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197 - Der Geist im Kristall

197 - Der Geist im Kristall

Titel: 197 - Der Geist im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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sie aus dem Gesicht, das jetzt schmal und kantig war. Auf seinem Kopf bildeten die Schuppen blondes Haar aus, das in einem dicken Strang am Hinterkopf zusammenlief. Auch der restliche Körper veränderte sich, wurde schmaler, dabei aber nicht kleiner, und nahm humanoide Formen an.
    Rulfan war hinter Matthew getreten. Beide betrachteten fassungslos die Metamorphose. Die Glubschaugen, der Pferdeschwanz, die nervös zuckenden Gesichtszüge… Matt hatte gehofft, dieses Gesicht niemals wieder sehen zu müssen.
    »Jacob Smythe…!«, hauchte er fassungslos.
    Sein Gegenüber grinste überlegen. »So sieht man sich wieder, Drax!«
    ***
    Während der Wandler Ora’sol’guudos Geist aus ihrem gemeinsamen Körper getilgt hatte, war Smythe in Panik geraten: Was, wenn er nun auch ausgelöscht wurde?
    Aber sein Geist blieb unangetastet. Er bemerkte sogar, wie er langsam die Kontrolle über den Wirtskörper erhielt. Je mehr die ontologisch-mentale Substanz des Sol schrumpfte, umso mehr wuchs seine eigene Bewegungsfreiheit.
    Doch dann entdeckte der Wandler den zweiten Geistesinhalt im Wirtskörper des Sol und richtete seine Aufmerksamkeit auf ihn, Jacob Smythe!
    Tausend Lichtpunkte schienen sein Gehirn zu durchforsten, als der Wandler ihn scannte. Das konnte kein gutes Ende nehmen! Gleich, jetzt, würde er auch ihn auslöschen…!
    Es war pures Glück für Smythe, dass Thgáan in diesem Moment vom Himmel stürzte.
    Die Aufmerksamkeit des Wandlers schwenkte von ihm auf den renitenten Lesh’iye um und verschaffte dem irren Professor damit eine Galgenfrist.
    Ungeduldig wartete Smythe, bis der Sol endgültig ihren Körper verlassen hatte. Am liebsten hätte er mit einem mentalen Tritt nachgeholfen – aber auch so dauerte es nur noch wenige Sekunden, bis von der Aura des Daa’murenführers nichts mehr übrig war.
    Endlich war Smythe frei zu schalten und zu walten, wie er es wollte. Trotzdem blieb ihm wenig Zeit. Er musste handeln, solange der Wandler noch mit dem Riesenrochen zu Gange war.
    Ohne die Aura des Sol war es ihm ein Leichtes, dem Gestaltwandler sein Aussehen zu geben. Nun, bis auf die Größe, da sich die Masse des Echsenkörpers nicht komprimieren ließ. Aber das war gar nicht mal so übel und passte zur Größe seines überlegenen Geistes.
    »So sieht man sich wieder, Drax!«, spie er dem verhassten Commander entgegen, der schon einige Male seine genialen Pläne durchkreuzt und ihm bittere Niederlagen beigebracht hatte.
    Er beugte sich hinunter zu dem wie erstarrt dastehenden Air Force Piloten – Ex- Piloten, denn es gab ja keine Düsenjets mehr – und packte ihn mit einer seiner Riesenhände an der Kehle. »Zeit zu sterben!« Er hob ihn vor sich und genoss die Kraft, die in seinem neuen Körper steckte. »Ich werde dich zerquetschen wie eine lästige Fliege!«
    ***
    Matts Beine schwebten über dem Boden. Er bohrte die Nägel seiner Linken in Smythes Arm. Sein Hals brannte wie Feuer.
    Er rang nach Luft, aber vergeblich. Ein Rauschen erfüllte seine Ohren.
    Hinter ihm schrie Rulfan: »Lass ihn los, Smythe!« Er schwang sein Schwert. Doch Smythe wirbelte Matts Körper zwischen sich und die Klinge. Rulfan versuchte es von der anderen Seite, aber der Professor drehte sich mit.
    »Vergiss es, Albino! Du bist später dran!«, grölte er und glotzte Matt in die Augen. »Weißt du eigentlich, wie lange ich auf diesen Augenblick gewartet habe?« Der widerliche Geruch seines Atems kroch in Matts Nase. »Die Daa’muren würden sagen: Äonen und Äonen!« Smythe verzog seinen Mund zu einem grimmigen Lächeln. Erbarmungslos presste er seinen Daumen auf Matthews Kehle.
    Vor Matts Augen verschwamm Smythes Gesicht. Einen Moment lang erblickte er noch einen schwarzen Schatten hinter ihm, dann versank seine Umgebung in grauen Schleiern. Ganz langsam verlor er das Bewusstsein. Bilder rauschten an ihm vorbei: die lodernde Feuerfaust, die seine alte Heimat zerstörte.
    Aruula, wie sie ihn im Wrack seines Jets fand, als er durch den Zeitriss gestürzt war. Das Duell mit Rulfan in den Ruinen von Red Toad. Aruula, wie sie ihn küsste. Das Ritual der Blutsbrüderschaft mit Rulfan.
    Dann sah er sich als kleiner Junge an den Händen seiner Eltern. Sie gingen am Ufer eines Flusses spazieren. Berlin!
    Wie hieß dieser Fluss? Es fiel ihm nicht ein. Er sah, wie die Sonne durch das Buschwerk der Weiden schien. Er spürte die warmen Hände seiner Eltern. Er hörte die sanfte Stimme seiner Mutter, das Lachen seines Vaters, das Plätschern des

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