Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
204 - An Afras Ufern

204 - An Afras Ufern

Titel: 204 - An Afras Ufern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
Vom Netzwerk:
hinter dem gebogenen Rohreinsatz, und die beiden Männer beschleunigten ihre Schritte. Sie hofften, hinter der Kurve endlich das Ende des Waldes zu sehen. Mittlerweile war Matt davon überzeugt, dass die Dampfmaschine am Strand nicht von den Leuten am Ende der Pipeline befeuert wurde. Vielleicht hätten sie sich vor Ort besser umsehen sollen. Aber wer hatte schon ahnen können, dass dieses Rohr kilometerweit ins Landesinnere führte?
    Noch bevor sie die Wegbiegung erreicht hatten, hörten sie Chira bellen. Rulfan zog seinen Säbel aus dem Gürtel und stürzte los. Matthew folgte ihm.
    Hinter der Biegung war der Pfad neben der Pipeline zugewachsen. Äste und Strauchwerk versperrten den Blick.
    Chiras jämmerliches Jaulen schallte zu ihnen herüber. Während Rulfan mit seinem Säbel auf das Gestrüpp einhieb, kletterte Matt auf das breite Rohr. Das Buschwerk lichtete sich nach wenigen Metern. Hinter den letzten Sträuchern glaubte er das dunkle Fell von Chira zu sehen. Hinter ihr ragte eine helle Wölbung aus dem Boden. Sie ähnelte einem gespaltenen Baumstumpf, und Matthew blieb fast das Herz stehen, als er bemerkte, dass sie sich bewegte.
    »Rulfan, hierher!«, rief er. Sein Schreien schien das Ding zu erschrecken. Blitzschnell verschwand es im Boden.
    Gleichzeitig endete das Jaulen und Winseln von Chira abrupt.
    Matt hetzte weiter. Dort wo das Buschwerk endete, entdeckte er die Lupa: Sie steckte mit Vorderläufen und Kopf in einer wabernden braunen Masse, die Ähnlichkeit mit einer Riesenqualle hatte.
    Matt sah, wie Chira mit den versunkenen Gliedern dem hellbraunen Sumpf zu entkommen versuchte. Aber je mehr sie sich bewegte, desto tiefer sank ihr Leib in den Morast. Wie viel Luft blieb ihr noch?
    Matthew sprang vom Rohr und ging am Rand der Masse auf die Knie. »Ruhig, Chira! Wir holen dich da raus!«
    Inzwischen hatte Rulfan zu ihm aufgeschlossen. Er stierte auf die wabernde Substanz. »Was zum Teufel ist das?« Furcht packte ihn, als er seine Lupa um ihr Leben kämpften sah.
    »Keine Ahnung. Wirkt wie Treibsand. Wir müssen sie schnell da rausholen! Reich mir deine Hand!«
    Während Rulfan ihn hielt, beugte sich Matthew weit über die Masse und tastete nach Chira. Er erwischte ihr Nackenfell und packte zu. Mit aller Kraft versuchte er die Lupa zu sich zu ziehen. Aber der Leib des Tieres bewegte sich kein Stückchen von der Stelle.
    »Ich brauche beide Hände!«, ächzte Matt. »Halt mich am Gürtel fest!«
    »Okay!« Rulfan suchte mit der Linken Halt an einer Nut der Pipeline und schob die Rechte unter Matts Gürtel. »Jetzt!«
    Plötzlich verschwand Chira in der blubbernden Masse.
    Matt schwang seinen Oberkörper über die Stelle, wo die Lupa versunken war. Bis zu den Schultern steckte er seine Arme in dem Sumpf, der sich wie eine weiche Frucht anfühlte.
    Schon spürte er Chiras Fell, bekam es aber nicht zu packen.
    Matt fackelte nicht lange. »Lass mich los und greif meine Fußknöchel!«, rief er nach hinten, und als Rulfan der Anweisung folgte, schloss Matt die Augen und tauchte mit seinem gesamten Oberkörper in die Masse. Mit beiden Armen umschlang er den Leib der Lupa. Er reckte den Kopf in die Höhe, spuckte und schrie: »Ich hab sie! Zieh uns raus!«
    Rulfans Oberarmmuskeln traten dick hervor, während er an Matts Beinen zog. Fellhaare tauchten aus der Masse. Dann ertönte Chiras ersticktes Röcheln. Als Matthew auf festen Grund war, zogen die beiden Männer gemeinsam die Lupa heraus. Die Masse gab ein schmatzendes Geräusch von sich, als sie das Tier endlich freigab.
    Japsend würgte Chira heraus, was sie verschluckt hatte. Ihr Fell war bedeckt von klebrigen Fasern. Sie hingen an ihr wie Spinnfäden an toten Fliegen.
    Auch Matthew war voll davon. Er wischte sich das Zeug von Gesicht und Oberkörper. »Fühlt sich trocken an«, brummte er, während er die Fäden zwischen den Fingern zwirbelte.
    Schließlich roch er daran: Seine Augenbrauen schnellten nach oben. »Ein Pilz!«, rief er. »Das ist ein Pilz!«
    ***
    Der Morgen dämmerte im Lager der Dankar. Lasoo wärmte seine Hände über der Glut der Feuerstelle vor seinem Zelt. Er hatte die Nacht durchwacht, um zwei Hyeenawelpen in die Welt zu helfen. Eines hatte quer im Geburtskanal gelegen und er musste es im Leib der Mutter drehen. Das war immer eine heikle Angelegenheit, weil die Gebärenden mitunter wild um sich bissen. Aber das Weibchen hatte ausgesprochen still gehalten. Inzwischen lagen alle drei Tiere erschöpft aber gesund in ihrem Bau.
    Lasoo

Weitere Kostenlose Bücher