21 - Stille Wasser
›Heftzwecke-in-dieMitte-Faden-an-Heftzwecke-Bleistift-an-Faden‹-Methode bedient hätten. Natürlich bestand die Heftzwecke diesmal aus einem Stück Treibholz und der Bleistift war durch etwas ersetzt worden, das unter dem spärlichen Licht des wolkenverhangenen Morgenhimmels wie Silber glänzte.
Es war Silber, erkannte Buffy nun, genauer gesagt, jener mit Ornamenten völlig überladene silberne Brieföffner, den Giles auf einer dieser dubiosen Bibliothekarsversammlungen erhalten hatte, für irgendwelche besonderen Verdienste.
Hey, da hatte er also doch noch was gefunden, wozu man das Ding gebrauchen konnte!
»Ariel!«, schrie Xander plötzlich. »Komm wieder her!«
Das Selkie hatte sich Giles’ und Willows Unachtsamkeit zunutze gemacht und war kurzerhand aus dem Kreis ausgebrochen, um zum Meer hinunterzulaufen. Es wich Xanders Versuchen, es zu erwischen, mit einer Leichtigkeit aus, als würde er sich gar nicht bewegen.
„Oh nein, Ariel, das wirst du nicht tun. Nicht jetzt«, sagte Buffy und ergriff sie am Arm. Das Seehund-Mädchen wirbelte zu ihr herum und blickte sie aus Augen an, in denen ungezähmte Wildheit loderte. Sie schien die Jägerin gar nicht wahrzunehmen. »Hey, immer hübsch langsam. Ganz ruhig. Du kannst doch ohne dein Fell sowieso nicht nach Hause.«
Angel tauchte neben ihr auf und murmelte etwas, das sich, wie Buffy zu erkennen meinte, nach einer altirischen Variante von »Ganz ruhig« anhörte. Bei ihm klang die Sprache ganz anders als bei Giles, viel sanfter, dennoch zeigte Ariel keinerlei Reaktion.
»Ariel!«, rief Giles ungeduldig. Er machte eine herrische Geste und sagte etwas in seinem bröckeligen Gälisch, das möglicherweise so viel heißen mochte wie: »Komm endlich her oder geh dahin, wo der Pfeffer wächst!«
Kleinmütig und mit einem Mal wieder lammfromm, begab sich das Selkie in den Kreis zurück. Seufzend zog Willow die Linie nach.
»Jetzt?«, fragte sie Giles.
Er hatte einen Arm um das Selkie gelegt, um es an seinem Platz zu halten. »Jetzt«, sagte er mit fester Stimme.
Willow griff in einen kleinen Beutel und holte eine Hand voll kleiner Kristalle hervor, dann hob sie die Hände, die Innenflächen gen Himmel gerichtet, und begann erneut mit dem Ritual.
»Ich beschwöre Deine wahre Gestalt.«
Wieder war auf ihren Handflächen ein Glühen zu erkennen, etwas bläulicher vielleicht und grüner als beim vorherigen Mal.
»Ich reinige Deine wahre Gestalt.«
In der Dunkelheit wirkte das Glühen mehr wie ein Funkeln, als würde es aus lauter kleinen glitzernden Mineralien bestehen.
Willow drehte ihre Hände herum und die Ingredienzien ergossen sich auf Ariels Kopf. Der Geruch des Meersalzes, das sie dieses Mal benutzten, war der gleiche wie der des sich vor ihnen ausbreitenden Ozeans, dennoch auf eigentümliche Weise irgendwie anders.
»Ich befreie Deine wahre Gestalt.«
Nachdem der erste Teil des Beschwörungszaubers geschafft war, wartete Willow, bis Giles die magische Mixtur gleichmäßig auf dem Fell verteilt hatte, das Ariel immer noch mit ihren kleinen Fingern umklammert hielt. Das Glühen floss wie ein glitzernder Vorhang von Willows Händen hinab auf Ariels Kopf und verharrte dort, als würde es ebenfalls auf etwas warten.
Ariel rührte sich nicht vom Fleck, obwohl sie vor Aufregung regelrecht zitterte.
Dann nickte Giles und Willow fuhr fort:
»Aegir, sieh auf Dein Kind mit Wohlgefallen.«
»Aegir, sieh auf Dein Kind in Liebe.«
»Löse die Fesseln, die von Menschen gemacht.«
»Entlasse sie in die Arme des Ozeans.«
»Heiße sie erneut in deinem Reich willkommen.«
Ein leichtes Zucken ging durch das Seehundfell, als das lumineszierende Leuchten sich darauf auszubreiten begann, und Willow und Giles legten es fester um Ariels zierliche Gestalt. Dann, nach einem kurzen Zeichen von Giles, nahm Willow all ihren Willen zusammen und konzentrierte sich auf die magische Kraft, die sie immer noch in ihren Handflächen spürte. Sacht strich sie mit den Händen über das Fell.
»Fanach«, sagte Giles leise zu dem Selkie. »Warte. Nur noch einen kleinen Moment...«
Ein Aufschrei, dann ein dumpfes Geräusch – irgendetwas war hinter Willow geschehen.
»Oh, argh!«, entfuhr es ihr, als sie spürte, wie sie die Verbindung verlor. Sie riskierte einen raschen Blick über die Schulter, immer noch bemüht, den magischen Bann aufrechtzuerhalten.
Oz und Xander waren in ein Handgemenge mit einer dritten Person verwickelt, die sie verzweifelt am Betreten des Kreises zu
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