2009 - komplett
1. KAPITEL
Im schottischen Hochland, 1560
„Pass auf, Ramsey! Hinter dir!“ Morgan McLarin gelang es, einen Warnschrei auszustoßen, während er sich gegen ein halbes Dutzend mit Schwertern bewaffnete Männer verteidigte, die brüllend aus dem Wald hervorstürmten. Mit jedem Schwertstreich bewegte er sich näher auf seinen Freund zu, der vom Pferd gestoßen worden war und um sein Leben kämpfte.
Die Luft war erfüllt von Flüchen und Stöhnen, während die beiden Männer, die seit ihrer Kindheit befreundet waren, all ihr Geschick einsetzten, um den Feind rasch zu erledigen.
„Du hast deinen letzten unschuldigen Highlander getötet“, knurrte Morgan, als er seine Klinge ins Herz eines der Feinde stieß.
„Und ihr auch.“ Er drehte sich um und hob sein Schwert, als noch zwei weitere Angreifer sich auf ihn warfen. „Lasst euch das eine Lehre sein. Mein Vater, der Laird dieses Hochlandes, hat geschworen, nicht zu ruhen, bis sein Volk frei ist von solchen Kerlen wie euch.“
Als das Schwert seine Schulter durchstieß, verspürte Morgan keinen Schmerz. Das warme Blutrinnsal schien ihn ehrlich zu erstaunen. Und noch erstaunter war er, als sein Arm plötzlich nutzlos an der Seite herunterhing. Doch da er darin geübt war, beide Arme in der Schlacht zu gebrauchen, nahm er das Schwert in die linke Hand und hielt so seine Feinde weiterhin in Schach.
„Gütige Mutter!“ Ramsey blickte auf und sah ein weiteres Dutzend Männer aus dem Schatten des Waldes hervorstürmen. „Wir sind tote Männer, Morgan.“
Morgan wandte den Kopf und fasste dann einen jähen Entschluss. „Nimm mein Pferd. Reite zu unserer Burg und schlage Alarm. Diese gesetzlosen Barbaren müssen aufgehalten werden, bevor sie auf unserem Land ein Blutbad anrichten.“
„Ich werde dich nicht verlassen.“ Ramsey schlug einen Angreifer nieder und durchbohrte ihn mit seinem Schwert. Dann fuhr er herum und stellte sich den drei nächsten.
„Einer von uns muss die anderen benachrichtigen. Sonst überrennen die Fremden unser Land. Willst du das?“
„Nein.“ In diesem Augenblick war Ramsey dankbar, dass Morgans schnelle Reaktion ihn vor einer herabsausenden Schwertklinge rettete. Blitzschnell hielt sein Freund den ersten Mann auf und tötete einen zweiten, noch bevor der sein Schwert heben konnte.
Während er sich gegen die nächste Welle von Angreifern wappnete, drehte Morgan sich zu Ramsey um. „Du hast keine andere Wahl, mein Freund. Ich befehle dir, sofort aufzubrechen, denn ich bin der Stärkere und kann sie lange genug aufhalten, um dir die Flucht zu ermöglichen.“
„Morgan ...“
„Kein Wort mehr. Das Überleben unseres Clans hängt von dir ab. Nimm das Gold hier. Ich brauche es nicht.“ Er griff in seinen Kittel, holte eine pralle Börse hervor und warf sie ihm geschickt zu. „Nimm es für Essen und Unterkunft auf deinem Weg. Jetzt reite, Ramsey. Und vergeude keine Zeit. Blicke nicht zurück.“
Erzogen zu gehorchen, warf sich der junge Krieger auf das Pferd seines Freundes. Er duckte sich, um einem Pfeilhagel zu entgehen. Als er doch noch einen Blick über die Schulter riskierte, sah er Morgan von Schwertkämpfern umringt, die sich wie die Fliegen auf ihn stürzten.
Ramsey knirschte mit den Zähnen, entschlossen zu tun, wie ihm befohlen worden war. Er wusste, wenn jemand eine Belagerung überleben konnte, dann war es sein Freund. In den letzten fünf Jahren hatte Morgans Furchtlosigkeit in der Schlacht dazu beigetragen, dass seine Feinde ihn inzwischen Den Wilden nannten. Es war ein Name, der seine Gegner vor Furcht erbeben ließ und unter den Männern, die die Ehre hatten, an seiner Seite zu kämpfen, eine Welle des Stolzes hervorrief.
Während Ramsey sein Pferd vorwärtstrieb, trug der Wind die Schreie und Rufe der Krieger zu ihm herüber. Er verspürte ein Prickeln auf der Kopfhaut und hätte fast dem Wunsch nachgegeben, an die Seite seines Freundes zurückzukehren. Doch dann dachte er an Morgans Worte. Nein, er durfte nicht umkehren. Das Überleben seines Clans hing von ihm ab. Er betete, seine Entscheidung möge ihn nicht das Leben seines liebsten Freundes kosten.
„Lindsay.“ Der kleine Junge und das kleine Mädchen stürzten aus der winzigen Hütte.
Sie standen staunend da, dann stürmten sie wieder ins Innere und riefen:
„Großvater! Komm und schau. Lindsay hat ein Pferd.“
„Ein Pferd?“ Der alte Mann humpelte nach draußen und stützte sich dabei schwer auf einen knorrigen Stock. „Wie kommst du nur zu
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