1961 - Ein Sechstel SENECA
Männer und Frauen mit der Biopositronik und der Nano-Kolonne trieben. Nach der Flucht aus dem Solsystem hatte es zunächst so ausgesehen, als wolle SENECA die tausend Terraner in der SZl festsetzen, um sie als Störfaktor zu eliminieren. Aber dem Bordgehirn war es offenbar nur darum gegangen, sie zu beschäftigen, während es geheime Daten aus den Netzen der Erde abzapfte. Diese Beschäftigungstherapie hat einige Tote und mehrere Verletzte gefordert, erinnerte sich Tautmo Aagenfelt. Mittlerweile waren die gefangenen Besatzungsmitglieder freigelassen worden. SENECAS Verhalten wurde dabei auch nicht ganz klar. Vielleicht aber ging das Bordgehirn davon aus, dass die Menschen ihm nicht sonderlich schaden konnten, dass sie stattdessen weiter die Einrichtungen des Raumschiffes reparierten. Und das könnte den mysteriösen Zielen der Nano-Kolonne ja nur dienen. Über hundert Einsatzgruppen durchstreiften derzeit die Sektionen des Mittelteils. Ihre Bemühungen galten einem einzigen Ziel: Nach der misslungenen Entführung der SZl musste auf alle Fälle verhindert werden, dass SENECA die Daten über die Systemverteidigung Terras an den noch unbekannten Adressaten übergab. Die Nano-Kolonne hatte die Daten schließlich nicht zum Spass gezapft, sondern damit sie irgendwo benutzt werden konnten. Und sie handelte in Shabazzas Auftrag. Dass die über tausend Besatzungsmitglieder Gefangene der Biopositronik und damit der Nano-Kolonne waren, wirkte sich dabei nicht nennenswert aus. SENECA bespitzelte sie, ließ sie aber größtenteils in Ruhe. Sie lebten sozusagen im offenen Vollzug, konnten das Schiff eben nicht verlassen.
In Sichtweite tauchten die Koordinaten sechssiebzehnvier auf. Die TARA-V-UHs warteten bereits an der Korridorkreuzung und versperrten ihnen den Weg. Tautmo Aagenfelt spürte, wie seine Knie weich wurden. Trotz der gewonnenen Erfahrungen der letzten Monate fiel er in solchen Fällen wieder in das alte Verhalten eines ängstlichen Menschen zurück. „Sie werden uns verhaften", flüsterte er und schloss den Helm seines SERUNS. In düsteren Farben malte er sich bereits aus, was die Maschinen im Auftrag von Shabazzas letzter Nano-Kolonne mit ihnen anstellen würden. Fee Kellind ignorierte seine Worte. Ungerührt ging die blonde Frau weiter.
Inzwischen hatte der Oxtorner es sich angewöhnt, immer an der Spitze der Gruppe zu gehen. Selbst unter den abgebrühten Agenten gab es empfindliche Naturen die den Blick aus seinen künstlichen, kreisrunden Augen nicht mochten. Monkey verteilte die acht Männer und Frauen gleichmäßig um die Zielsektion. Neuralgische Zonen gab es in ihrer Nähe keine, aber er traute dem Frieden dennoch nicht. Er aktivierte zwei der Mikrosonden, die er im Zusammenhang mit der Jagd nach den Puppen-Androiden in der SOL auf seinen persönlichen Kode umprogrammiert hatte.
Zum Glück hatte er in den hektischen Stunden auf Century Irechtzeitig gemerkt, dass die Aktionen der Puppen Ablenkungsmanöver gewesen waren.
Und als er dann das leere Schächtelchen in Shabazzas Suite entdeckt hatte, war ihm sofort klargeworden, dass sie in einer viel größeren Gefahr schwebten als bis dahin angenommen. Die Sonden stellten seine persönliche fünfte Kolonne gegen die Biopositronik dar. SENECA wusste nichts von ihrer Existenz. Jetzt leisteten zwei davon Monkey wertvolle Dienste. Sie drangen in die Sektion ein und näherten sich dem Labortrakt. Weit und breit ließ sich kein Roboter blicken. Monkey gewann den Eindruck, dass die Maschinen SENECAS den Bereich mieden.
Er änderte seine Meinung, als die Sonden bis auf fünfzig Meter an den Eingang herankamen. Winzige Energieemissionen verrieten das Vorhandensein von Überwachungskameras, die geschickt verteilt waren. Somit existierte keine einzige Lücke und kein toter Winkel, um ungesehen in Aagenfelts ehemaliges Labor zu gelangen. Im Innern des Labortrakts existierten zudem Schirmfelder. Und mehrere geraffte Funkimpulse wiesen darauf hin, dass die Biopositronik sogar Roboter stationiert hatte. Monkey rief die Mikrosonden zurück und verstaute sie in seinem SERUN.
Insgeheim hatte er damit gerechnet. Es erschwerte ihr Vordringen um ein Vielfaches. Selbst wenn sie es geschafft hätten, die Kameras annähernd gleichzeitig zu zerstören, wäre SENECA sofort darüber im Bild gewesen. Sie mussten sich etwas anderes einfallen lassen. Aufgeben war sowieso nicht seine Sache. Dazu stand zuviel auf dem Spiel. Monkey lauschte nach innen, ob die gedankliche Beschäftigung
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