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2048 - Insel des Friedens

Titel: 2048 - Insel des Friedens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Teilchen" vielfach größer als ein Sonnensystem.
    An anderer Stelle wurden Tafelberge von rasenden Flüssen umgischtet, Brandung kochte an Klippen, zersprühte zu Nebel, versank in plötzlich klaffenden Schluchten und mäandernden Klüften. Fast meinte ich, ein unausgesetztes Blubbern zu hören, ein Zischen und Rauschen. Zu den rein optischen Eindrücken kamen die Eingänge von Ortern und Tastern hinzu, lieferten in Falschfarbensimulationen und Zahlenkolonnen Daten der tobenden Gewalten. Der Vergleich mit dem Zentrumssektor einer Galaxis mochte naheliegend sein, das dortige Chaos wurde aber um ein Vielfaches übertroffen.
    Seit der PULS schlug, waren die Kesselbeben Vergangenheit. Aber im Wirkungsbereich des Kessels an sich war und blieb es ein hyperenergetisches Monstrum, das selbst stärkste Hyperstürme um viele Zehnerpotenzen überstieg. Weiterhin wurden über viele Lichtjahre reichende Sektoren zu riesigen Aufrissen. Raum und Zeit wurden zerfetzt oder dienten der Manifestation instabiler Hyperbarie-Konzentrationen, die Millionen Sonnenmassen entsprachen, um im nächsten Augenblick wieder zu verdunsten, gefolgt von ebenso instabilen Erscheinungen und raumzeitlichen Deformationen. Und im Zentrum ...
    Alaska sagte: „Der eigentliche PULS ist jene knapp ein Lichtjahr durchmessende Enklave des hyperphysikalischen Zentrums, die gar nicht mehr Bestandteil unseres Kosmos ist, in der es keinerlei Quantenfluktuationen gibt, sondern nur das Absolute Vakuum."
    In Alashan hatten sich die Wissenschaftler die Köpfe heiß geredet, immer wieder auf die prinzipielle Unmöglichkeit eines solchen Zustandes hingewiesen, Theorien erstellt und gleich wieder verworfen. Der PULS schert sich nicht um unser mangelndes Verständnis der Zusammenhänge, dachte ich. Er existiert. „Überspitzt ausgedrückt", sagte der ES-Bote, „könnte man auch sagen, dass deshalb in dem Absoluten Vakuum keine Quantenfluktuationen vorkommen, weil es selbst in gewissem Sinne eine solche darstellt. Wie gesagt: Aus unserer Sicht ist es eine punktförmige Singularität, verborgen hinter einem normalerweise nicht passierbaren Ereignishorizont."
    Eine Holosimulation formte auf der Basis der Ortungsdaten das dreidimensionale Bild eines Kegelstumpfes in der Art eines Schichtvulkans. Aus dem „Krater" schwappten permanent hyperenergetische Fluten, die nach allen Seiten die Hänge hinab brandeten. In „Gipfelnähe" musste der Druck kaum vorstellbare Ausmaße. annehmen - denn noch am „Bergfuß" reichte die Kraft aus, das konventionelle Raum-Zeit-Gefüge in einen brandungsgleichen Aufruhr zu versetzen. „In den Weiten des Standarduniversums kommt es immer wieder zu Bedingungen, die das Entstehen eines Thoregons begünstigen", fuhr Lotho leise fort. „Was als Enklave eines Absoluten Vakuums umschrieben wird, ist ein Phänomen, das außerhalb der vertrauten Begrifflichkeit liegt - nicht nur der des Standarduniversums, sondern auch des Multiversums, denn es entzieht sich sogar den Gesetzmäßigkeiten des Moralischen Kodes und seiner Kosmonukleotide sowie dem Zugriff der Hohen Mächte. Schon aus diesem Grund ist es stets ein höchst instabiler Zustand, der häufig bereits im Augenblick seiner Ausbildung wieder vergeht, maximal aber einige hunderttausend Jahre anhält. Je länger sich rings des Ereignishorizonts die Kräfte aufstauen können, desto gravierender sind die Auswirkungen, wenn sie sich schließlich entladen."
    „DaGlausch und Salmenghest wären vollständig zerstört worden!" Eismers Stimme klang rau; fast glaubte ich einen Vorwurf herauszuhören.
    In den vergangenen Jahren hatten wir genügend Zeit gehabt, sämtliche Argumente für und wider Thoregon abzuwägen. Vieles, was damit zusammenhing, musste weiterhin mit einem Fragezeichen versehen bleiben, weil die weitergehenden Informationen fehlten. Aus den sporadischen Kontakten .zur heimatlichen Milchstraße wussten wir, dass dort in Expertenkreisen heftig über Sinn oder Unsinn von Thoregon diskutiert worden war. Viele der von ihnen aufgeworfenen Fragen wurden zu Recht gestellt.
    Vergessen wird dabei jedoch gerne, dass zumindest für uns ein Gesichtspunkt mehr Gewicht besitzt als sämtliche akademischen Erwägungen, dachte ich. Denn eines ist in jedem Fall eine Tatsache: Wären die sechs Superintelligenzen nicht aktiv geworden, hätte es für die Zwillingsgalaxie das Ende bedeutet. 350 Billionen oder gar eine Billiarde intelligenter Lebensformen hätten sonst den Tod gefunden.
    Lotho nickte.

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