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2009 - komplett

2009 - komplett

Titel: 2009 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 3 Romane
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richtete Vater es so ein, dass sie den Kuchen mit der Bohne erhielt. Doch statt einer Bohne hatte er einen schönen, in Gold gefassten Rubinring mit einem Kreis aus Diamanten und Smaragden hineingetan. Es war eine wunderbare Überraschung. Meine Mutter war außer sich vor Freude – und auch etwas schuldbewusst, denn so ganz war es ihr nicht gelungen, ihr Schmollen wegen des Huhns zu verbergen.“
    Will sehnte sich schrecklich danach, sie zu berühren. „Er wusste also, wie man Weihnachten feiert.“
    „Ja, das tat er. Alles war mit Stecheiche und Efeu geschmückt, und über jeder Schwelle hingen zwölf Mistelzweige. In allem musste die Zahl zwölf enthalten sein, müsst Ihr wissen. Darin war er richtig eigensinnig.“ Sie lachte, nahm sich dann zusammen und sah befangen zur Seite.
    „Macht es dich traurig, daran zu denken?“, fragte er sanft.
    „Ein wenig.“ Sie holte tief Luft und lächelte. „Aber es sind glückliche Erinnerungen.“
    „Nun, Olivia, dein Vater scheint ein interessanter Bursche gewesen zu sein. Und er war es also, der dich lehrte, die Schneeflocken zu sehen?“
    Sie hielt den Kopf schief und sah ihn misstrauisch an. „Ihr glaubt mir nicht?“
    „Meine liebe Olivia, wenn du sagst, dass man Schneeflocken voraussehen kann, dann muss ich mich deiner größeren Erfahrung in diesen Dingen beugen.“
    „Versucht es“, sagte sie plötzlich.
    „Verzeihung ...“
    „Na los. Schließt die Augen. Legt den Kopf in den Nacken, so ... Es ist einfach.“
    Sie legte den Kopf zurück und zeigte dabei ihren weißen Hals. Will starrte darauf und fühlte seinen Puls schneller schlagen. „Die Augen schließen?“, fragte er mit trockener Stimme.
    „Ja, macht schon. Warum zögert Ihr? Vertraut Ihr mir nicht?“
    Er warf ihr einen zweifelnden Blick zu, der ihm erneut fröhliches Gelächter einbrachte. „Macht schon!“, drängte sie.
    Man hätte meinen können, er wäre der Diener und sie die Burgherrin! Sie besaß eine natürliche Art zu befehlen. Aber natürlich sterben alte Gewohnheiten nur schwer. Er lächelte verschmitzt. „Nun gut. Obwohl ich mir ziemlich dumm dabei vorkomme.“
    „Atmet jetzt tief ein. Ein ... aus. Noch einmal.“
    Er tat, wie ihm geheißen. Will stand da, den Kopf in den Nacken gelegt, atmete tief ein und auf Kommando regelmäßig ein und aus und wartete auf die vorausgesagte Vision des Schnees.„Ich sehe nichts“,sagte er nach einer Weile.
    „Dann gibt es vielleicht keinen Schnee.“
    „Hast du ihn gesehen?“
    „Nun ... nein.“
    Ein Verdacht keimte in ihm auf. Er öffnete die Augen, senkte den Kopf und fing ihren zerknirschten Blick auf. „Hast du es je gesehen?“
    „Nun ... nein.“
    „Hast du dir einen Spaß mit mir erlaubt, du unverschämtes Weibsbild?“

    „Nein! Mein Vater erzählte wirklich solche Märchen. Ich habe es heute Abend ausprobiert, das ist alles. Und ich dachte, wenn auch Ihr es versucht, könnte ich vielleicht herausfinden, ob nur ich es nicht kann, oder ob es ein weiteres dummes Spiel meines Vaters war.“ Sie hielt inne und sah ihn an. Ihr auffallend anziehendes Gesicht richtete eine wahre Verheerung in seinem Innern an.„Ich glaube, es war eine seiner fantastischen Geschichten. Seid Ihr jetzt böse?“
    „Wütend.“
    „Ihr seht aber nicht so aus.“
    „Kennst du nicht den weisen Spruch, der uns lehrt, dass stille Wasser am tiefsten sind?“
    „Das habt Ihr jetzt erfunden.“
    „Vielleicht.“
    „Dann sind wir quitt.“
    „Nein. Noch ist nichts gerecht entschieden. Ich will Revanche.“
    „R...Revanche? Was für eine Revanche? Meint Ihr damit ... eine Bestrafung? Aber es war doch nichts als eine Torheit, Mylord.“
    „Trotzdem verlange ich ein Opfer von dir. Wenn ich mich nicht täusche, Olivia, bist du doch ein tapferes Mädchen, oder?“
    Sie gab ihm keine Antwort. Ihre Augen schienen noch einmal so groß zu sein, als sie ihn jetzt ansah.
    „Einen Kuss“, sagte er.
    Zuerst antwortete sie nicht. Dann wiederholte sie nur seine Worte. „Einen Kuss?“
    „Ja, Mädchen, einen Kuss fordere ich, und ich werde ihn bekommen. Erzähle mir nicht, dass du noch nie zuvor geküsst hast.“
    Wie erwartet, brachte der Spott sie zum Reden. „Ich sehe nicht, was Euch das angeht“, erklärte sie.
    Sie ist wirklich eine Kaufmannstochter, dachte er.
    „Dann komm her und tu, was dein Herr verlangt. Nur ein Kuss, um unser gegenseitiges Verzeihen zu besiegeln.“
    Zögernd machte sie einen Schritt und hielt dann inne.
    „Ich wollte Euch nicht

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