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20.000 Meilen unter den Meeren

20.000 Meilen unter den Meeren

Titel: 20.000 Meilen unter den Meeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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und aufbrausend, kurz: ein Mann, der, wo er ging und stand, Aufmerksamkeit erregte. Er konnte Farragut mit seinem scharfen Blick und sicheren Arm ebenso nützlich sein wie die übrige Mannschaft zusammen. Mir kommt der Vergleich: ein Teleskop, das auch eine stets schussbereite Kanone ist.
    Wohl weil ich Franzose war, zeigte Ned Land sich mir gegenüber etwas freundlicher und aufgeschlossener als gewöhnlich; mit mir konnte er reden und er gab mir dabei zugleich Gelegenheit, das rabelaissche Idiom zu genießen, das in einigen Gegenden Kanadas noch gesprochen wird. Er stammte wie die Reihe seiner Vorfahren aus Quebec; und nachdem er aufgetaut war, begann er, oft von allein aus seinem Leben zu erzählen, er sprach von seinen Abenteuern und Kämpfen und seine Erzählung, mit der poetischen Kraft des Natürlichen ausgestattet, weitete sich zu einem Epos vom Walfang und den nördlichen Meeren, zur Odyssee eines kanadischen Homer. Ach Ned! Wir sind Freunde geworden und ich wünschte, ich würde noch 100 Jahre leben, nur um zu wissen, dass es dich gibt!
    Ans Einhorn übrigens glaubte er nicht. Wir saßen einmal an einem prachtvollen Abend drei Wochen nach unserer Abfahrt gemeinsam auf dem Achterdeck und sprachen miteinander, während wir aufs Meer hinaussahen. Ich wog die Erfolgschancen unseres Unternehmens ab. Land ließ mich reden, ohne zu antworten, und ich fragte ihn geradezu : »Sagen Sie, Meister, warum sind Sie eigentlich so skeptisch, was das Einhorn betrifft? Haben Sie besondere Gründe, nicht an seine Existenz zu glauben?«
    Der König der Harpuniere sah mich eine Zeit lang schweigend an, schlug sich dann mit der Hand gegen die hohe Stirn (eine Bewegung, die ihm zur Gewohnheit geworden war) und sagte mit geschlossenen Augen: »Vielleicht schon, Monsieur Aronnax.«
    »Aber Sie sollten der Letzte sein, der so was bezweifelt! Sie, ein Jäger von Großsäugern, Sie können sich doch am ehesten ein Bild dieses Einhorns machen …«
    »Umgekehrt, umgekehrt. Die Masse glaubt gern an Kometen, an urweltliche Ungeheuer, aber weder der Astronom noch der Biologe lassen derlei Hirngespinste gelten. Ich habe eine Menge Seetiere erlegt, aber es gab keins darunter, das stark genug gewesen wäre, einem Schiff ernstlichen Schaden zuzufügen.«
    »Na, es gibt aber doch durchaus Fälle, wo ein Narwal Schiffe mit seinem Dorn durchbohrt …«
    »Hölzerne vielleicht. Aber keine Eisenplatten. Ich merke schon, dass auch bei Ihnen dieses Seeungeheuer zu den Glaubensartikeln gehört. Narwal mit Riesenzahn! Warum denn nicht ein Riesenpolyp?«
    »Nein, Meister, diese Mollusken haben ein viel zu weiches Fleisch. Selbst ein 100-m-Krake könnte Schiffen wie der Scotia oder der Abraham Lincoln nichts anhaben. Es muss ein sehr kräftig gebautes Säugetier aus der Klasse der Wirbeltiere sein. Es ist doch ganz logisch, wenn ein solches Tier Tausende von Metern unter der Wasseroberfläche lebt, dass es sehr widerstandsfähig sein muss.«
    »Wieso?«
    »Weil es den enormen Druck aushalten muss, der in den tieferen Schichten des Meeres herrscht. Sie wissen, dass man in der Physik den Druck, den 1 kg Wasser, also 1000 cm3, auf 1 cm2 ausübt, mit 1 at bezeichnet. Wenn Sie also 10 m tief tauchen, ist Ihr Körper – da seine Oberfläche ca. 20 000 cm2 misst – einem Druck von 20 000 kp ausgesetzt. In 100 m Tiefe wirken 200 000 kp auf Sie ein, in 1000 m Tiefe 2000 000 kp, in 10 000 m Tiefe 20 000 000 kp! Der Luftdruck ist übrigens etwas größer als 1 at, deshalb lasten in diesem Augenblick schon mehr als 20 000 kp Gewicht auf Ihrem Körper. Nur merken Sie nichts davon, weil diesem Druck der Druck der Luft innerhalb Ihres Körpers entgegenwirkt, der sich mit dem äußeren genau ausgleicht. Darauf können Sie aber im Wasser nicht zählen.«
    »Sie meinen, weil mein Körper nicht mit Wasser gefüllt ist, das Gegendruck ausübt?«
    »Richtig. 10 km Meerestiefe mit ihrem Druck von 20 000 t würden Sie platt drücken wie eine hydraulische Presse.«
    »Den Teufel auch!«
    »Und Tiere von der Größe dessen, das wir verfolgen, deren Körperoberfläche Millionen von cm2 misst, müssen Milliarden kp Druck aushalten. Daraus darf man schon folgern, dass sie recht kräftig gebaut sind. Jetzt stellen Sie sich nur noch vor, dass eine solche Masse Tier mit der Geschwindigkeit eines über Land fahrenden Schnellzugs auf einen Schiffsrumpf stößt, dann werden Ihnen die Beschädigungen nicht mehr so unglaublich erscheinen …«
    »Tjaaa …«, sagte der Kanadier

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