich seinen fünfteilig gegliederten Magen ausmachen und darüber die geflochtene Sprechöffnung. Und dann hat er sich zu einem silbrig schimmernden, faustgroßen Ball zusammengezogen."
„Und?"
„Und ist verschwunden.", „Einfach so?"
„Einfach so", bestätigte Wallasch.
Grunnwall erhob sich. „Bitte halte dich für ein weiteres Gespräch bereit", sagte er, erhob sich und wandte sich zur Tür.
„Ach ja", rief Wallasch ihm hinterher, „der Trox hat seinen Namen genannt. Er hieß Vicheline."
*
Das Panoramafenster bot einen prachtvollen Blick auf die obere Hälfte von Patientia und den Weltraum.
Der Asteroid selbst war nur ein unregelmäßig geformter Klumpen aus Gestein, Erzen und gefrorenem Wasser, und die Ortungsstation darauf präsentierte sich als völlig unansehnlicher Metallflachbau, dem nur umfangreiche Sensoreinrichtungen einen gewissen Glanz verliehen. Wie die Äste eines völlig verwachsenen Nadelbaums ragten sie in den pechschwarzen Weltraum und endeten in einer Vielzahl von Schüsseln, Kegeln und Zapfen.
In der Ferne war der beringte Saturn auszumachen - Mars oder Jupiter waren aus dieser Position nicht zu sehenund überall funkelten Fixsterne gestochen scharf, ungetrübt von jedweden atmosphärischen Störungen.
„Die sechzehn Besatzungsmitglieder der Station wurden eindeutig suggestiv beeinflußt", sagte Noviel Residor. „Vier von ihnen behaupten, einen Trox gesehen zu haben, die zwölf anderen, einen Menschen in Begleitung eines Kindes, eines Jungen. Keiner konnte Auskunft darüber geben, woher die Fremden kamen.
Einig sind sie sich nur in einem Punkt: Sie haben die Station mit der Planetenfähre TOADY verlassen."
„Wieso hat Wallasch überhaupt gemeldet, er wolle einen Trox gesehen haben?" fragte Grunnwall.
„Wieso hat Garron ihnen nicht einfach befohlen, keine Funksprüche abzuschicken? Schließlich sind wir ja nur durch diesen Hinweis auf ihn aufmerksam geworden."
„Weil es erst recht verdächtig gewirkt hätte, wenn die routinemäßigen Meldungen der Station ausgeblieben wären."
„Und wie willst du nun vorgehen?"
„Die nächste Station der TOADY ist der Asteroid Lamberta, eine Astronomische Einheit von Patientia entfernt. Dort werden wir Vincent Garron und Tuyula Azyk abfangen."
„Reicht die Zeit dafür?"
„Da die Planetenfähre die Strecke im Normalflug zurücklegt, ja. Aber es wird knapp."
„Dann sollten wir sofort aufbrechen."
Noviel Residor schüttelte den Kopf. „Ich habe sämtliche Vorbereitungen bereits getroffen. Die Station auf Lamberta ist größer als die auf Patientia und verfügt über einen Transmitter. Zuerst einanal werden weitere dieser Geräte von der Erde dorthin geschickt, dann gehen unsere Leute durch. Wenn die TOADY an der Station andockt, werden sich insgesamt fünfhundert Raumsoldaten der LFT und Agenten des TLD sowie dreihundert Kampfroboter dort befinden. Außer der normalen vollständigen Ausrüstung sind sie auch mit Anti-ESPERSchirmen und Psi-Suppressoren ausgestattet. Leider sind die Dinger nicht ganz so optimal, wie sie sein müßten. Man merkt, daß wir außer Gucky seit ewig langer Zeit keinen Mutanten mehr im Solsystem hatten."
Grunnwall pfiff leise auf. „Fünfhundert? Ist das nicht etwas übertrieben?"
Der TLD-Chef zog die Augenbrauen hoch. „Du vergißt, daß Garron Suggestor ist. Unseren Erkenntnissen zufolge kann er mindestens einhundert Personen gleichzeitig beeinflussen. Vielleicht verstärkt das Bluesmädchen diese
Weitere Kostenlose Bücher