197 - Der Geist im Kristall
Wandler, die letzten Überlebenden seiner Spezies. Sie waren von Daa’mur aus in unterschiedliche Galaxien geflohen. Hatten sie es geschafft, dem mächtigen Feind zu entkommen? Existierten sie noch? Der Wandler wusste es nicht. Er wusste nur, dass ihre Nähe und ihr Zuspruch ihm fehlten. Gerade jetzt brauchte er ihren Rat! Aber es half alles nichts. Er musste ohne sie eine Entscheidung fällen: Sollte er sich mit den unfreiwilligen Boten des Finders in Verbindung setzen oder nicht?
Wenn er es tat, würde er Zeit verlieren. Zeit, die er brauchte, um sein Dienervolk von seinem Wohlwollen zu überzeugen.
Zeit, die er brauchte, um sie in seiner Hülle aufzunehmen. Zeit, die er brauchte, um von hier weg zu kommen.
Er sollte sich nicht mit den Fremden aufhalten! Es wäre sicher besser, sie samt ihrem Luftgefährt einfach vom Himmel zu wischen!
Die Kristalle summten durch seine Gedanken.
Sollte er ihnen nicht wenigstens eine Chance geben? Die Erdbewohner hatten schon genug Leid erfahren durch sein außer Kontrolle geratenes Dienervolk, und die Kommunikation mit ihnen könnte eine Lösung für das Finder-Problem aufzeigen. Schließlich kamen sie direkt vom Uluru.
Dennoch durften sie den Kratersee nicht erreichen. Zu gefährlich war die Waffe, die sie bei sich hatten. Aber würden sie auf ihn hören und umkehren? Der Wandler dehnte seine Aura. Falls nicht, konnte er sie immer noch vernichten!
Während er seinen Geist durch seinen gesamten Körper fließen ließ, hörte er ein Wispern.
(Mein Wandler, wo bist du?)
Jemand rief nach ihm! Der Wandler streckte seine mentalen Fühler aus. Er strich über das Becken des Kratersees. Weit hinter den steilen Uferhängen in einer der unzähligen Grotten des Ringgebirges ertastete er die Aura seines Dieners. Der Geist des Gluttümmlers bebte unter seiner Berührung. Es war ein kräftiger Geist, voll Weisheit und Weitsicht. Anfangs hatte dieser Gluttümmler die Nähe des Wandlers gemieden, wie all die anderen auch. Doch schon bald rief er nach ihm und stellte viele Fragen. Nicht alle beantwortete der Wandler ihm. Aber sein Diener sollte wissen, was zu wissen notwendig war.
(Ich bin hier), antwortete der Wandler ihm.
(Höre, mein Wandler: Dein Volk ist noch nicht bereit, dir zu folgen! Ich brauche mehr Zeit.) Die Aura des Gluttümmlers pulsierte vor Sorge.
Der Wandler wusste warum. (Es wird dir nicht gelingen, sie alle zu mir zu bringen! Zwar haben wir Wandler sie geschaffen, um uns zu dienen. Dennoch hat jedes dieser Wesen seinen eigenen Willen!)
Der Gluttümmler seufzte. (Sie sind so zerrissen und verwirrt. Ihnen fehlt die Hoffnung auf ein neues Daa’mur!
Ihnen fehlt ein neues Ziel! Wann endlich wirst du dich ihnen offenbaren, so wie du dich mir offenbart hast?) (Bald! Aber nicht alle werden bereit sein! Wir werden mehr verlieren, als mir lieb ist! Du weißt, dass ich keine ihrer ontologisch-mentalen Substanz auf der Erde zurücklassen darf.
Diesem Planeten wurde schon genug Unglück zugefügt. Wer von den Daa’muren nicht freiwillig mitkommt, dessen Geist muss getilgt werden!)
Die Aura des Gluttümmlers wurde kalt. (Es sind noch so Wenige, die dir folgen wollen!)
Der Wandler wärmte ihn sanft. (Sorge dich nicht! Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, werden auch die, die noch unsicher sind, dich als ihren neuen Führer anerkennen. Sie werden dir folgen, wohin du auch gehst! Bis dahin, habe ein Auge auf euren Sol! Er neigt dazu, Unheil zu säen!) Während er merkte, wie sein Diener neue Hoffnung schöpfte, wanderte seine Aufmerksamkeit über die Hänge des Ringgebirges. An der Höhle des Sol machte sie Halt.
Ablehnung schlug ihm entgegen. Der Daa’murenführer verweigerte immer noch jeglichen mentalen Kontakt mit ihm.
Der Wandler ließ ihn gewähren. Noch! Er hatte wenig Hoffnung für dieses Wesen. Zu deutlich waren die Zeichen von wachsender Herrschsucht im Geist des Sol. Uneinsichtig sperrte er sich seiner Bestimmung, das Leben selbst über alles andere zu stellen. Er hatte Tod und Zerstörung auf diesen Planeten gebracht! Und der Wandler befürchtete, dass der Sol in diesem Augenblick über neuem Unheil brütete
***
Vor dem Eingang der Lun-Feste drängten sich Hunderte von Daa’muren. Es waren Lan und Hal. Seit Stunden erhielten sie widersprüchliche Befehle: Sie sollen sich sammeln, sie sollen in den Höhlen warten, sie sollen zum Kratersee kommen, hieß es darin. Oft wurde ein Befehl sofort wieder aufgehoben.
Schließlich waren sie selbst gekommen, um sich ein
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