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1WTC

1WTC

Titel: 1WTC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich von Borries
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ich zu weit gegangen.
    Tom. Jennifer. Sie. Game Over.
    Syana setzt sich an den Computer und schreibt eine Mail. Danach holt sie drei Podeste und platziert sie so, dass sie im Raum ein Dreieck ergeben. Auf jedes der Podeste stellt sie einen mit ihrem Rechner verbundenen Monitor. Die Bildschirme zeigen in die Mitte des Dreiecks. Syana setzt sich wieder an den Rechner und richtet die in der Wohnung verteilten ferngesteuerten Überwachungskameras neu aus.
    Es ist schon fast Mittag, als Mikael aufwacht. Das Bettzeug ist nass vom Schweiß der Nacht. Auf dem Boden liegen Splitter von Syanas Überwachungskamera, zerrissene Fotos, Karten und Teile seines Drehbuchs.
    Er steht auf, geht ins Bad und duscht. Dann ruft er Syana an. Niemand hebt ab. Raus an die frische Luft, Bewegung. In der Bakeri kauft er sich einen Kaffee und ein Croissant. An der nächsten Ecke stopft er beides in den Mülleimer.
    Am Himmel dunkle Wolken, Regen naht. Mikael ist gerade zurück im Studio, als das Gewitter beginnt.
    Syana geht noch immer nicht ans Telefon.
    Er fährt seinen Rechner hoch und sieht, dass sie ihm noch in der Nacht geschrieben hat.
    Lieber Mikael,
ich schreibe Dir, weil wir uns niemals wiedersehen werden. Die Wahrheit über das Paradies und über Jennifer. Einer der Mitspieler von »Das Spiel« hat Zugriff auf Datenbanken des Verteidigungsministeriums, er hat noch mehr über das »Paradies« herausgefunden.
    Mikael überfliegt die Zeilen über das »Paradies«. Dann geht es um Jennifer.
    Sie hat den Alarm ausgelöst. Sie wurde verdächtigt, eine Terroristin zu sein. Du machst Dir wahrscheinlich Vorwürfe, weil Du denkst, Jennifer sei auf die Liste der Terrorverdächtigen geraten, weil sie Deine Hauptfigur war. Aber Jennifer ist nicht deinetwegen auf dieser Liste. Du trägst keine Schuld. Jennifers Tod hat eine andere Ursache.
    Als wir mit der Suche angefangen haben, habe ich Dir gesagt, dass sich die Lösung von selbst erschließt, wenn man alle Puzzleteile kennt und sie richtig zusammensetzt. Ein fehlendes Teil hast Du ja selbst gefunden: Jennifer. Aber zwei Leerstellen hast Du übersehen: Dich und mich.
    Ich habe Dir ja schon früh von dem »Spiel« erzählt. Und Du hast jetzt bei unseren Recherchen gelernt, wie viel Macht es hat. Das hätte ich »Das Spiel« auch nicht zugetraut. Das musst Du wissen, sonst verstehst Du nicht, wie es zu alldem kommen konnte.
    Als Du mir erzählt hast, Du hättest Dich in Jennifer verliebt, wurde ich ein bisschen eifersüchtig. Ich hab sie in »Das Spiel« eingespeist, weil ich so viel wie möglich über sie herausfinden wollte. Das bot sich an, schließlich hatte ich schon einiges an Ausgangsmaterial: die Videos, die wir auf der Straße gemacht haben, und den Film von der Kamera, die Du im Studio montiert hast. Die besten Bilder, die man sich vorstellen kann. Alle Bewegungen, die ganze Mimik. Die ideale Zielperson. Über sie konnte ich außerdem auch Dich besser steuern. Und das war mein eigentliches Ziel.
    »Das Spiel« hat gut funktioniert. Besser als erwartet. Viel besser.
    Mikael erinnert sich an die Gespräche mit Jennifer. Über die Leute, die ihr angeblich gefolgt sind und sie fotografiert haben. Er nahm ihre Sorgen damals nicht ernst, machte sich sogar darüber lustig. Niemand glaubte ihr, und das hat sie wütend gemacht. Aber sie hatte recht. Sie wurde von Hunderten von Hackern verfolgt.
    Einige der Teilnehmer von »Das Spiel« sind sehr einflussreiche Leute. Freiwillige Teilnehmer, nicht unfreiwillige Zielpersonen wie Du und Jennifer. Diese Spieler sitzen an wichtigen Schaltstellen. Einer von ihnen hat Zugang zur Datenbank des Heimatschutzministeriums und des National Counterterrorism Center. Du kannst Dir vorstellen, dass er damit zum Star von »Das Spiel« wurde.
    Er hat Jennifer dort für mich eingetragen, als Terrorverdächtige. Über die anderen Spieler hatte ich Zugriff auf alle Datensätze über sie, vom Bankkonto bis zu ihren Krankenakten. Für das System war Jennifer eine gefährliche Schläferin, laut Eintrag kurz davor, aktiv zu werden. Deswegen hat sie den Alarm ausgelöst.
    Alles nur wegen eines Spiels. Wegen eines beschissenen Spiels. Oder auch wegen seines beschissenen Kunstprojekts.
    Jennifer war eine gute Spielerin. Sie hat den Kampf aufgenommen. Sie hat sich widersetzt, Mikael. Erst mal nur gegen Deine Überwachungsversuche, aber mit der Zeit hätte sie sich auch noch gegen mich gewehrt. Sie hat gespürt, dass sie beobachtet wird. Gute Intuition. Sie ist vorsichtiger

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