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2009 - komplett

2009 - komplett

Titel: 2009 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 3 Romane
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ermutigt hatte. Wenn sie den Mut dazu besäße, könnte sie ein wenig warten und dann die ganze Prozedur von vorne beginnen. Doch sie wagte es nicht; zudem wollte sie Stephen heute Nacht noch sehen.
    „Bin ich fertig? Habt Ihr noch Wünsche?“, fragte sie.
    Wenn sie sich der Zweideutigkeit ihrer Worte nicht bewusst war, Will war es. Das drückte sein Blick klar aus. Noch war er dagegen immun, wie es schien. Er grinste sie an und meinte: „Wenn du es möchtest?“
    Olivia nahm das als Erlaubnis zu gehen und erhob sich. „Dann wünsche ich Euch eine gute Nacht, Mylord. Schlaft gut.“
    Er schwieg, und sie ging zur Tür und öffnete sie. Auf der Schwelle blickte sie sich um.
    Er hatte sich wieder zurückgelehnt und ließ die Arme über den Rand des Bottichs hängen. Seine Augen waren jedoch offen, und er musterte sie aufmerksam.
    „Angenehme Träume“, sagte sie.
    Er antwortete nicht. Sie starrte ihn einen Augenblick an, bevor sie sich daran erinnerte, dass sie ja gehen sollte.
    Also tat sie es, aber nicht ohne einen weiteren Blick.
    Die kalte Luft brannte in ihren Lungen. Sie kroch unter ihren Kragen und die Ärmel hinauf, als Olivia aus der Burg und an einer Reihe kleiner Häuser vorbeiging, die sich an die äußere Burgmauer schmiegten. Rasch eilte sie auf das winzige Haus zu, das ihr Ziel war.
    Sie klopfte kurz und trat ein. Vier Personen blickten bei ihrem Eintritt auf. Gean saß in der Ecke und hielt Stephen, der verstimmt das Gesicht verzog und gegen den festen Griff seiner Amme anstrampelte.
    John und Martha begrüßten sie. In ihren Augen lag eine Spur von Wachsamkeit. Zwei Monate zuvor hatten diese guten Leute, als sie von Olivias Notlage hörten, die drei Ausreißer in ihrem bescheidenen Heim aufgenommen. Nur sie kannten ihr Geheimnis, und diese Last wog schwer auf ihren Schultern. Olivia deutete ihnen mit einem Lächeln an, dass alles in Ordnung war.
    Das Torffeuer knisterte. „Ich habe euch etwas zu essen gebracht.“ Sie öffnete ihren Mantel und zog ein Bündel hervor.
    „Ihr müsst das nicht machen, Mylady“, protestierte John. „Mein Herr gibt uns genug.“
    „Dessen bin ich mir sicher“, antwortete Olivia. „Aber wenn mehrere Mäuler zu füttern sind, werden eure Portionen kleiner.“ Auf seinen zweifelnden Blick hin fügte sie hinzu: „Das hier ist übrig geblieben. Morgen würde es an die Hunde verfüttert.“
    Gean hob den kleinen Stephen auf ihre Schultern und stand auf. Man sah ihr nicht an, dass sie fünf Monate zuvor ein Baby geboren hatte. Ihr Kind hatte nicht überlebt.
    Als Stephen eine Amme brauchte, hatte sie ihn an ihre Brust gelegt und ins Herz geschlossen. Sie liebte ihn nicht weniger, als es eine richtige Mutter getan hätte. Es tröstete Olivia sehr, dass Stephen in so guter Obhut war, während sie sich in der Burg plackte.
    „Ich wette, was Ihr uns da bringt, ist Eure eigene Mahlzeit“, sagte Gean, die nicht so leicht zu täuschen war, und hob vorwurfsvoll die Augen zu Olivia.
    „Unsinn, ich habe mich satt gegessen. Komm, gib mir Stephen.“ Sie nahm das Baby und lächelte in sein pausbäckiges Gesicht. Stephen lächelte zurück und zeigte dabei sehr viel rosa Zahnfleisch. Für Olivia war es der liebste Anblick. „Ich muss ihm sagen, wie entsetzlich ich ihn vermisst habe. Ja, das habe ich, kleiner Mann. Und, hast du mich auch vermisst?“
    Zum allgemeinen Entzücken winkte das Kind mit seinen molligen Fäustchen und stieß einen hohen Schrei des Willkommens aus. „Schaut nur, er hat mich vermisst“, rief Olivia voller Stolz und gab dem Baby eine Brotkruste, an der es lutschen konnte.
    Der Kleine schob sie in den Mund.
    „Er war schrecklich quengelig“, erklärte Gean und durchstöberte den Inhalt des Pakets, bis sie einen Haferkuchen fand, der von Honig troff. Sie nahm einen kleinen Bissen, stieß einen Seufzer aus und verdrehte verzückt die Augen. „Seit ich ein Mädchen war, habe ich so etwas nicht mehr gegessen. Lord Clement gab den Dienern nie solche Köstlichkeiten. Da gab es nichts als Arbeit, Arbeit, Arbeit.“ Ein wenig verwundert betrachtete sie Olivia und das jetzt zufriedene Kind. „Er hat aufgehört zu schreien.“
    Tatsächlich war Stephen recht zufrieden mit seiner Kruste, und Olivia herzte und küsste ihn liebevoll. Das Baby sah sie mit einem strahlenden Lächeln an und schlug mit der kleinen Faust sanft gegen ihre Wange. In vielem glich er seinem Vater, aber Olivia erkannte die Nase ihrer Mutter und um Mund und Kinn ein wenig Ähnlichkeit mit

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