2000 - ES
Kosmopsychologin."
Mawrey sagte mißtrauisch: „Es gibt Kosmopsychologen wie Sand am Meer."
„Das ist richtig. In diesem Fall benötige ich jedoch aus zwingenden Gründen eine Person, die mit einer gewissen... nun, die mit einer Außenseiterrolle vertraut ist."
Rhodan beobachtete Moharion Mawrey sehr genau, ihm entging keineswegs das Zucken ihrer Augenbrauen, die plötzlich versteifte Körperhaltung.
„Du meinst, du hast mich wegen meines Buckels gerufen, Rhodan?" fragte sie ungläubig.
„Ja."
„Über diese zwingenden Gründe möchte ich mehr erfahren."
Moharion Mawrey gab sich einen sichtbaren Ruck, dann wandte sie sich vom Fenster ab und nahm in dem angebotenen Sessel Platz. Rhodan orderte kommentarlos Tee und Wasser.
„Seit einiger Zeit hat die LFT wachsende Probleme mit der Mutantenfrage. Ich setze voraus, daß du ausreichend mit dem Thema vertraut bist, Moharion. Die Anzahl der psibegabten Personen in der Liga liegt derzeit bei zwanzig- bis dreißigtausend. Eine Dunkelziffer ist bereits eingerechnet. Die Statistiker der Residenz sagen jedoch voraus, daß die Zahl in den kommenden Jahren auf sechzig- bis achtzigtausend Menschen anwachsen wird. Bei den meisten Mutanten - wir müssen sie so nennen - handelt es sich um Kinder und Jugendliche. Bereits jetzt beobachten wir jedoch Tendenzen, daß die Bevölkerung die neuen Mutanten fürchtet."
„Was durchaus verständlich ist", ergänzte die bucklige Terranerin. „Heranwachsende verfügen auf einmal über gefährliche Fähigkeiten. Wie erklärt man einem sechsjährigen Teleporter, daß er nicht teleportieren darf?"
Rhodan goß sich einen Tee ein. Statt an der heißen Flüssigkeit zu nippen, beobachtete er die aufsteigenden Dampfwolken.
„Achtzigtausend Kinder, die mit einemmal eine Bedrohung für die Allgemeinheit darstellen... Das ist sozialer Sprengstoff. Vielleicht werden es bald hunderttausend oder in zwanzig Jahren eine Million. - Aber es sind unsere Kinder, Moharion, und wird dürfen sie nicht ausgrenzen, nur weil sie anders sind.
Wir müssen uns um diese jungen Mutanten kümmern. Ich habe daher beschlossen, ein neues Ministerium zu schaffen. Ich habe die Absicht, einen Residenz-Beauftragten oder auch Residenz-Minister für Mutantenfragen zu ernennen. Ein neues Regierungsmitglied, wenn du so willst."
Moharion Mawrey benötigte ein paar Sekunden, bis sie seine Andeutung in vollem Umfang erfaßte.
Sie griff nach der Tasse Tee, die Rhodan eigentlich sich selbst eingeschenkt hatte, und nahm einen hastigen Schluck.
„Deine Qualifikations-Akte liest sich bestechend", sagte er. „Deine beruflichen Erfolge sprechen für sich..."
„...und der Buckel?"
„Ich benötige eine Person, die das Gefühl aus eigenem Erleben kennt, anders zu sein. Allerdings bist du keine Mutantin. Ich sehe in dir eine ideale Mittlerin zwischen beiden Welten, Moharion."
„Handeln, bevor es zu spät ist", murmelte die bucklige Terranerin nachdenklich. „Ja, ich verstehe."
„Wann bist du abkömmlich?"
„Ab sofort - wenn die Notwendigkeit besteht."
„Ich halte es für richtig, diese Entscheidung dir zu überlassen", warnte Rhodan nicht ohne eine gewisse Spannung.
Moharion Mawrey sagte bestimmt: „In diesem Fall nehme ich meine Arbeit noch heute auf."
Rhodan erhob sich von seinem Sessel und reichte Moharion Mawrey zufrieden die Hand: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Der Erste Terraner Maurenzi Curtiz wird in den kommenden Tagen deine öffentliche Vereidigung als Residenz-Ministerin vornehmen."
Mawrey zuckte zusammen. „Läßt sich das auch umgehen? - Ich meine..."
„Leider nein", erklärte Rhodan bedauernd. „Die Terraner müssen wissen, daß die Regierung ihre Probleme ernst nimmt und tätig wird."
Moharion Mawrey starrte ihn aus irgendeinem Grund gerade an.
„Du hast ein persönliches Motiv, Rhodan", unterstellte sie ihm. „Ist es so? Diese Mutantenfrage betrifft auch dich."
„Ich werde dir darauf keine Antwort geben", entgegnete er abweisend.
Die kleine Terranerin nickte, sie senkte den Kopf und verließ Rhodans Büro, so tief in Gedanken versunken, daß er den Eindruck hatte, für Moharion Mawrey mit einemmal nicht mehr zu existieren.
Rhodan ließ sich erschöpft in den Sessel fallen. Er nahm den Holowürfel zur Hand, der auf seinem Schreibtisch stand, und vor seinen Augen flackerte das Bildnis der dunkelhaarigen Frau auf, mit einem neugeborenen Baby im Arm, auf einem blauen Sessel in einer Raumschiffskabine.
Mondra Diamond war auf
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