2011 - komplett
sie, wie sie ihr Herz ganz an ihn verlor. Sie war noch immer nicht sicher, ob sie an Engel glaubte, aber sie glaubte an Tobias. Er musste wirklich ihre wahre Liebe sein, der einzige Seelenverwandte für sie. Mit Tobias in ihrem Herzen und in ihrem Leben würde jede Weihnacht in ihrer Zukunft wundervoll sein.
Eine ganze Weile später sagte Fiona leise: „Sprich mit mir, Tobias. Was macht den Aristoteles so wichtig für dich?“
Er wich ihrem Blick aus. „Ich fürchte, das ist eine recht lange, komplizierte Geschichte. Am Ende wirst du mich für verrückt halten. Was ich dir auch nicht übel nehmen könnte.“
„Das werden wir ja sehen.“ Sie stützte sich auf einen Ellbogen und sah auf ihn herab.
„Ich liebe lange, komplizierte Geschichten.“ Ich liebe dich, war eigentlich, was sie wirklich zu ihm sagen wollte, hielt sich aber zurück. Für so etwas war es gewiss noch zu früh.
Sie hatte bereits beschlossen, ihm das Buch zu geben, doch nicht im Austausch für die Buchhandlung, sondern als Weihnachtsgeschenk. Es wäre nicht fair, es als Lockmittel zu benutzen, um ihn bei sich zu behalten. Und solange sie ihm das Buch vorenthielt, so lange würde sie nicht wissen, ob er deswegen bei ihr blieb oder ihretwegen.
Er seufzte tief. „Ich traf deinen Vater zum ersten und zum letzten Mal vor fünf Jahren. Die Bibliothek des Earl of Langsford wurde versteigert, darunter auch der Aristoteles. Ich glaube, darin das Geheimnis des Steins der Weisen finden zu können, und dass besagter Stein nicht nur dazu verwendet werden kann, Metall zu verändern, sondern auch menschliches Gewebe in eine bessere, harmonischere Form.“
„Du suchst Heilung für deine empfindlichen Augen und Haut?“ Fiona schämte sich, dass sie ihm mit ihrer Eigensinnigkeit so großen Kummer bereitet hatte.
Er zögerte zunächst, gab dann jedoch zu: „Ja. Aber ein Missgeschick verzögerte meine Ankunft bei der Versteigerung. Ich verlor eins der Gläser meiner Brille, und die Reparatur dauerte länger als angenommen. Als ich endlich ankam, war der Aristoteles bereits versteigert worden, und zwar an deinen Vater. Ich versuchte es mit jeder nur möglichen Taktik, ihn zum Verkauf zu überreden. Nur ließ er sich leider nicht umstimmen.“
Fiona nickte betroffen. „Das klingt ganz nach meinem Vater.“
„Und nach noch jemandem, den ich sehr viel intimer kenne.“ Tobias lächelte und strich mit der Hand über ihre Hüfte.
Das Bett war warm, Tobias’ Hände fühlten sich wundervoll an auf ihrer Haut. Nichts wäre leichter, als sich von ihm ablenken zu lassen. Aber Fiona war entschlossen, die ganze Geschichte zu hören. Und so drängte sie: „Fahr fort.“
„Im Lauf der folgenden Jahre blieb ich in Verbindung mit ihm in der Hoffnung, er würde irgendwann seine Meinung ändern. Ich gehe zwar nicht so weit zu sagen, dass wir Freunde wurden, aber wir empfanden Respekt füreinander und eine Art Kameradschaft. Durch seine Briefe erfuhr ich sehr viel über das Geschäft mit Büchern, über sein Leben hier in London und über dich. Er war unglaublich stolz auf dich, weißt du.“
Fiona nickte. Rührung schnürte ihr die Kehle zu. „Ich weiß. Aber danke, dass du es mir sagst.“
„Im letzten Jahr schrieb er mir allerdings nicht mehr so oft. Ich hatte mich schon fast mit dem Gedanken abgefunden, den Aristoteles abzuschreiben. Es ging mir nicht mehr nur um das Buch. Mir fehlte vielmehr unser Briefwechsel. Als ich dann doch wieder von ihm hörte ...“
„Lag er im Sterben.“ Fionas Augen füllten sich mit Tränen.
Tobias zögerte. „Ja.“ Er drückte sie an sich. „Er machte mir ein Angebot. Ich könne den Aristoteles haben, wenn ich die Buchhandlung kaufen würde. Das Übrige weißt du.“
„Danke.“ Fiona lehnte den Kopf an seine Schulter. Plötzlich wurde ihr alles klar. „Ich hätte Vater eigentlich zu der Versteigerung begleiten sollen.“
„Was? Und warum hast du es nicht getan?“
„Weil ich es nur bis zur Paddington Station schaffte. Es war kurz vor Weihnachten und der Bahnsteig überfüllt. Es herrschte großes Gedränge, bei dem jemand gegen mich stieß. Zwar nur ein kleiner Schubs, aber er genügte. Ich verlor das Gleichgewicht auf einer vereisten Stelle und fiel. Mein Knöchel war nicht nur verstaucht, sondern böse gebrochen. Also musste ich natürlich zu Hause bleiben.“
Sie sahen sich einen Moment lang in die Augen. Tobias sprach als Erster. „Wir wären uns sonst vor fünf Jahren auf der Versteigerung
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