2000 - ES
hat jedoch ein großes Chaos hinterlassen, und es ist sicher, daß an der Schnittstelle ein Absolutes Vakuum entstehen wird. Ein solcher Raum ist ein überaus seltenes kosmisches Phänomen - und er bietet jenen ungeahnte Möglichkeiten, die die Besonderheiten eines Absoluten Vakuums nützen möchten..."
ES ergriff eine seltsame Erregung, die Ahn nicht zu deuten vermochte. Genausowenig konnte er verstehen, warum sich ESTARTU auf eine völlig andere, entgegengesetzte Weise erregte: Nein! Hör nicht hin!
ES achtete nicht auf die Schwester.
„Absolute Vakua stellen die einzigen Zonen im Universum dar, worauf die Hohen Kosmischen Ordnungsmächte keinen Zugriff haben. Die Gesetze der Kosmokraten besitzen keine Gültigkeit. Eine solche Sphäre bietet einigen nach Unabhängigkeit strebenden Superintelligenzen die Möglichkeit, sich dem Diktat der Kosmokraten zu entziehen. Der dabei entstehende PULS wird groß genug sein, sechs Superintelligenzen Unterschlupf zu bieten. Darauf baut ein Langzeitplan namens Thoregon auf. Ich biete dir an, dich an diesem Thoregon zu beteiligen."
ES zeigte zeigte angesichts der Offerte offene Begeisterung.
Doch ESTARTU gab sich nicht minder entsetzt, und sie äußerte ihren Protest auf eine Weise, daß Ambur in seinen Grundfesten erschüttert wurde.
Nach Abklingen der Beben meldete sich wieder der Heliote: „Ich erkenne dein Dilemma, ES, und weiß nun, daß du nicht allein entscheiden kannst. Ich gewähre dir deshalb eine reichlich bemessene Frist, um deine Probleme zu lösen. Es besteht kein Grund zu überhasteter Eile, aber wenn ich einst wiederkehre, solltest du mir eine klare Antwort geben."
Der Heliote begann zu steigen und strebte einer der im Mittag stehenden Kunstsonnen zu. Bevor er sich im Licht scheinbar verflüchtigte, übermittelte er ES einen letzten Rat: Du mußt dich mit deinem inneren Konflikt auseinandersetzen.
*
ESTARTU geriet über den Besuch des Helioten außer sich. Sie war um einiges älter als der Bruder, ohne jedoch Sonderrechte zu verdienen. Bei der Geburt der Zweckgemeinschaft war die Schwester zu einem zweitrangigen Bewußtseinssplitter verkümmert, einer kläglichen Geisterscheinung; erst das Erstarken des Bruders ES hatte auch ESTARTU wieder wachsen lassen.
Du mußt alles im Zusammenhang mit Thoregon aus deiner Erinnerung löschen, verlangte ESTARTU dennoch. Ich besitze geheimes, unsagbares Wissen über Thoregon.
Was für ein Wissen ist das? verlangte ES zu wissen.
ESTARTU gestand widerstrebend ein: Es ist so schrecklich, daß ich es aus meinem Bewußtsein verdrängt habe. Dennoch kann ich mit absoluter Bestimmtheit sagen, daß eine Teilnahme an der Koalition Thoregon zu deinem Untergang führen wird. Ich bin nicht gewillt, mit dir ins Verderben zu ziehen.
ES wußte, daß die Beteiligung am Thoregon-Konzept zu einem Konflikt mit den Kosmokraten führen mußte, ob tödlich oder nicht. Die Hohen Mächte des Kosmos duldeten keine Absonderung. Dennoch war ES bereit, das Risiko einzugehen, weil der Drang nach Freiheit stärker war als das Sicherheitsdenken, das seine Schwester propagierte.
ESTARTU ließ nicht mit sich reden, und das war das eigentliche Problem. Ihr störrischer Eigensinn blockierte ES.
Am Ende sprach der Wanderer lautlos: Du bist zu nichts verpflichtet, ESTARTU, wir wissen es beide. Wege können zusammenführen, aber sie können sich auch wieder trennen. Wenn du mit meiner Entscheidung nicht einverstanden bist, kannst du eigene Wege gehen.
Eine Zäsur schien ES günstiger, als den inneren Konflikt in alle Ewigkeit fortzuspinnen. Die Schwester war für Argumente nicht zugänglich. Unaufhörlich beschwor ESTARTU Schreckensvisionen im Zusammenhang mit Thoregon; sie war nicht mehr in der Lage, positiv in die Zukunft zu blicken.
An diesem Punkt angelangt, leitete ES die Trennung ein.
Bruder und Schwester, eine kosmische Ewigkeit vereint, trennten sich in unversöhnlichem Zorn. ES blieb in der Mächtigkeitsballung zurück, die er aufgebaut hatte; ESTARTU zog mit unbekanntem Ziel in andere Regionen des Universums fort, eine eigenständige und unabhängige Superintelligenz.
Ahn-Visperon, als zeitloser Beobachter stets präsent, erkannte, daß ES durch die Abspaltung eines Teils seiner Substanz nicht geschwächt war. Das Gegenteil schien der Fall zu sein. ES wurde in seinem Aktionsradius nicht mehr eingeschränkt, durch keinerlei Restriktion in seiner Entfaltung gebremst.
Nur ein einziges Problem blieb noch übrig: die negativen
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