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1987 - Der Mörderprinz

Titel: 1987 - Der Mörderprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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spreche, mein Prinz?"
    Samaho legte den zweifelnd den Kopf zur Seite. „Selbstverständlich", versuchte er würdevoll zu klingen.
    Mit dem Ausdruck Menta sprach das Orakel die psychische Kraft des Crozeirenvolkes an. Diese Kraft blieb immer konstant.
    Je mehr Crozeiren es gab, desto weniger Menta entfiel auf die einzelne Person. Je weniger Crozeiren es gab, desto mehr Menta für jeden einzelnen.
    Wenn das Menta, das auf eine Person entfiel, zu gewaltig wurde, wurde von einer „kritischen Grenze" gesprochen.
    Allerdings war eine solche Situation niemals eingetreten - Samaho hatte das geglaubt, bis das Orakel ihn nun eines Besseren belehrte.
    Zehntausend Crozeiren. Die letzten eines Volkes.
    Samaho versuchte, sich ein Massaker vorzustellen, das zu solchen Verlusten führte.
    „Im vierzehnten Jahrtausend stand Eurer Volk vor der Vernichtung, mein Prinz. Und dann kam das Menta ins Spiel. Die Crozeiren überschritten die kritische Grenze. Sie verwandelten sich in machtvolle, parapsychisch begabte Monstren. Ihre Fähigkeiten waren nun nicht mehr kontrollierbar. Der parapsychische Sturm, den sie entfesselten, ließ keinen der Feinde übrig.
    Aber die Crozeiren konnten nicht aufhören, auch nicht, als der Sieg über die Streiter gegen das GESETZ längst errungen war.
    Tausend besiedelte Planeten fielen dem Zorn zum Opfer. Tausend mal eine Milliarde Freunde verloren ihr Leben.
    Und erst als die Bevölkerungszahl der Crozeiren wieder auf über zehntausend Individuen angewachsen war, nach einem Jahrhundert ohne Freude und ohne Barmherzigkeit, sank die Menta-Quote auf einen unkritischen Wert zurück."
    „Mein Volk ein Volk von Mördern? Ein Volk von Torr? Das ist nicht wahr!"
    „Euer Volk war im Lauf seiner Geschichte alles, mein Prinz. Mörder und Ermordete, Diebe und großzügige Ernährer."
    „Aber..."
    „Die Monstren des vierzehnten Jahrtausends, eben noch Auslöser von Vernichtung und unsagbarem Leid, sahen, was sie angerichtet hatten. Sie trugen eine Schuld, die nicht mehr meßbar war. - Ihr, mein Prinz, und auch jeder andere hätte nun Gomberach begangen; unfähig, mit einer solchen Schuld umzugehen. Doch den Crozeiren im Millennium der Dunkelheit stand ein solcher Weg nicht offen. Ihr Freitod hätte die Menta-Quote für das Einzelwesen wieder wachsen lassen, dieselbe Katastrophe hätte sich ein zweites Mal ereignet. Deshalb lebten die Monstren mit ihrem Wissen bis zum Eintreten des natürlichen Todes. Nur die Anführer des Krieges zogen sich ins Kloster von Druu zurück. Die grausamen Vierundzwanzig, geläutert und verdammt... Sie verwandelten sich in steinerne, im Kern lebendige Statuen, verurteilt, bis zur Erosion des Gebirges und dem Zerfall des Klosters als lebendige Leichen Buße zu tun."
    „Aber..."
    Diesmal war es nicht das Orakel, das ihn zum Schweigen brachte, sondern er verstummte von sich aus.
    Sein Blick wanderte über die vierundzwanzig Statuen, die links und rechts den Sockel des Orakels säumten.
    Vierundzwanzig Torr, und er begriff mit einemmal, daß er die Monstren des vierzehnten Jahrtausends vor sich hatte, den Gegenstand des soeben angehörten Berichts.
    „Man erzählt uns in den Schulen eine ganz andere Geschichte", bekannte der Prinz leise. „Daß es Mörder sind, wissen wir.
    Nur nicht, wen sie getötet haben."
    „Dann ist die Wahrheit heute vergessen", sprach das Orakel.
    „Und warum... warum erzählst du mir das alles?" brach es aus Samaho hervor.
    „Weil es in der Geschichte der Vergangenheit und der Zukunft eine Person gibt, die noch fürchterlicher wirkt als die Monstren des vierzehnten Jahrtausends, und weil auch in diesem Fall das Menta eine vernichtende Rolle spielt."
    „In welchem Fall?"
    „Ihr seid diese Person, mein Prinz."
    „Das ist..."
    „Ihr werdet das Volk der Crozeiren auslöschen. Euch ist es bestimmt, jedes Leben zu nehmen und jeden Schmerz hervorzurufen.
    Ihr, mein Prinz, werdet der Totengräber meines Volkes sein. Ein Mörder unter den Cro-Schwestermonden. Nicht König Samaho wird man Euch nennen, sondern Torr Samaho. Wenn es dann noch ein Wesen gibt außer Euch, das die crozeirische Sprache verstehen kann."
    „Das ist alles gelogen!" brach es aus ihm hervor.
    „Nein! Es ist mir nicht möglich, die Unwahrheit zu sagen."
    „Niemand kann in die Zukunft sehen! Auch nicht du, Orakel! Ich werde niemals hier stehen wie... wie...", er suchte verzweifelt nach Worten, den Blick auf die steinernen Mörder gerichtet, „...wie diese Menta-Monstren. Ich will nicht

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